Fließen zwei Gewässer in einander, Eins die Sawa, eines die Morawa. Holz und Steine trägt dahin die Sawa, Ein beschlagnes Schifflein die Morawa. Schwesterlein und Bruder in dem Schifflein, Bruder schlummert, und die Schwester sticket. Und sie wecket ihn mit ihrer Nadel: "Auf, o Bruder, Belgrad brennt in Flammen!" -- Drauf im Schlaf erwiedert ihr der Bruder:
"Mag es brennen! mag zum Grund verbrennen! Hab' drei Jahr gedienet in der Veste! Ein Jahr dient' ich um stahlblanke Waffen, Dient' ein zweites um ein gutes Rößlein, Dient' ein drittes um ein schönes Mädchen. Aber als sie Waffen nun vertheilten, Gaben sie mir, alte, ganz verrostet! Als die Rosse ausgetheilet wurden, Gab man mir ein altes, ganz zerrittnes! Als die Mädchen ausgetheilet wurden, Gab man mir ein altes, ganz verblühtes!" --
Belgrad in Flammen.
Fließen zwei Gewässer in einander, Eins die Sawa, eines die Morawa. Holz und Steine trägt dahin die Sawa, Ein beschlagnes Schifflein die Morawa. Schwesterlein und Bruder in dem Schifflein, Bruder schlummert, und die Schwester sticket. Und sie wecket ihn mit ihrer Nadel: „Auf, o Bruder, Belgrad brennt in Flammen!“ — Drauf im Schlaf erwiedert ihr der Bruder:
„Mag es brennen! mag zum Grund verbrennen! Hab' drei Jahr gedienet in der Veste! Ein Jahr dient' ich um stahlblanke Waffen, Dient' ein zweites um ein gutes Rößlein, Dient' ein drittes um ein schönes Mädchen. Aber als sie Waffen nun vertheilten, Gaben sie mir, alte, ganz verrostet! Als die Rosse ausgetheilet wurden, Gab man mir ein altes, ganz zerrittnes! Als die Mädchen ausgetheilet wurden, Gab man mir ein altes, ganz verblühtes!“ —
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Belgrad in Flammen.
Fließen zwei Gewässer in einander,
Eins die Sawa, eines die Morawa.
Holz und Steine trägt dahin die Sawa,
Ein beschlagnes Schifflein die Morawa.
Schwesterlein und Bruder in dem Schifflein,
Bruder schlummert, und die Schwester sticket.
Und sie wecket ihn mit ihrer Nadel:
„Auf, o Bruder, Belgrad brennt in Flammen!“ —
Drauf im Schlaf erwiedert ihr der Bruder:
„Mag es brennen! mag zum Grund verbrennen!
Hab' drei Jahr gedienet in der Veste!
Ein Jahr dient' ich um stahlblanke Waffen,
Dient' ein zweites um ein gutes Rößlein,
Dient' ein drittes um ein schönes Mädchen.
Aber als sie Waffen nun vertheilten,
Gaben sie mir, alte, ganz verrostet!
Als die Rosse ausgetheilet wurden,
Gab man mir ein altes, ganz zerrittnes!
Als die Mädchen ausgetheilet wurden,
Gab man mir ein altes, ganz verblühtes!“ —
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Talvj, Volkslieder der Serben, 1825, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_volkslieder_1825/89>, abgerufen am 17.06.2024.
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