Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. IV, 2. Woche, Erfurt (Thüringen), 10. Januar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Den 20. abgewichenen Monaths ist die Schwäbische Creyß-
Versammlung aus einander gegangen, sie wird aber bald, wegen
wichtiger Affairen, nach dem Neuen Jahr wieder zusammen kom-
men.

Jtalien.

Beym Don Philippo ist Geld genug aus Spanien angekommen,
dem ohngeachtet müssen die armen Savoyischen Mäuse-Fän-
ger fast alles hergeben, was sie in Leib und Leben haben. Man sin-
net auch der Geistlichkeit nunmehr an, ein so genanntes Don gratuit
zu geben; sie wollen sich aber keinesweges darzu verstehen, sondern
lieber die Extremitäten abwarten.

Seit der Piemontesischen Jagd, wobey aber die Spanischen
Jäger nichts gefangen; hat die Don Philippische Armee abermahl
die Revision gehalten, und befunden, daß sie noch immer beym sub-
trahi
ren geblieben: massen sie von selber Zeit an schon wieder 2000.
Todte zehlt. Sie sehnen sich also recht hertzlich nach der Frantzösi-
schen Multiplication.

Jüngst ist bey der Spanischen Armee in Savoyen die Nach-
richt einer erhaltenen Victoire wider die Oesterreicher im Kirchen-
Staat eingelauffen; da man sie aber beym Licht besahe, fande man
sie noch weit kleiner als Sedecimo, denn der gantze Sieg hat in
2. Todten, 3. Gefangenen und 1. erbeuteten Oesterreichischen Ba-
gage-Wagen bestanden. Denen Herren Spaniern gehet es nicht
anders, wie denen Kauffleuten, welche erst mit kleinen handeln, ehe
sie en gros gewinnen können.

Franckreich.

Nun hat man, nun weiß man die Anrede des Königs von Eng-
land an seine versammlete Parlaments-Häuser, man ist sehr
stutzig drüber, wird sich aber von seinen Maaß-Regeln, die nach
der Hoheit des Frantzösischen Reiches gemessen, nicht irre machen
lassen; ohnerachtet man die tieffe Politic des Groß-Brittannischen
Monarchen nicht genug bewundern kan, daß er nicht ein Wort
von Duynkirchen in solcher mit einfliessen lassen, als wolte derselbe
gleichsam dadurch den ersten Schritt zur Ruptur mit Franckreich
vermeiden.

Den 20. abgewichenen Monaths ist die Schwäbische Creyß-
Versammlung aus einander gegangen, sie wird aber bald, wegen
wichtiger Affairen, nach dem Neuen Jahr wieder zusammen kom-
men.

Jtalien.

Beym Don Philippo ist Geld genug aus Spanien angekommen,
dem ohngeachtet müssen die armen Savoyischen Mäuse-Fän-
ger fast alles hergeben, was sie in Leib und Leben haben. Man sin-
net auch der Geistlichkeit nunmehr an, ein so genanntes Don gratuit
zu geben; sie wollen sich aber keinesweges darzu verstehen, sondern
lieber die Extremitäten abwarten.

Seit der Piemontesischen Jagd, wobey aber die Spanischen
Jäger nichts gefangen; hat die Don Philippische Armee abermahl
die Reviſion gehalten, und befunden, daß sie noch immer beym ſub-
trahi
ren geblieben: massen sie von selber Zeit an schon wieder 2000.
Todte zehlt. Sie sehnen sich also recht hertzlich nach der Frantzösi-
schen Multiplication.

Jüngst ist bey der Spanischen Armee in Savoyen die Nach-
richt einer erhaltenen Victoire wider die Oesterreicher im Kirchen-
Staat eingelauffen; da man sie aber beym Licht besahe, fande man
sie noch weit kleiner als Sedecimo, denn der gantze Sieg hat in
2. Todten, 3. Gefangenen und 1. erbeuteten Oesterreichischen Ba-
gage-Wagen bestanden. Denen Herren Spaniern gehet es nicht
anders, wie denen Kauffleuten, welche erst mit kleinen handeln, ehe
sie en gros gewinnen können.

Franckreich.

Nun hat man, nun weiß man die Anrede des Königs von Eng-
land an seine versammlete Parlaments-Häuser, man ist sehr
stutzig drüber, wird sich aber von seinen Maaß-Regeln, die nach
der Hoheit des Frantzösischen Reiches gemessen, nicht irre machen
lassen; ohnerachtet man die tieffe Politic des Groß-Brittannischen
Monarchen nicht genug bewundern kan, daß er nicht ein Wort
von Duynkirchen in solcher mit einfliessen lassen, als wolte derselbe
gleichsam dadurch den ersten Schritt zur Ruptur mit Franckreich
vermeiden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <pb facs="#f0006" n="30"/>
          <p>Den 20. abgewichenen Monaths ist die Schwäbische Creyß-<lb/>
Versammlung aus einander gegangen, sie wird aber bald, wegen<lb/>
wichtiger Affairen, nach dem Neuen Jahr wieder zusammen kom-<lb/>
men.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Jtalien.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">B</hi>eym Don Philippo ist Geld genug aus Spanien angekommen,<lb/>
dem ohngeachtet müssen die armen Savoyischen Mäuse-Fän-<lb/>
ger fast alles hergeben, was sie in Leib und Leben haben. Man sin-<lb/>
net auch der Geistlichkeit nunmehr an, ein so genanntes <hi rendition="#aq">Don gratuit</hi><lb/>
zu geben; sie wollen sich aber keinesweges darzu verstehen, sondern<lb/>
lieber die Extremitäten abwarten.</p><lb/>
          <p>Seit der Piemontesischen Jagd, wobey aber die Spanischen<lb/>
Jäger nichts gefangen; hat die Don Philippische Armee abermahl<lb/>
die <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;ion</hi> gehalten, und befunden, daß sie noch immer beym <hi rendition="#aq">&#x017F;ub-<lb/>
trahi</hi>ren geblieben: massen sie von selber Zeit an schon wieder 2000.<lb/>
Todte zehlt. Sie sehnen sich also recht hertzlich nach der Frantzösi-<lb/>
schen <hi rendition="#aq">Multiplication.</hi></p><lb/>
          <p>Jüngst ist bey der Spanischen Armee in Savoyen die Nach-<lb/>
richt einer erhaltenen <hi rendition="#aq">Victoire</hi> wider die Oesterreicher im Kirchen-<lb/>
Staat eingelauffen; da man sie aber beym Licht besahe, fande man<lb/>
sie noch weit kleiner als <hi rendition="#aq">Sedecimo</hi>, denn der gantze Sieg hat in<lb/>
2. Todten, 3. Gefangenen und 1. erbeuteten Oesterreichischen Ba-<lb/>
gage-Wagen bestanden. Denen Herren Spaniern gehet es nicht<lb/>
anders, wie denen Kauffleuten, welche erst mit kleinen handeln, ehe<lb/>
sie <hi rendition="#aq">en gros</hi> gewinnen können.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Franckreich.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>un hat man, nun weiß man die Anrede des Königs von Eng-<lb/>
land an seine versammlete Parlaments-Häuser, man ist sehr<lb/>
stutzig drüber, wird sich aber von seinen Maaß-Regeln, die nach<lb/>
der Hoheit des Frantzösischen Reiches gemessen, nicht irre machen<lb/>
lassen; ohnerachtet man die tieffe Politic des Groß-Brittannischen<lb/>
Monarchen nicht genug bewundern kan, daß er nicht ein Wort<lb/>
von Duynkirchen in solcher mit einfliessen lassen, als wolte derselbe<lb/>
gleichsam dadurch den ersten Schritt zur Ruptur mit Franckreich<lb/>
vermeiden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0006] Den 20. abgewichenen Monaths ist die Schwäbische Creyß- Versammlung aus einander gegangen, sie wird aber bald, wegen wichtiger Affairen, nach dem Neuen Jahr wieder zusammen kom- men. Jtalien. Beym Don Philippo ist Geld genug aus Spanien angekommen, dem ohngeachtet müssen die armen Savoyischen Mäuse-Fän- ger fast alles hergeben, was sie in Leib und Leben haben. Man sin- net auch der Geistlichkeit nunmehr an, ein so genanntes Don gratuit zu geben; sie wollen sich aber keinesweges darzu verstehen, sondern lieber die Extremitäten abwarten. Seit der Piemontesischen Jagd, wobey aber die Spanischen Jäger nichts gefangen; hat die Don Philippische Armee abermahl die Reviſion gehalten, und befunden, daß sie noch immer beym ſub- trahiren geblieben: massen sie von selber Zeit an schon wieder 2000. Todte zehlt. Sie sehnen sich also recht hertzlich nach der Frantzösi- schen Multiplication. Jüngst ist bey der Spanischen Armee in Savoyen die Nach- richt einer erhaltenen Victoire wider die Oesterreicher im Kirchen- Staat eingelauffen; da man sie aber beym Licht besahe, fande man sie noch weit kleiner als Sedecimo, denn der gantze Sieg hat in 2. Todten, 3. Gefangenen und 1. erbeuteten Oesterreichischen Ba- gage-Wagen bestanden. Denen Herren Spaniern gehet es nicht anders, wie denen Kauffleuten, welche erst mit kleinen handeln, ehe sie en gros gewinnen können. Franckreich. Nun hat man, nun weiß man die Anrede des Königs von Eng- land an seine versammlete Parlaments-Häuser, man ist sehr stutzig drüber, wird sich aber von seinen Maaß-Regeln, die nach der Hoheit des Frantzösischen Reiches gemessen, nicht irre machen lassen; ohnerachtet man die tieffe Politic des Groß-Brittannischen Monarchen nicht genug bewundern kan, daß er nicht ein Wort von Duynkirchen in solcher mit einfliessen lassen, als wolte derselbe gleichsam dadurch den ersten Schritt zur Ruptur mit Franckreich vermeiden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744/6
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. IV, 2. Woche, Erfurt (Thüringen), 10. Januar 1744, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0204_1744/6>, abgerufen am 03.12.2024.