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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744.

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Neuigkeiten von Teutschland.

Es will verlauten, daß gewisse Jnstructions-Puncte in geheim
unter einigen Gesandten communiciret würden, die der Oe-
sterreichische Directorial-Gesandte, Herr Baron von Palm, von
seiner Königl. Principalin überkommen hat. Geschiehet dieses, so
dörfften wir, unserm Bedüncken nach, dem Ende der Dictatur-
Sache bald entgegen sehen.

Jn Bayern wird der Hr. General Berenclau nicht mehr com-
mandiren, sondern Se. Exeellentz der Hr. Graf Bathiani, General
von der Cavallerie. Er hat auch schon den 16. Dec. zum ersten-
mahl seinen Sitz in dem Administrations-Rath genommen.

Das Vermählungs-Fest Sr. Königl. Hoheit Printz Carls,
wird in Hoffnung eines fallenden Schnees mit einer prächtigen
Schlitten- Cavalcade solennisirt werden. Jns besondere sind vom
Fürst von Lichtenstein und Graf von Harrach so prächtige Schlit-
ten angefriemt worden, daß einige davon mit dem Zeug 7. bis
8000. fl. kosten. Den 7. Januarii soll das Beylager geschehen;
den 8. wird die Opera Pimestra gespielt werden, die auf 100000.
fl. zu stehen kommt; den 9. soll im Königl. Saal magnifiquer Ball
seyn; den 10. und 11. ist Galla zu Schönbrunn; den 12. oder 13.
verfügen sich die hohen Herrschafften entweder auf Kutschen oder
Schlitten, jedoch en Masque, wieder in die Stadt ein, fahren durch
dieselbe hin und wieder, und begeben sich endlich in die mit viel 100.
Spiegeln, kostbaren Heng-Leuchtern und mit 200000. Wachs-
Lichtern illuminirte Königl. Reit-Schule, woselbst man sich mit
Englischen Ballets und Tantzen belustiget. Mehreres ist zur Zeit
nicht bekannt worden.

Wie hoch der Preußische Augustus sowohl die Kriegs- als
Friedens-Künste schätzet, davon haben Höchst-Dieselbe besondere
Merckmahle kurtz vor Weynachten zu Tage gelegt: Denn Sie ha-
ben nicht nur der Königl. Academie der Wissenschafften eine jähr-
liche Rente von 200000. Rthlr. zugelegt, um die Künste und Wis-
senschafften in bessern Flor zu bringen; Sondern Sie haben auch
alle zur Berlinischen Besatzung gehörige Officiers zu sich ruffen las-
sen, denenselben verschiedene Abrisse von Vestungen gezeigt, und
Jhr Vergnügen bezeigt, wenn sie sich während diesen Winter be-

Neuigkeiten von Teutschland.

Es will verlauten, daß gewisse Jnstructions-Puncte in geheim
unter einigen Gesandten communiciret würden, die der Oe-
sterreichische Directorial-Gesandte, Herr Baron von Palm, von
seiner Königl. Principalin überkommen hat. Geschiehet dieses, so
dörfften wir, unserm Bedüncken nach, dem Ende der Dictatur-
Sache bald entgegen sehen.

Jn Bayern wird der Hr. General Berenclau nicht mehr com-
mandiren, sondern Se. Exeellentz der Hr. Graf Bathiani, General
von der Cavallerie. Er hat auch schon den 16. Dec. zum ersten-
mahl seinen Sitz in dem Administrations-Rath genommen.

Das Vermählungs-Fest Sr. Königl. Hoheit Printz Carls,
wird in Hoffnung eines fallenden Schnees mit einer prächtigen
Schlitten- Cavalcade ſolenniſirt werden. Jns besondere sind vom
Fürst von Lichtenstein und Graf von Harrach so prächtige Schlit-
ten angefriemt worden, daß einige davon mit dem Zeug 7. bis
8000. fl. kosten. Den 7. Januarii soll das Beylager geschehen;
den 8. wird die Opera Pimeſtra gespielt werden, die auf 100000.
fl. zu stehen kommt; den 9. soll im Königl. Saal magnifiquer Ball
seyn; den 10. und 11. ist Galla zu Schönbrunn; den 12. oder 13.
verfügen sich die hohen Herrschafften entweder auf Kutschen oder
Schlitten, jedoch en Maſque, wieder in die Stadt ein, fahren durch
dieselbe hin und wieder, und begeben sich endlich in die mit viel 100.
Spiegeln, kostbaren Heng-Leuchtern und mit 200000. Wachs-
Lichtern illuminirte Königl. Reit-Schule, woselbst man sich mit
Englischen Ballets und Tantzen belustiget. Mehreres ist zur Zeit
nicht bekannt worden.

Wie hoch der Preußische Augustus sowohl die Kriegs- als
Friedens-Künste schätzet, davon haben Höchst-Dieselbe besondere
Merckmahle kurtz vor Weynachten zu Tage gelegt: Denn Sie ha-
ben nicht nur der Königl. Academie der Wissenschafften eine jähr-
liche Rente von 200000. Rthlr. zugelegt, um die Künste und Wis-
senschafften in bessern Flor zu bringen; Sondern Sie haben auch
alle zur Berlinischen Besatzung gehörige Officiers zu sich ruffen las-
sen, denenselben verschiedene Abrisse von Vestungen gezeigt, und
Jhr Vergnügen bezeigt, wenn sie sich während diesen Winter be-

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[35/0003] Neuigkeiten von Teutschland. Es will verlauten, daß gewisse Jnstructions-Puncte in geheim unter einigen Gesandten communiciret würden, die der Oe- sterreichische Directorial-Gesandte, Herr Baron von Palm, von seiner Königl. Principalin überkommen hat. Geschiehet dieses, so dörfften wir, unserm Bedüncken nach, dem Ende der Dictatur- Sache bald entgegen sehen. Jn Bayern wird der Hr. General Berenclau nicht mehr com- mandiren, sondern Se. Exeellentz der Hr. Graf Bathiani, General von der Cavallerie. Er hat auch schon den 16. Dec. zum ersten- mahl seinen Sitz in dem Administrations-Rath genommen. Das Vermählungs-Fest Sr. Königl. Hoheit Printz Carls, wird in Hoffnung eines fallenden Schnees mit einer prächtigen Schlitten- Cavalcade ſolenniſirt werden. Jns besondere sind vom Fürst von Lichtenstein und Graf von Harrach so prächtige Schlit- ten angefriemt worden, daß einige davon mit dem Zeug 7. bis 8000. fl. kosten. Den 7. Januarii soll das Beylager geschehen; den 8. wird die Opera Pimeſtra gespielt werden, die auf 100000. fl. zu stehen kommt; den 9. soll im Königl. Saal magnifiquer Ball seyn; den 10. und 11. ist Galla zu Schönbrunn; den 12. oder 13. verfügen sich die hohen Herrschafften entweder auf Kutschen oder Schlitten, jedoch en Maſque, wieder in die Stadt ein, fahren durch dieselbe hin und wieder, und begeben sich endlich in die mit viel 100. Spiegeln, kostbaren Heng-Leuchtern und mit 200000. Wachs- Lichtern illuminirte Königl. Reit-Schule, woselbst man sich mit Englischen Ballets und Tantzen belustiget. Mehreres ist zur Zeit nicht bekannt worden. Wie hoch der Preußische Augustus sowohl die Kriegs- als Friedens-Künste schätzet, davon haben Höchst-Dieselbe besondere Merckmahle kurtz vor Weynachten zu Tage gelegt: Denn Sie ha- ben nicht nur der Königl. Academie der Wissenschafften eine jähr- liche Rente von 200000. Rthlr. zugelegt, um die Künste und Wis- senschafften in bessern Flor zu bringen; Sondern Sie haben auch alle zur Berlinischen Besatzung gehörige Officiers zu sich ruffen las- sen, denenselben verschiedene Abrisse von Vestungen gezeigt, und Jhr Vergnügen bezeigt, wenn sie sich während diesen Winter be-

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744/3>, abgerufen am 24.11.2024.