Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. VI, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 17. Januar 1744.Breite gelegen, als eben jetzo, und niemahls war er solcher unbe- Neuigkeiten von Teutschland. Die Friedens-Hoffnung ist nun gäntzlich verschwunden, wenig- An dem Wienerischen Hof macht man sich starcke Rechnung, Zu Basel ist auf Begehren des Frantzösischen Ministers öffent- Breite gelegen, als eben jetzo, und niemahls war er solcher unbe- Neuigkeiten von Teutschland. Die Friedens-Hoffnung ist nun gäntzlich verschwunden, wenig- An dem Wienerischen Hof macht man sich starcke Rechnung, Zu Basel ist auf Begehren des Frantzösischen Ministers öffent- <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="42"/> Breite gelegen, als eben jetzo, und niemahls war er solcher unbe-<lb/> kandten, unendlich vielen Wunder-Geschöpffe um und neben sich<lb/> gewahr worden; daher konte er sich nicht länger enthalten in fol-<lb/> gende Worte auszubrechen: „O wie wenig bin ich doch gegen die-<lb/> „sem grossen Welt-Meere! solchergestalt werde ich mir keineswe-<lb/> „ges unrecht thun, wenn ich mir selbst unnütze vorkomme. Jch<lb/> „bin wahrhafftig beynahe gar nichts, und geringer als das gering-<lb/> „ste dieser Geschöpffe.„ Auf solche Art hatte sich der Tropffen<lb/> Wasser in sich selbst vertieft, aber in eben dem Augenblick schwamm<lb/> eine Auster gerade auf ihn zu, öffnete ihre Schaalen, und nahm<lb/> den Tropffen mitten unter solchen guten Gedancken zu sich; wor-<lb/> aus nachher die andere unschätzbare Perle geworden, mit welchem<lb/> Juwel die reiche und mächtige Königin <hi rendition="#aq">Cleopatra</hi> das Paar ihres<lb/> allerkostbaresten Haupt-Schmuckes folgends ergäntzete. Wir ha-<lb/> ben nicht nöthig das <hi rendition="#aq">morali</hi>sche Verständniß unserer Fabel zu er-<lb/> öffnen, sondern überlassen es unserer Leser eigenen Einsicht.</p> </div> </div><lb/> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <head>Neuigkeiten von Teutschland.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Friedens-Hoffnung ist nun gäntzlich verschwunden, wenig-<lb/> stens in Wien; die Kriegs-Anstalten hingegen, wie wir schon<lb/> in allen Blättern erörtert, werden mit unermüdeten Fleiß conti-<lb/> nuiret; Croatien stellt 20000. Mann, Ungarn aber 50000. für<lb/> welche Mannschafft die Mondirung und andere Rüstungen schon<lb/> fertig, so daß die geringste Hinderung, wie sonst, gar nicht mehr zu<lb/> besorgen.</p><lb/> <p>An dem Wienerischen Hof macht man sich starcke Rechnung,<lb/> und verspricht sich viel Gutes von der vorseyenden Alliantz mit Sach-<lb/> sen. Ob es aber an dem, daß die Preußischen Trouppen in Schle-<lb/> sien sich nach denen Pohlnischen und Sächsischen Grentzen zögen,<lb/> solches muß eine kleine Gedult bald gewiß machen.</p><lb/> <p>Zu Basel ist auf Begehren des Frantzösischen Ministers öffent-<lb/> lich publicirt worden, daß von dasigen Bürgern und Einwohnern<lb/> sich niemand den neuen Werckern bey Hüningen nähern solte, wo<lb/> er sich das erfolgende Unglück nicht selbst zuschreiben wolte. Wem<lb/> wird auch von denen friedfertigen Schweitzern an Besichtigung ei-<lb/> ner noch unvollkommenen martialischen <hi rendition="#aq">Camera obſcura</hi> viel gele-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0002]
Breite gelegen, als eben jetzo, und niemahls war er solcher unbe-
kandten, unendlich vielen Wunder-Geschöpffe um und neben sich
gewahr worden; daher konte er sich nicht länger enthalten in fol-
gende Worte auszubrechen: „O wie wenig bin ich doch gegen die-
„sem grossen Welt-Meere! solchergestalt werde ich mir keineswe-
„ges unrecht thun, wenn ich mir selbst unnütze vorkomme. Jch
„bin wahrhafftig beynahe gar nichts, und geringer als das gering-
„ste dieser Geschöpffe.„ Auf solche Art hatte sich der Tropffen
Wasser in sich selbst vertieft, aber in eben dem Augenblick schwamm
eine Auster gerade auf ihn zu, öffnete ihre Schaalen, und nahm
den Tropffen mitten unter solchen guten Gedancken zu sich; wor-
aus nachher die andere unschätzbare Perle geworden, mit welchem
Juwel die reiche und mächtige Königin Cleopatra das Paar ihres
allerkostbaresten Haupt-Schmuckes folgends ergäntzete. Wir ha-
ben nicht nöthig das moralische Verständniß unserer Fabel zu er-
öffnen, sondern überlassen es unserer Leser eigenen Einsicht.
Neuigkeiten von Teutschland.
Die Friedens-Hoffnung ist nun gäntzlich verschwunden, wenig-
stens in Wien; die Kriegs-Anstalten hingegen, wie wir schon
in allen Blättern erörtert, werden mit unermüdeten Fleiß conti-
nuiret; Croatien stellt 20000. Mann, Ungarn aber 50000. für
welche Mannschafft die Mondirung und andere Rüstungen schon
fertig, so daß die geringste Hinderung, wie sonst, gar nicht mehr zu
besorgen.
An dem Wienerischen Hof macht man sich starcke Rechnung,
und verspricht sich viel Gutes von der vorseyenden Alliantz mit Sach-
sen. Ob es aber an dem, daß die Preußischen Trouppen in Schle-
sien sich nach denen Pohlnischen und Sächsischen Grentzen zögen,
solches muß eine kleine Gedult bald gewiß machen.
Zu Basel ist auf Begehren des Frantzösischen Ministers öffent-
lich publicirt worden, daß von dasigen Bürgern und Einwohnern
sich niemand den neuen Werckern bey Hüningen nähern solte, wo
er sich das erfolgende Unglück nicht selbst zuschreiben wolte. Wem
wird auch von denen friedfertigen Schweitzern an Besichtigung ei-
ner noch unvollkommenen martialischen Camera obſcura viel gele-
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