Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744.Niederlande. Die Vermuthung oder vielmehr schon halbe Gewißheit, daß der Rußland. Auf wiederholtes Begehren des Königl. Schwedischen Hofs, daß Alle Welt wartet mit curieusen Augen auf den Ausgang des Einige haben als etwas merckwürdiges betrachtet, daß, so Türckey. Der Schach-Nadyr hat die Belagerung von Mosul nicht, wie man allein in [Abbildung]
Niederlande. Die Vermuthung oder vielmehr schon halbe Gewißheit, daß der Rußland. Auf wiederholtes Begehren des Königl. Schwedischen Hofs, daß Alle Welt wartet mit curieuſen Augen auf den Ausgang des Einige haben als etwas merckwürdiges betrachtet, daß, so Türckey. Der Schach-Nadyr hat die Belagerung von Mosul nicht, wie man allein in [Abbildung]
<TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <pb facs="#f0008" n="96"/> <div type="jArticle"> <head>Niederlande.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Vermuthung oder vielmehr schon halbe Gewißheit, daß der<lb/> Graf von Stairs wieder in den Haag kommen werde, scheint<lb/> wieder zu verschwinden, nachdem derselbe sein in der Miethe gehab-<lb/> tes Quartier aufsagen lassen. Einige Briefe von Londen melden so<lb/> gar, daß dieser Herr Graf auf seine Land-Güther gegangen sey.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <head>Rußland.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>uf wiederholtes Begehren des Königl. Schwedischen Hofs, daß<lb/> ihme auch Geld-<hi rendition="#aq">Subſidi</hi>en mögten gegeben werden, wenn Den-<lb/> nemarck mit dem Krieg loßbräche, hat Jhro Kayserl. Majest. auf 4.<lb/> Termine, als im <hi rendition="#aq">Februario, Majo, Julio</hi> und <hi rendition="#aq">Octobr</hi>. 400000.<lb/> Rubeln zugestanden.</p><lb/> <p>Alle Welt wartet mit <hi rendition="#aq">curieuſ</hi>en Augen auf den Ausgang des<lb/> Mißverständnisses zwischen Rußland und Oesterreich wegen der<lb/> Bottaischen <hi rendition="#aq">Affaire</hi>. Jn Wien bleibt man beständig dabey, daß es<lb/> eine Frantzösische <hi rendition="#aq">Intrigue</hi>, und man giebt insonderheit dem Herrn<lb/> Lestock hierbey viele Schuld. Hingegen weiß man zu Petersburg<lb/> hiervon allen nichts, und wird dieser Hof durch solcherley Vorge-<lb/> ben nur noch erbitterter.</p><lb/> <p>Einige haben als etwas merckwürdiges betrachtet, daß, so<lb/> bald der am Englischen Hof gestandene Printz <hi rendition="#aq">Nariskin</hi> wieder in<lb/> Petersburg angelangt, und <hi rendition="#aq">Director</hi> der neuen errichteten Peters-<lb/> burger Ritter-Academie geworden, die politischen <hi rendition="#aq">Acti</hi>en des<lb/><hi rendition="#aq">Marquis de Chetardie</hi>, welche bishero aufs höchste gestiegen zu<lb/> seyn geschienen, um ein ziemliches gefallen, die auch bey denen<lb/> Rußischen Grossen noch geringer werden dörfften, wenn der Lord<lb/> Tirawley erst angekommen. Wie denn auch die Reise nach der<lb/> Haupt-Stadt Moscau nicht eher vor sich gehen wird, als bis dieser<lb/> Englische Abgesandte nebst dem Dähnischen Herrn Gesandten, Ba-<lb/> ron von Holstein, angekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <head>Türckey.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>er Schach-Nadyr hat die Belagerung von Mosul nicht, wie man allein in<lb/> Constantinopel sagt, und von daher weitläufftig schreiben läßt, wegen des er-<lb/> littenen grossen Verlusts aufgehoben, sondern der Mangel an Lebens-Mitteln ist.<lb/><hi rendition="#c">daran Ursach gewefen, und glaubt man, daß er von einer andern Seite in das<lb/> Ottomannische Reich einbrechen werde </hi> . </p> </div> </div><lb/> <figure rendition="#c"/><lb/> </body> </text> </TEI> [96/0008]
Niederlande.
Die Vermuthung oder vielmehr schon halbe Gewißheit, daß der
Graf von Stairs wieder in den Haag kommen werde, scheint
wieder zu verschwinden, nachdem derselbe sein in der Miethe gehab-
tes Quartier aufsagen lassen. Einige Briefe von Londen melden so
gar, daß dieser Herr Graf auf seine Land-Güther gegangen sey.
Rußland.
Auf wiederholtes Begehren des Königl. Schwedischen Hofs, daß
ihme auch Geld-Subſidien mögten gegeben werden, wenn Den-
nemarck mit dem Krieg loßbräche, hat Jhro Kayserl. Majest. auf 4.
Termine, als im Februario, Majo, Julio und Octobr. 400000.
Rubeln zugestanden.
Alle Welt wartet mit curieuſen Augen auf den Ausgang des
Mißverständnisses zwischen Rußland und Oesterreich wegen der
Bottaischen Affaire. Jn Wien bleibt man beständig dabey, daß es
eine Frantzösische Intrigue, und man giebt insonderheit dem Herrn
Lestock hierbey viele Schuld. Hingegen weiß man zu Petersburg
hiervon allen nichts, und wird dieser Hof durch solcherley Vorge-
ben nur noch erbitterter.
Einige haben als etwas merckwürdiges betrachtet, daß, so
bald der am Englischen Hof gestandene Printz Nariskin wieder in
Petersburg angelangt, und Director der neuen errichteten Peters-
burger Ritter-Academie geworden, die politischen Actien des
Marquis de Chetardie, welche bishero aufs höchste gestiegen zu
seyn geschienen, um ein ziemliches gefallen, die auch bey denen
Rußischen Grossen noch geringer werden dörfften, wenn der Lord
Tirawley erst angekommen. Wie denn auch die Reise nach der
Haupt-Stadt Moscau nicht eher vor sich gehen wird, als bis dieser
Englische Abgesandte nebst dem Dähnischen Herrn Gesandten, Ba-
ron von Holstein, angekommen.
Türckey.
Der Schach-Nadyr hat die Belagerung von Mosul nicht, wie man allein in
Constantinopel sagt, und von daher weitläufftig schreiben läßt, wegen des er-
littenen grossen Verlusts aufgehoben, sondern der Mangel an Lebens-Mitteln ist.
daran Ursach gewefen, und glaubt man, daß er von einer andern Seite in das
Ottomannische Reich einbrechen werde .
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Zitationshilfe: | Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XII, 6. Woche, Erfurt (Thüringen), 7. Februar 1744, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0212_1744/8>, abgerufen am 16.07.2024. |