Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Stimme den Kreuzgesang, der damals in Das Grab steht unter wilden Heyden; Das Grab, worinn der Heyland lag, Muß Frevel und Verspottung leiden Und wird entheiligt jeden Tag. Es klagt heraus mit dumpfer Stimme: Wer rettet mich von diesem Grimme! Wo bleiben seine Heldenjünger? Verschwunden ist die Christenheit! Wer ist des Glaubens Wiederbringer? Wer nimmt das Kreuz in dieser Zeit? Wer bricht die schimpflichsten der Ketten, Und wird das heil'ge Grab erretten? Gewaltig geht auf Land und Meeren In tiefer Nacht ein heil'ger Sturm; Die trägen Schläfer aufzustören, Umbraust er Lager, Stadt und Thurm, Stimme den Kreuzgeſang, der damals in Das Grab ſteht unter wilden Heyden; Das Grab, worinn der Heyland lag, Muß Frevel und Verſpottung leiden Und wird entheiligt jeden Tag. Es klagt heraus mit dumpfer Stimme: Wer rettet mich von dieſem Grimme! Wo bleiben ſeine Heldenjünger? Verſchwunden iſt die Chriſtenheit! Wer iſt des Glaubens Wiederbringer? Wer nimmt das Kreuz in dieſer Zeit? Wer bricht die ſchimpflichſten der Ketten, Und wird das heil'ge Grab erretten? Gewaltig geht auf Land und Meeren In tiefer Nacht ein heil'ger Sturm; Die trägen Schläfer aufzuſtören, Umbrauſt er Lager, Stadt und Thurm, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0118" n="110"/> Stimme den Kreuzgeſang, der damals in<lb/> ganz Europa geſungen wurde:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Das Grab ſteht unter wilden Heyden;</l><lb/> <l>Das Grab, worinn der Heyland lag,</l><lb/> <l>Muß Frevel und Verſpottung leiden</l><lb/> <l>Und wird entheiligt jeden Tag.</l><lb/> <l>Es klagt heraus mit dumpfer Stimme:</l><lb/> <l>Wer rettet mich von dieſem Grimme!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wo bleiben ſeine Heldenjünger?</l><lb/> <l>Verſchwunden iſt die Chriſtenheit!</l><lb/> <l>Wer iſt des Glaubens Wiederbringer?</l><lb/> <l>Wer nimmt das Kreuz in dieſer Zeit?</l><lb/> <l>Wer bricht die ſchimpflichſten der Ketten,</l><lb/> <l>Und wird das heil'ge Grab erretten?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Gewaltig geht auf Land und Meeren</l><lb/> <l>In tiefer Nacht ein heil'ger Sturm;</l><lb/> <l>Die trägen Schläfer aufzuſtören,</l><lb/> <l>Umbrauſt er Lager, Stadt und Thurm,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0118]
Stimme den Kreuzgeſang, der damals in
ganz Europa geſungen wurde:
Das Grab ſteht unter wilden Heyden;
Das Grab, worinn der Heyland lag,
Muß Frevel und Verſpottung leiden
Und wird entheiligt jeden Tag.
Es klagt heraus mit dumpfer Stimme:
Wer rettet mich von dieſem Grimme!
Wo bleiben ſeine Heldenjünger?
Verſchwunden iſt die Chriſtenheit!
Wer iſt des Glaubens Wiederbringer?
Wer nimmt das Kreuz in dieſer Zeit?
Wer bricht die ſchimpflichſten der Ketten,
Und wird das heil'ge Grab erretten?
Gewaltig geht auf Land und Meeren
In tiefer Nacht ein heil'ger Sturm;
Die trägen Schläfer aufzuſtören,
Umbrauſt er Lager, Stadt und Thurm,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |