Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Der Alte war auch gleich bereit und sagte: Es brachte es ein reisender Bergmann Ich kenne wo ein festes Schloß
Ein stiller König wohnt darinnen, Mit einem wunderlichen Troß; Doch steigt er nie auf seine Zinnen. Verborgen ist sein Lustgemach Und unsichtbare Wächter lauschen; Nur wohlbekannte Quellen rauschen Zu ihm herab vom bunten Dach. Der Alte war auch gleich bereit und ſagte: Es brachte es ein reiſender Bergmann Ich kenne wo ein feſtes Schloß
Ein ſtiller König wohnt darinnen, Mit einem wunderlichen Troß; Doch ſteigt er nie auf ſeine Zinnen. Verborgen iſt ſein Luſtgemach Und unſichtbare Wächter lauſchen; Nur wohlbekannte Quellen rauſchen Zu ihm herab vom bunten Dach. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0162" n="154"/> Der Alte war auch gleich bereit und ſagte:<lb/> Ich weiß gleich noch ein wunderliches Lied,<lb/> was wir ſelbſt nicht wiſſen, wo es her iſt.</p><lb/> <p>Es brachte es ein reiſender Bergmann<lb/> mit, der weit herkam, und ein ſonderlicher<lb/> Ruthengänger war. Das Lied fand großen<lb/> Beyfall, weil es ſo ſeltſamlich klang, beynah<lb/> ſo dunkel und unverſtändlich, wie die Muſik<lb/> ſelbſt, aber eben darum auch ſo unbegreiflich<lb/> anzog, und im wachenden Zuſtande wie ein<lb/> Traum unterhielt.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich kenne wo ein feſtes Schloß</l><lb/> <l>Ein ſtiller König wohnt darinnen,</l><lb/> <l>Mit einem wunderlichen Troß;</l><lb/> <l>Doch ſteigt er nie auf ſeine Zinnen.</l><lb/> <l>Verborgen iſt ſein Luſtgemach</l><lb/> <l>Und unſichtbare Wächter lauſchen;</l><lb/> <l>Nur wohlbekannte Quellen rauſchen</l><lb/> <l>Zu ihm herab vom bunten Dach.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0162]
Der Alte war auch gleich bereit und ſagte:
Ich weiß gleich noch ein wunderliches Lied,
was wir ſelbſt nicht wiſſen, wo es her iſt.
Es brachte es ein reiſender Bergmann
mit, der weit herkam, und ein ſonderlicher
Ruthengänger war. Das Lied fand großen
Beyfall, weil es ſo ſeltſamlich klang, beynah
ſo dunkel und unverſtändlich, wie die Muſik
ſelbſt, aber eben darum auch ſo unbegreiflich
anzog, und im wachenden Zuſtande wie ein
Traum unterhielt.
Ich kenne wo ein feſtes Schloß
Ein ſtiller König wohnt darinnen,
Mit einem wunderlichen Troß;
Doch ſteigt er nie auf ſeine Zinnen.
Verborgen iſt ſein Luſtgemach
Und unſichtbare Wächter lauſchen;
Nur wohlbekannte Quellen rauſchen
Zu ihm herab vom bunten Dach.
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