sammenhang, den Tiefsinn ihrer Folge, und die Bedeutung ihrer Erscheinungen entdeckt. Der eigentliche Sinn für die Geschichten der Menschen entwickelt sich erst spät, und mehr unter den stillen Einflüssen der Erinnerung, als unter den gewaltsameren Eindrücken der Gegenwart. Die nächsten Ereignisse scheinen nur locker verknüpft, aber sie sympathisiren desto wunderbarer mit entfernteren; und nur dann, wenn man im Stande ist, eine lange Reihe zu übersehn und weder alles buchstäb¬ lich zu nehmen, noch auch mit muthwilligen Träumen die eigentliche Ordnung zu verwir¬ ren, bemerkt man die geheime Verkettung des Ehemaligen und Künftigen, und lernt die Geschichte aus Hoffnung und Erinnerung zu¬ sammensetzen. Indeß nur dem, welchem die ganze Vorzeit gegenwärtig ist, mag es gelin¬ gen, die einfache Regel der Geschichte zu ent¬ decken. Wir kommen nur zu unvollständigen
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ſammenhang, den Tiefſinn ihrer Folge, und die Bedeutung ihrer Erſcheinungen entdeckt. Der eigentliche Sinn für die Geſchichten der Menſchen entwickelt ſich erſt ſpät, und mehr unter den ſtillen Einflüſſen der Erinnerung, als unter den gewaltſameren Eindrücken der Gegenwart. Die nächſten Ereigniſſe ſcheinen nur locker verknüpft, aber ſie ſympathiſiren deſto wunderbarer mit entfernteren; und nur dann, wenn man im Stande iſt, eine lange Reihe zu überſehn und weder alles buchſtäb¬ lich zu nehmen, noch auch mit muthwilligen Träumen die eigentliche Ordnung zu verwir¬ ren, bemerkt man die geheime Verkettung des Ehemaligen und Künftigen, und lernt die Geſchichte aus Hoffnung und Erinnerung zu¬ ſammenſetzen. Indeß nur dem, welchem die ganze Vorzeit gegenwärtig iſt, mag es gelin¬ gen, die einfache Regel der Geſchichte zu ent¬ decken. Wir kommen nur zu unvollſtändigen
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ſammenhang, den Tiefſinn ihrer Folge, und
die Bedeutung ihrer Erſcheinungen entdeckt.
Der eigentliche Sinn für die Geſchichten der
Menſchen entwickelt ſich erſt ſpät, und mehr
unter den ſtillen Einflüſſen der Erinnerung,
als unter den gewaltſameren Eindrücken der
Gegenwart. Die nächſten Ereigniſſe ſcheinen
nur locker verknüpft, aber ſie ſympathiſiren
deſto wunderbarer mit entfernteren; und nur
dann, wenn man im Stande iſt, eine lange
Reihe zu überſehn und weder alles buchſtäb¬
lich zu nehmen, noch auch mit muthwilligen
Träumen die eigentliche Ordnung zu verwir¬
ren, bemerkt man die geheime Verkettung
des Ehemaligen und Künftigen, und lernt die
Geſchichte aus Hoffnung und Erinnerung zu¬
ſammenſetzen. Indeß nur dem, welchem die
ganze Vorzeit gegenwärtig iſt, mag es gelin¬
gen, die einfache Regel der Geſchichte zu ent¬
decken. Wir kommen nur zu unvollſtändigen
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/185>, abgerufen am 21.11.2024.
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