Einsiedler bemerkte seine innere Lust, und er¬ klärte ihm die sonderbaren Vorstellungen. Die mannichfaltigsten Lebensscenen waren ab¬ gebildet. Kämpfe, Leichenbegängnisse, Hoch¬ zeitfeyerlichkeiten, Schiffbrüche, Höhlen und Paläste; Könige, Helden, Priester, alte und junge Leute, Menschen in fremden Trachten, und seltsame Thiere, kamen in verschiedenen Abwechselungen und Verbindungen, vor. Heinrich konnte sich nicht satt sehen, und hät¬ te nichts mehr gewünscht, als bey dem Ein¬ siedler, der ihn unwiderstehlich anzog, zu bleiben, und von ihm über diese Bücher un¬ terrichtet zu werden Der Alte fragte unter¬ deß, ob es noch mehr Höhlen gäbe, und der Einsiedler sagte ihm, daß noch einige sehr große in der Nähe lägen, wohin er ihn be¬ gleiten wollte. Der Alte war dazu bereit, und der Einsiedler, der die Freude merkte, die Heinrich an seinen Büchern hatte, veran¬
Einſiedler bemerkte ſeine innere Luſt, und er¬ klärte ihm die ſonderbaren Vorſtellungen. Die mannichfaltigſten Lebensſcenen waren ab¬ gebildet. Kämpfe, Leichenbegängniſſe, Hoch¬ zeitfeyerlichkeiten, Schiffbrüche, Höhlen und Paläſte; Könige, Helden, Prieſter, alte und junge Leute, Menſchen in fremden Trachten, und ſeltſame Thiere, kamen in verſchiedenen Abwechſelungen und Verbindungen, vor. Heinrich konnte ſich nicht ſatt ſehen, und hät¬ te nichts mehr gewünſcht, als bey dem Ein¬ ſiedler, der ihn unwiderſtehlich anzog, zu bleiben, und von ihm über dieſe Bücher un¬ terrichtet zu werden Der Alte fragte unter¬ deß, ob es noch mehr Höhlen gäbe, und der Einſiedler ſagte ihm, daß noch einige ſehr große in der Nähe lägen, wohin er ihn be¬ gleiten wollte. Der Alte war dazu bereit, und der Einſiedler, der die Freude merkte, die Heinrich an ſeinen Büchern hatte, veran¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0203"n="195"/>
Einſiedler bemerkte ſeine innere Luſt, und er¬<lb/>
klärte ihm die ſonderbaren Vorſtellungen.<lb/>
Die mannichfaltigſten Lebensſcenen waren ab¬<lb/>
gebildet. Kämpfe, Leichenbegängniſſe, Hoch¬<lb/>
zeitfeyerlichkeiten, Schiffbrüche, Höhlen und<lb/>
Paläſte; Könige, Helden, Prieſter, alte und<lb/>
junge Leute, Menſchen in fremden Trachten,<lb/>
und ſeltſame Thiere, kamen in verſchiedenen<lb/>
Abwechſelungen und Verbindungen, vor.<lb/>
Heinrich konnte ſich nicht ſatt ſehen, und hät¬<lb/>
te nichts mehr gewünſcht, als bey dem Ein¬<lb/>ſiedler, der ihn unwiderſtehlich anzog, zu<lb/>
bleiben, und von ihm über dieſe Bücher un¬<lb/>
terrichtet zu werden Der Alte fragte unter¬<lb/>
deß, ob es noch mehr Höhlen gäbe, und der<lb/>
Einſiedler ſagte ihm, daß noch einige ſehr<lb/>
große in der Nähe lägen, wohin er ihn be¬<lb/>
gleiten wollte. Der Alte war dazu bereit,<lb/>
und der Einſiedler, der die Freude merkte,<lb/>
die Heinrich an ſeinen Büchern hatte, veran¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[195/0203]
Einſiedler bemerkte ſeine innere Luſt, und er¬
klärte ihm die ſonderbaren Vorſtellungen.
Die mannichfaltigſten Lebensſcenen waren ab¬
gebildet. Kämpfe, Leichenbegängniſſe, Hoch¬
zeitfeyerlichkeiten, Schiffbrüche, Höhlen und
Paläſte; Könige, Helden, Prieſter, alte und
junge Leute, Menſchen in fremden Trachten,
und ſeltſame Thiere, kamen in verſchiedenen
Abwechſelungen und Verbindungen, vor.
Heinrich konnte ſich nicht ſatt ſehen, und hät¬
te nichts mehr gewünſcht, als bey dem Ein¬
ſiedler, der ihn unwiderſtehlich anzog, zu
bleiben, und von ihm über dieſe Bücher un¬
terrichtet zu werden Der Alte fragte unter¬
deß, ob es noch mehr Höhlen gäbe, und der
Einſiedler ſagte ihm, daß noch einige ſehr
große in der Nähe lägen, wohin er ihn be¬
gleiten wollte. Der Alte war dazu bereit,
und der Einſiedler, der die Freude merkte,
die Heinrich an ſeinen Büchern hatte, veran¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/203>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.