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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Mann aufgefallen, den er in jenem Buche
oft an seiner Seite gesehn zu haben glaubte.
Sein edles Ansehn zeichnete ihn vor allen
aus. Ein heitrer Ernst war der Geist seines
Gesichts; eine offene schön gewölbte Stirn,
große, schwarze, durchdringende und feste Au¬
gen, ein schalkhafter Zug um den frölichen
Mund und durchaus klare, männliche Ver¬
hältnisse machten es bedeutend und anzie¬
hend. Er war stark gebaut, seine Bewegun¬
gen waren ruhig und ausdrucksvoll, und wo
er stand, schien er ewig stehen zu wollen.
Heinrich fragte seinen Großvater nach ihm.
Es ist mir lieb sagte der Alte, daß du ihn gleich
bemerkt hast. Es ist mein trefflicher Freund
Klingsohr, der Dichter. Auf seine Bekannt¬
schaft und Freundschaft kannst du stolzer seyn,
als auf die des Kaysers. Aber wie stehts mit
deinem Herzen? Er hat eine schöne Tochter;
vielleicht daß sie den Vater bey dir aussticht.
Es sollte mich wundern, wenn du sie nicht

Mann aufgefallen, den er in jenem Buche
oft an ſeiner Seite geſehn zu haben glaubte.
Sein edles Anſehn zeichnete ihn vor allen
aus. Ein heitrer Ernſt war der Geiſt ſeines
Geſichts; eine offene ſchön gewölbte Stirn,
große, ſchwarze, durchdringende und feſte Au¬
gen, ein ſchalkhafter Zug um den frölichen
Mund und durchaus klare, männliche Ver¬
hältniſſe machten es bedeutend und anzie¬
hend. Er war ſtark gebaut, ſeine Bewegun¬
gen waren ruhig und ausdrucksvoll, und wo
er ſtand, ſchien er ewig ſtehen zu wollen.
Heinrich fragte ſeinen Großvater nach ihm.
Es iſt mir lieb ſagte der Alte, daß du ihn gleich
bemerkt haſt. Es iſt mein trefflicher Freund
Klingsohr, der Dichter. Auf ſeine Bekannt¬
ſchaft und Freundſchaft kannſt du ſtolzer ſeyn,
als auf die des Kayſers. Aber wie ſtehts mit
deinem Herzen? Er hat eine ſchöne Tochter;
vielleicht daß ſie den Vater bey dir ausſticht.
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[212/0220] Mann aufgefallen, den er in jenem Buche oft an ſeiner Seite geſehn zu haben glaubte. Sein edles Anſehn zeichnete ihn vor allen aus. Ein heitrer Ernſt war der Geiſt ſeines Geſichts; eine offene ſchön gewölbte Stirn, große, ſchwarze, durchdringende und feſte Au¬ gen, ein ſchalkhafter Zug um den frölichen Mund und durchaus klare, männliche Ver¬ hältniſſe machten es bedeutend und anzie¬ hend. Er war ſtark gebaut, ſeine Bewegun¬ gen waren ruhig und ausdrucksvoll, und wo er ſtand, ſchien er ewig ſtehen zu wollen. Heinrich fragte ſeinen Großvater nach ihm. Es iſt mir lieb ſagte der Alte, daß du ihn gleich bemerkt haſt. Es iſt mein trefflicher Freund Klingsohr, der Dichter. Auf ſeine Bekannt¬ ſchaft und Freundſchaft kannſt du ſtolzer ſeyn, als auf die des Kayſers. Aber wie ſtehts mit deinem Herzen? Er hat eine ſchöne Tochter; vielleicht daß ſie den Vater bey dir ausſticht. Es ſollte mich wundern, wenn du ſie nicht

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/220>, abgerufen am 09.11.2024.