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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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wieder zu ihnen und brachte die schöne Ma¬
thilde. Nehmt euch meines schüchternen En¬
kels freundlich an, und verzeiht es ihm, daß
er eher euren Vater, als euch gesehn hat.
Eure glänzenden Augen werden schon die
schlummernde Jugend in ihm wecken. In
seinem Vaterlande kommt der Frühling
spät.

Heinrich und Mathilde wurden roth.
Sie sahen sich einander mit Verwunderung
an. Sie fragte ihn mit kaum hörbaren lei¬
sen Worten: Ob er gern tanze. Eben als er
die Frage bejahte, fing eine fröliche Tanzmu¬
sik an. Er bot ihr schweigend seine Hand;
sie gab ihm die ihrige, und sie mischten sich
in die Reihe der walzenden Paare. Schwa¬
ning und Klingsohr sahen zu. Die Mutter
und die Kaufleute freuten sich über Heinrichs
Behendigkeit und seine liebliche Tänzerinn.
Die Mutter hatte genug mit ihren Jugend¬

wieder zu ihnen und brachte die ſchöne Ma¬
thilde. Nehmt euch meines ſchüchternen En¬
kels freundlich an, und verzeiht es ihm, daß
er eher euren Vater, als euch geſehn hat.
Eure glänzenden Augen werden ſchon die
ſchlummernde Jugend in ihm wecken. In
ſeinem Vaterlande kommt der Frühling
ſpät.

Heinrich und Mathilde wurden roth.
Sie ſahen ſich einander mit Verwunderung
an. Sie fragte ihn mit kaum hörbaren lei¬
ſen Worten: Ob er gern tanze. Eben als er
die Frage bejahte, fing eine fröliche Tanzmu¬
ſik an. Er bot ihr ſchweigend ſeine Hand;
ſie gab ihm die ihrige, und ſie miſchten ſich
in die Reihe der walzenden Paare. Schwa¬
ning und Klingsohr ſahen zu. Die Mutter
und die Kaufleute freuten ſich über Heinrichs
Behendigkeit und ſeine liebliche Tänzerinn.
Die Mutter hatte genug mit ihren Jugend¬

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[214/0222] wieder zu ihnen und brachte die ſchöne Ma¬ thilde. Nehmt euch meines ſchüchternen En¬ kels freundlich an, und verzeiht es ihm, daß er eher euren Vater, als euch geſehn hat. Eure glänzenden Augen werden ſchon die ſchlummernde Jugend in ihm wecken. In ſeinem Vaterlande kommt der Frühling ſpät. Heinrich und Mathilde wurden roth. Sie ſahen ſich einander mit Verwunderung an. Sie fragte ihn mit kaum hörbaren lei¬ ſen Worten: Ob er gern tanze. Eben als er die Frage bejahte, fing eine fröliche Tanzmu¬ ſik an. Er bot ihr ſchweigend ſeine Hand; ſie gab ihm die ihrige, und ſie miſchten ſich in die Reihe der walzenden Paare. Schwa¬ ning und Klingsohr ſahen zu. Die Mutter und die Kaufleute freuten ſich über Heinrichs Behendigkeit und ſeine liebliche Tänzerinn. Die Mutter hatte genug mit ihren Jugend¬

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/222>, abgerufen am 21.11.2024.