unsern Genuß und unser Gemüth, ein ande¬ res mit der Natur für unsern Verstand, für das leitende Vermögen unserer Weltkräfte. Man muß sich wohl hüten, nicht eins über das andere zu vergessen. Es giebt viele, die nur die Eine Seite kennen und die andere geringschätzen. Aber beyde kann man verei¬ nigen, und man wird sich wohl dabey befin¬ den. Schade, daß so wenige darauf denken, sich in ihrem Innern frey und geschickt bewe¬ gen zu können, und durch eine gehörige Trennung sich den zweckmäßigsten und natür¬ lichsten Gebrauch ihrer Gemüthskräfte zu si¬ chern. Gewöhnlich hindert eine die andere, und so entsteht allmälich eine unbehülfliche Träg¬ heit, daß wenn nun solche Menschen einmal mit gesammten Kräften aufstehen wollen, eine gewaltige Verwirrung und Streit beginnt, und alles über einander ungeschickt herstolpert. Ich kann euch nicht genug anrühmen, euren Ver¬
stand,
unſern Genuß und unſer Gemüth, ein ande¬ res mit der Natur für unſern Verſtand, für das leitende Vermögen unſerer Weltkräfte. Man muß ſich wohl hüten, nicht eins über das andere zu vergeſſen. Es giebt viele, die nur die Eine Seite kennen und die andere geringſchätzen. Aber beyde kann man verei¬ nigen, und man wird ſich wohl dabey befin¬ den. Schade, daß ſo wenige darauf denken, ſich in ihrem Innern frey und geſchickt bewe¬ gen zu können, und durch eine gehörige Trennung ſich den zweckmäßigſten und natür¬ lichſten Gebrauch ihrer Gemüthskräfte zu ſi¬ chern. Gewöhnlich hindert eine die andere, und ſo entſteht allmälich eine unbehülfliche Träg¬ heit, daß wenn nun ſolche Menſchen einmal mit geſammten Kräften aufſtehen wollen, eine gewaltige Verwirrung und Streit beginnt, und alles über einander ungeſchickt herſtolpert. Ich kann euch nicht genug anrühmen, euren Ver¬
ſtand,
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unſern Genuß und unſer Gemüth, ein ande¬
res mit der Natur für unſern Verſtand, für
das leitende Vermögen unſerer Weltkräfte.
Man muß ſich wohl hüten, nicht eins über
das andere zu vergeſſen. Es giebt viele, die
nur die Eine Seite kennen und die andere
geringſchätzen. Aber beyde kann man verei¬
nigen, und man wird ſich wohl dabey befin¬
den. Schade, daß ſo wenige darauf denken,
ſich in ihrem Innern frey und geſchickt bewe¬
gen zu können, und durch eine gehörige
Trennung ſich den zweckmäßigſten und natür¬
lichſten Gebrauch ihrer Gemüthskräfte zu ſi¬
chern. Gewöhnlich hindert eine die andere, und
ſo entſteht allmälich eine unbehülfliche Träg¬
heit, daß wenn nun ſolche Menſchen einmal
mit geſammten Kräften aufſtehen wollen, eine
gewaltige Verwirrung und Streit beginnt, und
alles über einander ungeſchickt herſtolpert. Ich
kann euch nicht genug anrühmen, euren Ver¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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