zum Bestand der Menschheit so klar, als in ihr. Die Liebe ist stumm, nur die Poesie kann für sie sprechen. Oder die Liebe ist selbst nichts, als die höchste Naturpoesie. Doch ich will dir nicht Dinge sagen, die du besser weißt, als ich.
Du bist ja der Vater der Liebe, sagte Heinrich, indem er Mathilden umschlang, und beyde seine Hand küßten.
Klingsohr umarmte sie und ging hinaus. Liebe Mathilde, sagte Heinrich nach einem langen Kusse, es ist mir wie ein Traum, daß du mein bist, aber noch wunderbarer ist mir es, daß du es nicht immer gewesen bist. Mich dünkt, sagte Mathilde, ich kennte dich seit undenklichen Zeiten. -- Kannst du mich denn lieben? -- Ich weiß nicht, was Liebe ist, aber das kann ich dir sagen, daß mir ist, als finge ich erst jetzt zu leben an, und daß ich dir so gut bin, daß ich gleich für dich
zum Beſtand der Menſchheit ſo klar, als in ihr. Die Liebe iſt ſtumm, nur die Poeſie kann für ſie ſprechen. Oder die Liebe iſt ſelbſt nichts, als die höchſte Naturpoeſie. Doch ich will dir nicht Dinge ſagen, die du beſſer weißt, als ich.
Du biſt ja der Vater der Liebe, ſagte Heinrich, indem er Mathilden umſchlang, und beyde ſeine Hand küßten.
Klingsohr umarmte ſie und ging hinaus. Liebe Mathilde, ſagte Heinrich nach einem langen Kuſſe, es iſt mir wie ein Traum, daß du mein biſt, aber noch wunderbarer iſt mir es, daß du es nicht immer geweſen biſt. Mich dünkt, ſagte Mathilde, ich kennte dich ſeit undenklichen Zeiten. — Kannſt du mich denn lieben? — Ich weiß nicht, was Liebe iſt, aber das kann ich dir ſagen, daß mir iſt, als finge ich erſt jetzt zu leben an, und daß ich dir ſo gut bin, daß ich gleich für dich
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zum Beſtand der Menſchheit ſo klar, als in
ihr. Die Liebe iſt ſtumm, nur die Poeſie
kann für ſie ſprechen. Oder die Liebe iſt ſelbſt
nichts, als die höchſte Naturpoeſie. Doch
ich will dir nicht Dinge ſagen, die du beſſer
weißt, als ich.
Du biſt ja der Vater der Liebe, ſagte
Heinrich, indem er Mathilden umſchlang,
und beyde ſeine Hand küßten.
Klingsohr umarmte ſie und ging hinaus.
Liebe Mathilde, ſagte Heinrich nach einem
langen Kuſſe, es iſt mir wie ein Traum, daß
du mein biſt, aber noch wunderbarer iſt mir
es, daß du es nicht immer geweſen biſt.
Mich dünkt, ſagte Mathilde, ich kennte dich
ſeit undenklichen Zeiten. — Kannſt du mich
denn lieben? — Ich weiß nicht, was Liebe
iſt, aber das kann ich dir ſagen, daß mir iſt,
als finge ich erſt jetzt zu leben an, und daß
ich dir ſo gut bin, daß ich gleich für dich
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/268>, abgerufen am 21.11.2024.
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