ansah: Mutter, Heinrich kann die Stunde nicht verläugnen, durch die er in der Welt ist. In seinen Reden kocht der feurige wäl¬ sche Wein, den ich damals von Rom mitge¬ bracht hatte, und der unsern Hochzeitabend verherrlichte. Damals war ich auch noch ein andrer Kerl. Die südliche Luft hatte mich aufgethaut, von Muth und Lust floß ich über, und du warst auch ein heißes köst¬ liches Mädchen. Bey Deinem Vater gings damals herrlich zu; Spielleute und Sänger waren weit und breit herzugekommen, und lange war in Augsburg keine lustigere Hochzeit gefeyert worden.
Ihr spracht vorhin von Träumen, sagte die Mutter, weißt du wohl, daß du mir damals auch von einem Traume erzähltest, den du in Rom gehabt hattest, und der dich zuerst auf den Gedanken gebracht, zu uns nach Augsburg zu kommen, und um mich
anſah: Mutter, Heinrich kann die Stunde nicht verläugnen, durch die er in der Welt iſt. In ſeinen Reden kocht der feurige wäl¬ ſche Wein, den ich damals von Rom mitge¬ bracht hatte, und der unſern Hochzeitabend verherrlichte. Damals war ich auch noch ein andrer Kerl. Die ſüdliche Luft hatte mich aufgethaut, von Muth und Luſt floß ich über, und du warſt auch ein heißes köſt¬ liches Mädchen. Bey Deinem Vater gings damals herrlich zu; Spielleute und Sänger waren weit und breit herzugekommen, und lange war in Augsburg keine luſtigere Hochzeit gefeyert worden.
Ihr ſpracht vorhin von Träumen, ſagte die Mutter, weißt du wohl, daß du mir damals auch von einem Traume erzählteſt, den du in Rom gehabt hatteſt, und der dich zuerſt auf den Gedanken gebracht, zu uns nach Augsburg zu kommen, und um mich
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anſah: Mutter, Heinrich kann die Stunde
nicht verläugnen, durch die er in der Welt
iſt. In ſeinen Reden kocht der feurige wäl¬
ſche Wein, den ich damals von Rom mitge¬
bracht hatte, und der unſern Hochzeitabend
verherrlichte. Damals war ich auch noch
ein andrer Kerl. Die ſüdliche Luft hatte
mich aufgethaut, von Muth und Luſt floß
ich über, und du warſt auch ein heißes köſt¬
liches Mädchen. Bey Deinem Vater gings
damals herrlich zu; Spielleute und Sänger
waren weit und breit herzugekommen, und
lange war in Augsburg keine luſtigere
Hochzeit gefeyert worden.
Ihr ſpracht vorhin von Träumen, ſagte
die Mutter, weißt du wohl, daß du mir
damals auch von einem Traume erzählteſt,
den du in Rom gehabt hatteſt, und der dich
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/28>, abgerufen am 29.01.2025.
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