Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Liebeszähren, Liebesflammen, Fließt zusammen; Heiligt diese Wunderstäten, Wo der Himmel mir erschienen; Schwärmt um diesen Baum wie Bienen, In unzähligen Gebeten. Er hat froh sie aufgenommen, Als sie kommen, Sie geschützt vor Ungewittern; Sie wird einst in ihrem Garten Ihn begießen und ihn warten, Wunder thun mit seinen Splittern. Auch der Felsen ist gesunken
Freudetrunken Zu der selgen Mutter Füßen. Ist die Andacht auch in Steinen, Sollte da der Mensch nicht weinen Und sein Blut für sie vergießen? Liebeszähren, Liebesflammen, Fließt zuſammen; Heiligt dieſe Wunderſtäten, Wo der Himmel mir erſchienen; Schwärmt um dieſen Baum wie Bienen, In unzähligen Gebeten. Er hat froh ſie aufgenommen, Als ſie kommen, Sie geſchützt vor Ungewittern; Sie wird einſt in ihrem Garten Ihn begießen und ihn warten, Wunder thun mit ſeinen Splittern. Auch der Felſen iſt geſunken
Freudetrunken Zu der ſelgen Mutter Füßen. Iſt die Andacht auch in Steinen, Sollte da der Menſch nicht weinen Und ſein Blut für ſie vergießen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0364" n="18"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Liebeszähren, Liebesflammen,</l><lb/> <l>Fließt zuſammen;</l><lb/> <l>Heiligt dieſe Wunderſtäten,</l><lb/> <l>Wo der Himmel mir erſchienen;</l><lb/> <l>Schwärmt um dieſen Baum wie Bienen,</l><lb/> <l>In unzähligen Gebeten.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Er hat froh ſie aufgenommen,</l><lb/> <l>Als ſie kommen,</l><lb/> <l>Sie geſchützt vor Ungewittern;</l><lb/> <l>Sie wird einſt in ihrem Garten</l><lb/> <l>Ihn begießen und ihn warten,</l><lb/> <l>Wunder thun mit ſeinen Splittern.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Auch der Felſen iſt geſunken</l><lb/> <l>Freudetrunken</l><lb/> <l>Zu der ſelgen Mutter Füßen.</l><lb/> <l>Iſt die Andacht auch in Steinen,</l><lb/> <l>Sollte da der Menſch nicht weinen</l><lb/> <l>Und ſein Blut für ſie vergießen?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0364]
Liebeszähren, Liebesflammen,
Fließt zuſammen;
Heiligt dieſe Wunderſtäten,
Wo der Himmel mir erſchienen;
Schwärmt um dieſen Baum wie Bienen,
In unzähligen Gebeten.
Er hat froh ſie aufgenommen,
Als ſie kommen,
Sie geſchützt vor Ungewittern;
Sie wird einſt in ihrem Garten
Ihn begießen und ihn warten,
Wunder thun mit ſeinen Splittern.
Auch der Felſen iſt geſunken
Freudetrunken
Zu der ſelgen Mutter Füßen.
Iſt die Andacht auch in Steinen,
Sollte da der Menſch nicht weinen
Und ſein Blut für ſie vergießen?
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