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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Wohnung zu gehn, wo sie ihm schon ein
Abendessen zubereitet habe. Ihr ganzes
Wesen und Thun war ihm befreundet. Sie
bat ihn, noch einige Augenblicke zu ver¬
ziehn, trat unter den Baum, sah mit einem
unaussprechlichen Lächeln hinauf und schütte¬
te aus ihrer Schürze viele Rosen auf das
Gras. Sie kniete still daneben, stand aber
bald wieder auf und führte den Pilger
fort.

Wer hat mir von dir gesagt? frug der
Pilgrim.

Unsre Mutter.

Wer ist deine Mutter?

Die Mutter Gottes.

Seit wann bist du hier?

Seitdem ich aus dem Grabe gekommen
bin.

Warst du schon einmal gestorben?

Wohnung zu gehn, wo ſie ihm ſchon ein
Abendeſſen zubereitet habe. Ihr ganzes
Weſen und Thun war ihm befreundet. Sie
bat ihn, noch einige Augenblicke zu ver¬
ziehn, trat unter den Baum, ſah mit einem
unausſprechlichen Lächeln hinauf und ſchütte¬
te aus ihrer Schürze viele Roſen auf das
Gras. Sie kniete ſtill daneben, ſtand aber
bald wieder auf und führte den Pilger
fort.

Wer hat mir von dir geſagt? frug der
Pilgrim.

Unſre Mutter.

Wer iſt deine Mutter?

Die Mutter Gottes.

Seit wann biſt du hier?

Seitdem ich aus dem Grabe gekommen
bin.

Warſt du ſchon einmal geſtorben?

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[21/0367] Wohnung zu gehn, wo ſie ihm ſchon ein Abendeſſen zubereitet habe. Ihr ganzes Weſen und Thun war ihm befreundet. Sie bat ihn, noch einige Augenblicke zu ver¬ ziehn, trat unter den Baum, ſah mit einem unausſprechlichen Lächeln hinauf und ſchütte¬ te aus ihrer Schürze viele Roſen auf das Gras. Sie kniete ſtill daneben, ſtand aber bald wieder auf und führte den Pilger fort. Wer hat mir von dir geſagt? frug der Pilgrim. Unſre Mutter. Wer iſt deine Mutter? Die Mutter Gottes. Seit wann biſt du hier? Seitdem ich aus dem Grabe gekommen bin. Warſt du ſchon einmal geſtorben?

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/367>, abgerufen am 21.11.2024.