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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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Nachbarn euers Vaters, und der alte Hof¬
kaplan machen eine schöne Gesellschaft aus.
Ihre Gespräche müssen frühzeitig auf euch
gewirkt haben, besonders da ihr das einzige
Kind wart. Auch stell' ich mir die Gegend
äußerst anmuthig und bedeutsam vor.

Ich lerne, versetzte Heinrich, meine Ge¬
gend erst recht kennen, seit ich weg bin und
viele andere Gegenden gesehn habe. Jede
Pflanze, jeder Baum, jeder Hügel und
Berg hat seinen besondern Gesichtskreis, sei¬
ne eigenthümliche Gegend, sie gehört zu
ihm, und sein Bau, seine ganze Beschaffen¬
heit wird durch sie erklärt. Nur das Thier
und der Mensch können zu allen Gegenden
kommen, alle Gegenden sind die ihrigen.
So machen alle zusammen eine große Welt¬
gegend, einen unendlichen Gesichtskreis aus,
dessen Einfluß auf den Menschen und das
Thier eben so sichtbar ist, wie der Einfluß

Nachbarn euers Vaters, und der alte Hof¬
kaplan machen eine ſchöne Geſellſchaft aus.
Ihre Geſpräche müſſen frühzeitig auf euch
gewirkt haben, beſonders da ihr das einzige
Kind wart. Auch ſtell' ich mir die Gegend
äußerſt anmuthig und bedeutſam vor.

Ich lerne, verſetzte Heinrich, meine Ge¬
gend erſt recht kennen, ſeit ich weg bin und
viele andere Gegenden geſehn habe. Jede
Pflanze, jeder Baum, jeder Hügel und
Berg hat ſeinen beſondern Geſichtskreis, ſei¬
ne eigenthümliche Gegend, ſie gehört zu
ihm, und ſein Bau, ſeine ganze Beſchaffen¬
heit wird durch ſie erklärt. Nur das Thier
und der Menſch können zu allen Gegenden
kommen, alle Gegenden ſind die ihrigen.
So machen alle zuſammen eine große Welt¬
gegend, einen unendlichen Geſichtskreis aus,
deſſen Einfluß auf den Menſchen und das
Thier eben ſo ſichtbar iſt, wie der Einfluß

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[31/0377] Nachbarn euers Vaters, und der alte Hof¬ kaplan machen eine ſchöne Geſellſchaft aus. Ihre Geſpräche müſſen frühzeitig auf euch gewirkt haben, beſonders da ihr das einzige Kind wart. Auch ſtell' ich mir die Gegend äußerſt anmuthig und bedeutſam vor. Ich lerne, verſetzte Heinrich, meine Ge¬ gend erſt recht kennen, ſeit ich weg bin und viele andere Gegenden geſehn habe. Jede Pflanze, jeder Baum, jeder Hügel und Berg hat ſeinen beſondern Geſichtskreis, ſei¬ ne eigenthümliche Gegend, ſie gehört zu ihm, und ſein Bau, ſeine ganze Beſchaffen¬ heit wird durch ſie erklärt. Nur das Thier und der Menſch können zu allen Gegenden kommen, alle Gegenden ſind die ihrigen. So machen alle zuſammen eine große Welt¬ gegend, einen unendlichen Geſichtskreis aus, deſſen Einfluß auf den Menſchen und das Thier eben ſo ſichtbar iſt, wie der Einfluß

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/377>, abgerufen am 21.11.2024.