Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.Schlösse Frühling sich an Herbst, und Som¬
mer an Winter, Wäre zu spielendem Ernst Jugend mit Al¬ ter gepaart: Dann, mein süßer Gemahl, versiegte die Quelle der Schmerzen, Aller Empfindungen Wunsch wäre dem Herzen gewährt." Also die Königin; freudig umschlang sie der schöne Geliebte: Ausgesprochen fürwahr hast du ein himm¬ lisches Wort, Was schon längst auf den Lippen der tie¬ fer Fühlenden schwebte, Aber den deinigen erst rein und gedeihlich entklang. Führe man schnell den Wagen herbei, wir holen sie selber, Erstlich die Zeiten des Jahrs, dann auch des Menschengeschlechts. -- Schlöſſe Frühling ſich an Herbſt, und Som¬
mer an Winter, Wäre zu ſpielendem Ernſt Jugend mit Al¬ ter gepaart: Dann, mein ſüßer Gemahl, verſiegte die Quelle der Schmerzen, Aller Empfindungen Wunſch wäre dem Herzen gewährt.“ Alſo die Königin; freudig umſchlang ſie der ſchöne Geliebte: Ausgeſprochen fürwahr haſt du ein himm¬ liſches Wort, Was ſchon längſt auf den Lippen der tie¬ fer Fühlenden ſchwebte, Aber den deinigen erſt rein und gedeihlich entklang. Führe man ſchnell den Wagen herbei, wir holen ſie ſelber, Erſtlich die Zeiten des Jahrs, dann auch des Menſchengeſchlechts. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="4"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0422" n="76"/> <l>Schlöſſe Frühling ſich an Herbſt, und Som¬<lb/><hi rendition="#et">mer an Winter,</hi></l><lb/> <l>Wäre zu ſpielendem Ernſt Jugend mit Al¬<lb/><hi rendition="#et">ter gepaart:</hi></l><lb/> <l>Dann, mein ſüßer Gemahl, verſiegte die<lb/><hi rendition="#et">Quelle der Schmerzen,</hi></l><lb/> <l>Aller Empfindungen Wunſch wäre dem<lb/><hi rendition="#et">Herzen gewährt.“</hi></l><lb/> <l>Alſo die Königin; freudig umſchlang ſie<lb/><hi rendition="#et">der ſchöne Geliebte:</hi></l><lb/> <l>Ausgeſprochen fürwahr haſt du ein himm¬<lb/><hi rendition="#et">liſches Wort,</hi></l><lb/> <l>Was ſchon längſt auf den Lippen der tie¬<lb/><hi rendition="#et">fer Fühlenden ſchwebte,</hi></l><lb/> <l>Aber den deinigen erſt rein und gedeihlich<lb/><hi rendition="#et">entklang.</hi></l><lb/> <l>Führe man ſchnell den Wagen herbei, wir<lb/><hi rendition="#et">holen ſie ſelber,</hi></l><lb/> <l>Erſtlich die Zeiten des Jahrs, dann auch des<lb/><hi rendition="#et">Menſchengeſchlechts. —</hi></l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0422]
Schlöſſe Frühling ſich an Herbſt, und Som¬
mer an Winter,
Wäre zu ſpielendem Ernſt Jugend mit Al¬
ter gepaart:
Dann, mein ſüßer Gemahl, verſiegte die
Quelle der Schmerzen,
Aller Empfindungen Wunſch wäre dem
Herzen gewährt.“
Alſo die Königin; freudig umſchlang ſie
der ſchöne Geliebte:
Ausgeſprochen fürwahr haſt du ein himm¬
liſches Wort,
Was ſchon längſt auf den Lippen der tie¬
fer Fühlenden ſchwebte,
Aber den deinigen erſt rein und gedeihlich
entklang.
Führe man ſchnell den Wagen herbei, wir
holen ſie ſelber,
Erſtlich die Zeiten des Jahrs, dann auch des
Menſchengeſchlechts. —
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Zitationshilfe: | Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/422>, abgerufen am 16.06.2024. |