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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802.

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sich seiner Seele in ihrer Gesellschaft bemäch¬
tigt hatte, und die mächtige Liebe auf dem
Rückwege ihre jungfräuliche Zurückhaltung
mehr als gewöhnlich überwand, so daß sie
beyde ohne selbst zu wissen wie einander
in die Arme sanken, und der erste glühende
Kuß sie auf ewig zusammenschmelzte, fing
mit einbrechender Dämmerung ein gewaltiger
Sturm in den Gipfeln der Bäume plötzlich
zu toben an. Drohende Wetterwolken zogen
mit tiefem nächtlichen Dunkel über sie her.
Er eilte sie in Sicherheit vor dem fürchterli¬
chen Ungewitter und den brechenden Bäu¬
men zu bringen: aber er verfehlte in der
Nacht und voll Angst wegen seiner Gelieb¬
ten den Weg, und gerieth immer tiefer in
den Wald hinein. Seine Angst wuchs, wie
er seinen Irrthum bemerkte. Die Prinzessin
dachte an das Schrecken des Königs und des
Hofes; eine u[ - 2 Zeichen fehlen]ennbare Ängstlichkeit fuhr

ſich ſeiner Seele in ihrer Geſellſchaft bemäch¬
tigt hatte, und die mächtige Liebe auf dem
Rückwege ihre jungfräuliche Zurückhaltung
mehr als gewöhnlich überwand, ſo daß ſie
beyde ohne ſelbſt zu wiſſen wie einander
in die Arme ſanken, und der erſte glühende
Kuß ſie auf ewig zuſammenſchmelzte, fing
mit einbrechender Dämmerung ein gewaltiger
Sturm in den Gipfeln der Bäume plötzlich
zu toben an. Drohende Wetterwolken zogen
mit tiefem nächtlichen Dunkel über ſie her.
Er eilte ſie in Sicherheit vor dem fürchterli¬
chen Ungewitter und den brechenden Bäu¬
men zu bringen: aber er verfehlte in der
Nacht und voll Angſt wegen ſeiner Gelieb¬
ten den Weg, und gerieth immer tiefer in
den Wald hinein. Seine Angſt wuchs, wie
er ſeinen Irrthum bemerkte. Die Prinzeſſin
dachte an das Schrecken des Königs und des
Hofes; eine u[ – 2 Zeichen fehlen]ennbare Ängſtlichkeit fuhr

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[82/0090] ſich ſeiner Seele in ihrer Geſellſchaft bemäch¬ tigt hatte, und die mächtige Liebe auf dem Rückwege ihre jungfräuliche Zurückhaltung mehr als gewöhnlich überwand, ſo daß ſie beyde ohne ſelbſt zu wiſſen wie einander in die Arme ſanken, und der erſte glühende Kuß ſie auf ewig zuſammenſchmelzte, fing mit einbrechender Dämmerung ein gewaltiger Sturm in den Gipfeln der Bäume plötzlich zu toben an. Drohende Wetterwolken zogen mit tiefem nächtlichen Dunkel über ſie her. Er eilte ſie in Sicherheit vor dem fürchterli¬ chen Ungewitter und den brechenden Bäu¬ men zu bringen: aber er verfehlte in der Nacht und voll Angſt wegen ſeiner Gelieb¬ ten den Weg, und gerieth immer tiefer in den Wald hinein. Seine Angſt wuchs, wie er ſeinen Irrthum bemerkte. Die Prinzeſſin dachte an das Schrecken des Königs und des Hofes; eine u__ennbare Ängſtlichkeit fuhr

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Zitationshilfe: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/90>, abgerufen am 27.11.2024.