Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

rerey wird bey ihnen am Leben gestrafet. Es ist wenig Argwohn unter den Eheleuten/ sie gehen zu und unter einander auff guten Glauben/ auch sonder betrug und Argelist / sie leben fromb und einfältig in ihren Geselschaften/ trauen aber frembder nation Völcker nicht so wol. Dahero/ als die Holländer zu erst zu diesen Leuten in ein Dorff kamen/ sie ihre Weiber allesambt zum Lande hinein weit weggeführet haben/ biß daß dieselbe mit ihren Schiffen wiederabgesegelt waren.

Das Zinnen halten sie über alles Metall in sehr grossen Würden (sollen vor diesem umb einen zinnern Löffel einen Ochsen gegeben haben) und so man ihnen an dessen statt Silber praesentirt, beissen sie darein/ und nach dem sie desselben Wesen härter befinden/ verwerffen sie es als untüchtig und achtens nichts wehrt.

Wann jemand unter ihnen ein Vieh geschlachtet hat/ und mit den seinige allein nicht verzehre kan/ so kommen die Nachbarn und holen ein jeder ein stück davon/ mit der Condition, daß wann dieselbe auch ihr Vieh schlachten/ ihm ein gleiches Stücke wieder sollen zukommen lassen.

Es ist kein Volck unter der Sonnen so betrieglich/ arglistig und verlogen/ als die Madagascare; Rachgier und Verrähterey werden bey ihnen vor zwey Haubt-Tugende gehalten. Die so verzeihen und mitleidig sich beweisen/ werden bey ihnen vor kleinmütige Leute gehalten.

Ihre Wohnungen seyn lauber Hütten/ auff Pfäle auffgerichtet/ vier oder fünff Füsse hoch über die Erde erhoben/ weil sie sonst von den gifftigen Thiren / welche daselbsten häuffig gefunden werden/ sehr geplaget werden. Diese Wohnungen werden bey Nacht mit grossen geräusch und tumult von den Nachbahren eingeweihet/ und den Haußherrn glück darein gewünschet.

Die Begräbnissen der Könige werden auff ihre Manier zierlich außgeputzet. Die Leiche wird in einen außgeholten Baum gelegt/ welcher mit einen andern bedeckt ist/ und also in die Erde gesetzet wird. Ein jedes Grab ist mit einer Matte überdecket/ und darüber ein Hüttlein gebauet/ ohnweit von Grabe stehen weite Hörner mit Wasser gefüllet. Was die Ursach dieser Zurüstung/ und bedeutung des Wassers sey/ hat man niemahls erförschen können/ nur baten sie / daß die Hollander sothane Begräbnissen in ihren wesen ohnversehret lassen wolten.

Eine gräuliche und unerhörte That wird bey ihnen verübet: Nehmlich/ daß sie alles Menschliche mitleiden und natürliche Liebe so gar hindan setzen/ und ihre jung gebohrne Kinder/ auff befehl und andeutung ihres Götzen-Dieners/ ferne von ihren Dorffern unter eine

rerey wird bey ihnen am Leben gestrafet. Es ist wenig Argwohn unter den Eheleuten/ sie gehen zu und unter einander auff guten Glauben/ auch sonder betrug und Argelist / sie leben fromb und einfältig in ihren Geselschaften/ trauen aber frembder nation Völcker nicht so wol. Dahero/ als die Holländer zu erst zu diesen Leuten in ein Dorff kamen/ sie ihre Weiber allesambt zum Lande hinein weit weggeführet haben/ biß daß dieselbe mit ihren Schiffen wiederabgesegelt waren.

Das Zinnen halten sie über alles Metall in sehr grossen Würden (sollen vor diesem umb einen zinnern Löffel einen Ochsen gegeben haben) und so man ihnen an dessen statt Silber praesentirt, beissen sie darein/ und nach dem sie desselben Wesen härter befinden/ verwerffen sie es als untüchtig und achtens nichts wehrt.

Wann jemand unter ihnen ein Vieh geschlachtet hat/ und mit den seinigë allein nicht verzehrë kan/ so kom̃en die Nachbarn und holen ein jeder ein stück davon/ mit der Condition, daß wann dieselbe auch ihr Vieh schlachten/ ihm ein gleiches Stücke wieder sollen zukommen lassen.

Es ist kein Volck unter der Sonnen so betrieglich/ arglistig und verlogen/ als die Madagascare; Rachgier und Verrähterey werden bey ihnen vor zwey Haubt-Tugendë gehalten. Die so verzeihen und mitleidig sich beweisen/ werden bey ihnen vor kleinmütige Leute gehalten.

Ihre Wohnungen seyn lauber Hütten/ auff Pfäle auffgerichtet/ vier oder fünff Füsse hoch über die Erde erhoben/ weil sie sonst von den gifftigen Thiren / welche daselbsten häuffig gefunden werden/ sehr geplaget werden. Diese Wohnungen werden bey Nacht mit grossen geräusch und tumult von den Nachbahren eingeweihet/ und den Haußherrn glück darein gewünschet.

Die Begräbnissen der Könige werden auff ihre Manier zierlich außgeputzet. Die Leiche wird in einen außgeholten Baum gelegt/ welcher mit einen andern bedeckt ist/ uñ also in die Erde gesetzet wird. Ein jedes Grab ist mit einer Matte überdecket/ und darüber ein Hüttlein gebauet/ ohnweit von Grabe stehen weite Hörner mit Wasser gefüllet. Was die Ursach dieser Zurüstung/ und bedeutung des Wassers sey/ hat man niemahls erförschen können/ nur baten sie / daß die Hollander sothane Begräbnissen in ihren wesen ohnversehret lassen wolten.

Eine gräuliche und unerhörte That wird bey ihnen verübet: Nehmlich/ daß sie alles Menschliche mitleiden und natürliche Liebe so gar hindan setzen/ und ihre jung gebohrne Kinder/ auff befehl und andeutung ihres Götzen-Dieners/ ferne von ihren Dorffern unter eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0042" n="30"/>
rerey wird                      bey ihnen am Leben gestrafet. Es ist wenig Argwohn unter den Eheleuten/ sie                      gehen zu und unter einander auff guten Glauben/ auch sonder betrug und Argelist                     / sie leben fromb und einfältig in ihren Geselschaften/ trauen aber frembder                      nation Völcker nicht so wol. Dahero/ als die Holländer zu erst zu diesen Leuten                      in ein Dorff kamen/ sie ihre Weiber allesambt zum Lande hinein weit weggeführet                      haben/ biß daß dieselbe mit ihren Schiffen wiederabgesegelt waren.</p>
        <p>Das Zinnen halten sie über alles Metall in sehr grossen Würden (sollen vor diesem                      umb einen zinnern Löffel einen Ochsen gegeben haben) und so man ihnen an dessen                      statt Silber praesentirt, beissen sie darein/ und nach dem sie desselben Wesen                      härter befinden/ verwerffen sie es als untüchtig und achtens nichts wehrt.</p>
        <p>Wann jemand unter ihnen ein Vieh geschlachtet hat/ und mit den seinigë allein                      nicht verzehrë kan/ so kom&#x0303;en die Nachbarn und holen ein jeder ein stück                      davon/ mit der Condition, daß wann dieselbe auch ihr Vieh schlachten/ ihm ein                      gleiches Stücke wieder sollen zukommen lassen.</p>
        <p>Es ist kein Volck unter der Sonnen so betrieglich/ arglistig und verlogen/ als                      die Madagascare; Rachgier und Verrähterey werden bey ihnen vor zwey                      Haubt-Tugendë gehalten. Die so verzeihen und mitleidig sich beweisen/ werden                      bey ihnen vor kleinmütige Leute gehalten.</p>
        <p>Ihre Wohnungen seyn lauber Hütten/ auff Pfäle auffgerichtet/ vier oder fünff                      Füsse hoch über die Erde erhoben/ weil sie sonst von den gifftigen Thiren /                      welche daselbsten häuffig gefunden werden/ sehr geplaget werden. Diese                      Wohnungen werden bey Nacht mit grossen geräusch und tumult von den Nachbahren                      eingeweihet/ und den Haußherrn glück darein gewünschet.</p>
        <p>Die Begräbnissen der Könige werden auff ihre Manier zierlich außgeputzet. Die                      Leiche wird in einen außgeholten Baum gelegt/ welcher mit einen andern bedeckt                      ist/ un&#x0303; also in die Erde gesetzet wird. Ein jedes Grab ist mit einer                      Matte überdecket/ und darüber ein Hüttlein gebauet/ ohnweit von Grabe stehen                      weite Hörner mit Wasser gefüllet. Was die Ursach dieser Zurüstung/ und                      bedeutung des Wassers sey/ hat man niemahls erförschen können/ nur baten sie /                      daß die Hollander sothane Begräbnissen in ihren wesen ohnversehret lassen                      wolten.</p>
        <p>Eine gräuliche und unerhörte That wird bey ihnen verübet: Nehmlich/ daß sie                      alles Menschliche mitleiden und natürliche Liebe so gar hindan setzen/ und ihre                      jung gebohrne Kinder/ auff befehl und andeutung ihres Götzen-Dieners/ ferne                      von ihren Dorffern unter eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0042] rerey wird bey ihnen am Leben gestrafet. Es ist wenig Argwohn unter den Eheleuten/ sie gehen zu und unter einander auff guten Glauben/ auch sonder betrug und Argelist / sie leben fromb und einfältig in ihren Geselschaften/ trauen aber frembder nation Völcker nicht so wol. Dahero/ als die Holländer zu erst zu diesen Leuten in ein Dorff kamen/ sie ihre Weiber allesambt zum Lande hinein weit weggeführet haben/ biß daß dieselbe mit ihren Schiffen wiederabgesegelt waren. Das Zinnen halten sie über alles Metall in sehr grossen Würden (sollen vor diesem umb einen zinnern Löffel einen Ochsen gegeben haben) und so man ihnen an dessen statt Silber praesentirt, beissen sie darein/ und nach dem sie desselben Wesen härter befinden/ verwerffen sie es als untüchtig und achtens nichts wehrt. Wann jemand unter ihnen ein Vieh geschlachtet hat/ und mit den seinigë allein nicht verzehrë kan/ so kom̃en die Nachbarn und holen ein jeder ein stück davon/ mit der Condition, daß wann dieselbe auch ihr Vieh schlachten/ ihm ein gleiches Stücke wieder sollen zukommen lassen. Es ist kein Volck unter der Sonnen so betrieglich/ arglistig und verlogen/ als die Madagascare; Rachgier und Verrähterey werden bey ihnen vor zwey Haubt-Tugendë gehalten. Die so verzeihen und mitleidig sich beweisen/ werden bey ihnen vor kleinmütige Leute gehalten. Ihre Wohnungen seyn lauber Hütten/ auff Pfäle auffgerichtet/ vier oder fünff Füsse hoch über die Erde erhoben/ weil sie sonst von den gifftigen Thiren / welche daselbsten häuffig gefunden werden/ sehr geplaget werden. Diese Wohnungen werden bey Nacht mit grossen geräusch und tumult von den Nachbahren eingeweihet/ und den Haußherrn glück darein gewünschet. Die Begräbnissen der Könige werden auff ihre Manier zierlich außgeputzet. Die Leiche wird in einen außgeholten Baum gelegt/ welcher mit einen andern bedeckt ist/ uñ also in die Erde gesetzet wird. Ein jedes Grab ist mit einer Matte überdecket/ und darüber ein Hüttlein gebauet/ ohnweit von Grabe stehen weite Hörner mit Wasser gefüllet. Was die Ursach dieser Zurüstung/ und bedeutung des Wassers sey/ hat man niemahls erförschen können/ nur baten sie / daß die Hollander sothane Begräbnissen in ihren wesen ohnversehret lassen wolten. Eine gräuliche und unerhörte That wird bey ihnen verübet: Nehmlich/ daß sie alles Menschliche mitleiden und natürliche Liebe so gar hindan setzen/ und ihre jung gebohrne Kinder/ auff befehl und andeutung ihres Götzen-Dieners/ ferne von ihren Dorffern unter eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/42
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/42>, abgerufen am 03.12.2024.