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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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Sterte/ wodurch das Thier offtmahls starcker als der Wolff selbst fort laufft.

Man verspüret an den Wolffen eine grosse Vorsorge zu ihren Jungen; Die Wolffin wartet ihrer stets/ und der Wolff verschaffet ihnen Unterhalt von dem Raube.

Wann sie durch einen Strom schwemmen wollen fassen sie einander bey der Sterte / damit sie nicht durch die Fluht von einander getrieben werden/ und schwemmen also in einer Reige hinüber.

Wann der Wolff hungerig ist/ riechet er zur Nacht ein todtes Aaß wohl über eine halbe Stunde weit gegen den Wind/ und wenn ers findet/ schleifft ers mit sich. Die Schaffe so von ihm gebissen seyn/ haben viel angenehmer Fleisch/ aber die Wolle davon gebieret Leuse und Krätze. Wann ein Wolff gefangen oder sonste beschlossen ist/ ist er furchtsam und verzagt. Gesnerus erzehlet hievon zwey besondere Vorfälle. Vor wenig Jahren/ sagt er/ hat sichs in Italien zugetragen/ nicht weit von Mylanen/ daß ein hungriger Wolff in eines bauren Hauß lauffen gekommen/ und so fort in eine Kammer gelauffen/ darinnen die Frauw mit dem Kinde saß/ als sie den Wolff ersehen/ sey sie sehr erschrocken / und weg gelauffen daß Kind bey dem Wolffe vergessen/ und die Thür hinter ihr zugezogen/ und ihren Mann geruffen/ welcher da er hinein gekommen den Wolff bey dem Kinde stehend und lebend gesehen/ und hatte dem Kinde und sonst niemandten kein Leid gethan.

Den andern Vorfall beschreibt er also: Doctor Justinus Glober hat mir zugeschrieben/ wie daß sein einiger Bruder Michäel eine sonderliche Lust zur Jagt allezeit gehabt/ und einige tieffe Gruben umb das Wild darinnen zu fangen außgegraben/ in einer Nacht habe es sich begeben/ daß eine Frauw/ so des Abends Zwiebeln auß ihrem Garten geholet/ dahin gekommen/ und in die Grube gefallen/ hernach sey ein Fuchs/ und zu letzt ein Wolff hinein gefallen. Diese drey seyn die gantze Nacht da sitzen geblieben/ jeder an seinem Ort/ ohne einen oder den andern zu beschädigen. Am Morgen als seyn Bruder an die Grube gekommen/ und diese drey daselbst sitzend gefunden/ habe er die zwey umbgebracht/ und die Frauw darauß erlöset.

Einige Stück vom Wolffe haben ihre Stelle auch in der Artzney-Kunst. Einen Riemen auß der Wolffs-Haut umb den Bauch gegürtet/ und den Koht eingegeben heilet die Darm-Pein.

Das Fett wird unter die Salbe wieder das Podagram gemenget. Das

Sterte/ wodurch das Thier offtmahls starcker als der Wolff selbst fort laufft.

Man verspüret an den Wolffen eine grosse Vorsorge zu ihren Jungen; Die Wolffin wartet ihrer stets/ und der Wolff verschaffet ihnen Unterhalt von dem Raube.

Wann sie durch einen Strom schwemmen wollen fassen sie einander bey der Sterte / damit sie nicht durch die Fluht von einander getrieben werden/ und schwemmen also in einer Reige hinüber.

Wann der Wolff hungerig ist/ riechet er zur Nacht ein todtes Aaß wohl über eine halbe Stunde weit gegen den Wind/ und wenn ers findet/ schleifft ers mit sich. Die Schaffe so von ihm gebissen seyn/ haben viel angenehmer Fleisch/ aber die Wolle davon gebieret Leuse und Krätze. Wañ ein Wolff gefangen oder sonstë beschlossen ist/ ist er furchtsam und verzagt. Gesnerus erzehlet hievon zwey besondere Vorfälle. Vor wenig Jahren/ sagt er/ hat sichs in Italien zugetragen/ nicht weit von Mylanen/ daß ein hungriger Wolff in eines bauren Hauß lauffen gekommen/ und so fort in eine Kammer gelauffen/ darinnen die Frauw mit dem Kinde saß/ als sie den Wolff ersehen/ sey sie sehr erschrocken / und weg gelauffen daß Kind bey dem Wolffe vergessen/ und die Thür hinter ihr zugezogen/ und ihren Mann geruffen/ welcher da er hinein gekommen den Wolff bey dem Kinde stehend und lebend gesehen/ und hatte dem Kinde und sonst niemandten kein Leid gethan.

Den andern Vorfall beschreibt er also: Doctor Justinus Glober hat mir zugeschrieben/ wie daß sein einiger Bruder Michäel eine sonderliche Lust zur Jagt allezeit gehabt/ und einige tieffe Gruben umb das Wild darinnen zu fangen außgegraben/ in einer Nacht habe es sich begeben/ daß eine Frauw/ so des Abends Zwiebeln auß ihrem Garten geholet/ dahin gekommen/ und in die Grube gefallen/ hernach sey ein Fuchs/ und zu letzt ein Wolff hinein gefallen. Diese drey seyn die gantze Nacht da sitzen geblieben/ jeder an seinem Ort/ ohne einen oder den andern zu beschädigen. Am Morgen als seyn Bruder an die Grube gekommen/ und diese drey daselbst sitzend gefunden/ habe er die zwey umbgebracht/ und die Frauw darauß erlöset.

Einige Stück vom Wolffe haben ihre Stelle auch in der Artzney-Kunst. Einen Riemen auß der Wolffs-Haut umb den Bauch gegürtet/ und den Koht eingegeben heilet die Darm-Pein.

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[57/0061] Sterte/ wodurch das Thier offtmahls starcker als der Wolff selbst fort laufft. Man verspüret an den Wolffen eine grosse Vorsorge zu ihren Jungen; Die Wolffin wartet ihrer stets/ und der Wolff verschaffet ihnen Unterhalt von dem Raube. Wann sie durch einen Strom schwemmen wollen fassen sie einander bey der Sterte / damit sie nicht durch die Fluht von einander getrieben werden/ und schwemmen also in einer Reige hinüber. Wann der Wolff hungerig ist/ riechet er zur Nacht ein todtes Aaß wohl über eine halbe Stunde weit gegen den Wind/ und wenn ers findet/ schleifft ers mit sich. Die Schaffe so von ihm gebissen seyn/ haben viel angenehmer Fleisch/ aber die Wolle davon gebieret Leuse und Krätze. Wañ ein Wolff gefangen oder sonstë beschlossen ist/ ist er furchtsam und verzagt. Gesnerus erzehlet hievon zwey besondere Vorfälle. Vor wenig Jahren/ sagt er/ hat sichs in Italien zugetragen/ nicht weit von Mylanen/ daß ein hungriger Wolff in eines bauren Hauß lauffen gekommen/ und so fort in eine Kammer gelauffen/ darinnen die Frauw mit dem Kinde saß/ als sie den Wolff ersehen/ sey sie sehr erschrocken / und weg gelauffen daß Kind bey dem Wolffe vergessen/ und die Thür hinter ihr zugezogen/ und ihren Mann geruffen/ welcher da er hinein gekommen den Wolff bey dem Kinde stehend und lebend gesehen/ und hatte dem Kinde und sonst niemandten kein Leid gethan. Den andern Vorfall beschreibt er also: Doctor Justinus Glober hat mir zugeschrieben/ wie daß sein einiger Bruder Michäel eine sonderliche Lust zur Jagt allezeit gehabt/ und einige tieffe Gruben umb das Wild darinnen zu fangen außgegraben/ in einer Nacht habe es sich begeben/ daß eine Frauw/ so des Abends Zwiebeln auß ihrem Garten geholet/ dahin gekommen/ und in die Grube gefallen/ hernach sey ein Fuchs/ und zu letzt ein Wolff hinein gefallen. Diese drey seyn die gantze Nacht da sitzen geblieben/ jeder an seinem Ort/ ohne einen oder den andern zu beschädigen. Am Morgen als seyn Bruder an die Grube gekommen/ und diese drey daselbst sitzend gefunden/ habe er die zwey umbgebracht/ und die Frauw darauß erlöset. Einige Stück vom Wolffe haben ihre Stelle auch in der Artzney-Kunst. Einen Riemen auß der Wolffs-Haut umb den Bauch gegürtet/ und den Koht eingegeben heilet die Darm-Pein. Das Fett wird unter die Salbe wieder das Podagram gemenget. Das

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/61>, abgerufen am 24.11.2024.