Führer durch Coswig, Kötitz, Neu-Coswig und Umgegend. Kötzschenbroda-Dresden, 1906.Weinkeltereien hin bis zur Grenzstraße zwischen Coswig und Kötitz. Auf dieser gelangen wir, rechts abbiegend, an der Karolastraße vorüber, nach der Albertstraße, an der sich die Drogistenschule befindet. Überschreiten wir aber die Grenzstraße beim Hotel "Wettiner Hof", so betreten wir die Kötitzer Bahnhofstraße, die uns an freundlichen Landhäusern und Gärten, sowie an dem Schulgebäude vorüberführt. An dem Gasthofe mündet sie in die Hauptstraße des Ortes, nach deren Überschreitung man an das aus dem 18. Jahrhundert stammende und mit einem in Stein gehauenen Bildnisse am Eingangstor geschmückte Fährhaus an der Elbe kommt. (Überfahrt nach Gauernitz.) Am jenseitigen Ufer, auf Wildberger Flur, steht das frühere Fährhaus (das jetzige "Elbschlößchen".) Wendet man sich vom Gasthofe links, so gelangt man auf der Naundorfer Straße an die im "Tännicht" gelegenen Maschinen- und die Strohstoff-Fabriken. Schwenkt man aber beim Gasthofe rechts ab in die Hauptstraße, so gewinnt man, sobald man das Dorf hinter sich hat, einen freien Blick auf das untere Eibtal, der besonders am Abend anziehend ist. Im raschen Wechsel gleiten die verschiedensten Bilder an uns vorüber. In den hohen Bäumen der nahen Insel singt eine Amsel ihr schwermütiges Lied, und wilde Enten hocken breit schnatternd am sandigen Heger. Zum letzten Fange schwingen sich leicht die Möven über das Wasser. Mit geschwellten Segeln ziehen volle Kähne den Strom hinab, und auf schwankem Flosse schürt neben der leichten Hütte ein Weib das flackernde Feuer; darüber dampft die wärmende Abendsuppe für die Flößer, die schweigsam mit eintönigem Ruderschlage die toten Waldriesen am Ufer hinlenken. Im fröhlichen Kinderliede, das vom vorbeieilenden Dampfschiffe erschallt, grüßt uns freundlich die heitre Jugend. "In der Heimat ist es schön!" Auf ihrer Fahrt hat's die lustige Schar empfunden. Jubelnd winken sie den frischen Gestalten zu, die mit kräftigen Armen ihren bunt bewimpelten schlanken Kahn durch die Wellen treiben. Das Tal herauf windet sich rasselnd ein Dampfer. Einem ungelenken Riesen gleich liegt er im breiten Strom, hinter sich in langem Zuge Kahn an Kahn, ungeheuere Weinkeltereien hin bis zur Grenzstraße zwischen Coswig und Kötitz. Auf dieser gelangen wir, rechts abbiegend, an der Karolastraße vorüber, nach der Albertstraße, an der sich die Drogistenschule befindet. Überschreiten wir aber die Grenzstraße beim Hotel „Wettiner Hof“, so betreten wir die Kötitzer Bahnhofstraße, die uns an freundlichen Landhäusern und Gärten, sowie an dem Schulgebäude vorüberführt. An dem Gasthofe mündet sie in die Hauptstraße des Ortes, nach deren Überschreitung man an das aus dem 18. Jahrhundert stammende und mit einem in Stein gehauenen Bildnisse am Eingangstor geschmückte Fährhaus an der Elbe kommt. (Überfahrt nach Gauernitz.) Am jenseitigen Ufer, auf Wildberger Flur, steht das frühere Fährhaus (das jetzige „Elbschlößchen“.) Wendet man sich vom Gasthofe links, so gelangt man auf der Naundorfer Straße an die im „Tännicht“ gelegenen Maschinen- und die Strohstoff-Fabriken. Schwenkt man aber beim Gasthofe rechts ab in die Hauptstraße, so gewinnt man, sobald man das Dorf hinter sich hat, einen freien Blick auf das untere Eibtal, der besonders am Abend anziehend ist. Im raschen Wechsel gleiten die verschiedensten Bilder an uns vorüber. In den hohen Bäumen der nahen Insel singt eine Amsel ihr schwermütiges Lied, und wilde Enten hocken breit schnatternd am sandigen Heger. Zum letzten Fange schwingen sich leicht die Möven über das Wasser. Mit geschwellten Segeln ziehen volle Kähne den Strom hinab, und auf schwankem Flosse schürt neben der leichten Hütte ein Weib das flackernde Feuer; darüber dampft die wärmende Abendsuppe für die Flößer, die schweigsam mit eintönigem Ruderschlage die toten Waldriesen am Ufer hinlenken. Im fröhlichen Kinderliede, das vom vorbeieilenden Dampfschiffe erschallt, grüßt uns freundlich die heitre Jugend. „In der Heimat ist es schön!“ Auf ihrer Fahrt hat’s die lustige Schar empfunden. Jubelnd winken sie den frischen Gestalten zu, die mit kräftigen Armen ihren bunt bewimpelten schlanken Kahn durch die Wellen treiben. Das Tal herauf windet sich rasselnd ein Dampfer. Einem ungelenken Riesen gleich liegt er im breiten Strom, hinter sich in langem Zuge Kahn an Kahn, ungeheuere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> Weinkeltereien hin bis zur Grenzstraße zwischen Coswig und Kötitz. Auf dieser gelangen wir, rechts abbiegend, an der Karolastraße vorüber, nach der Albertstraße, an der sich die Drogistenschule befindet. Überschreiten wir aber die Grenzstraße beim Hotel „Wettiner Hof“, so betreten wir die Kötitzer Bahnhofstraße, die uns an freundlichen Landhäusern und Gärten, sowie an dem Schulgebäude vorüberführt. An dem Gasthofe mündet sie in die Hauptstraße des Ortes, nach deren Überschreitung man an das aus dem 18. Jahrhundert stammende und mit einem in Stein gehauenen Bildnisse am Eingangstor geschmückte Fährhaus an der Elbe kommt. (Überfahrt nach Gauernitz.) Am jenseitigen Ufer, auf Wildberger Flur, steht das frühere Fährhaus (das jetzige „Elbschlößchen“.) Wendet man sich vom Gasthofe links, so gelangt man auf der Naundorfer Straße an die im „Tännicht“ gelegenen Maschinen- und die Strohstoff-Fabriken. Schwenkt man aber beim Gasthofe rechts ab in die Hauptstraße, so gewinnt man, sobald man das Dorf hinter sich hat, einen freien Blick auf das untere Eibtal, der besonders am Abend anziehend ist. Im raschen Wechsel gleiten die verschiedensten Bilder an uns vorüber. In den hohen Bäumen der nahen Insel singt eine Amsel ihr schwermütiges Lied, und wilde Enten hocken breit schnatternd am sandigen Heger. Zum letzten Fange schwingen sich leicht die Möven über das Wasser. Mit geschwellten Segeln ziehen volle Kähne den Strom hinab, und auf schwankem Flosse schürt neben der leichten Hütte ein Weib das flackernde Feuer; darüber dampft die wärmende Abendsuppe für die Flößer, die schweigsam mit eintönigem Ruderschlage die toten Waldriesen am Ufer hinlenken. Im fröhlichen Kinderliede, das vom vorbeieilenden Dampfschiffe erschallt, grüßt uns freundlich die heitre Jugend. „In der Heimat ist es schön!“ Auf ihrer Fahrt hat’s die lustige Schar empfunden. Jubelnd winken sie den frischen Gestalten zu, die mit kräftigen Armen ihren bunt bewimpelten schlanken Kahn durch die Wellen treiben. Das Tal herauf windet sich rasselnd ein Dampfer. Einem ungelenken Riesen gleich liegt er im breiten Strom, hinter sich in langem Zuge Kahn an Kahn, ungeheuere </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
Weinkeltereien hin bis zur Grenzstraße zwischen Coswig und Kötitz. Auf dieser gelangen wir, rechts abbiegend, an der Karolastraße vorüber, nach der Albertstraße, an der sich die Drogistenschule befindet. Überschreiten wir aber die Grenzstraße beim Hotel „Wettiner Hof“, so betreten wir die Kötitzer Bahnhofstraße, die uns an freundlichen Landhäusern und Gärten, sowie an dem Schulgebäude vorüberführt. An dem Gasthofe mündet sie in die Hauptstraße des Ortes, nach deren Überschreitung man an das aus dem 18. Jahrhundert stammende und mit einem in Stein gehauenen Bildnisse am Eingangstor geschmückte Fährhaus an der Elbe kommt. (Überfahrt nach Gauernitz.) Am jenseitigen Ufer, auf Wildberger Flur, steht das frühere Fährhaus (das jetzige „Elbschlößchen“.) Wendet man sich vom Gasthofe links, so gelangt man auf der Naundorfer Straße an die im „Tännicht“ gelegenen Maschinen- und die Strohstoff-Fabriken. Schwenkt man aber beim Gasthofe rechts ab in die Hauptstraße, so gewinnt man, sobald man das Dorf hinter sich hat, einen freien Blick auf das untere Eibtal, der besonders am Abend anziehend ist. Im raschen Wechsel gleiten die verschiedensten Bilder an uns vorüber. In den hohen Bäumen der nahen Insel singt eine Amsel ihr schwermütiges Lied, und wilde Enten hocken breit schnatternd am sandigen Heger. Zum letzten Fange schwingen sich leicht die Möven über das Wasser. Mit geschwellten Segeln ziehen volle Kähne den Strom hinab, und auf schwankem Flosse schürt neben der leichten Hütte ein Weib das flackernde Feuer; darüber dampft die wärmende Abendsuppe für die Flößer, die schweigsam mit eintönigem Ruderschlage die toten Waldriesen am Ufer hinlenken. Im fröhlichen Kinderliede, das vom vorbeieilenden Dampfschiffe erschallt, grüßt uns freundlich die heitre Jugend. „In der Heimat ist es schön!“ Auf ihrer Fahrt hat’s die lustige Schar empfunden. Jubelnd winken sie den frischen Gestalten zu, die mit kräftigen Armen ihren bunt bewimpelten schlanken Kahn durch die Wellen treiben. Das Tal herauf windet sich rasselnd ein Dampfer. Einem ungelenken Riesen gleich liegt er im breiten Strom, hinter sich in langem Zuge Kahn an Kahn, ungeheuere
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