Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.bei der Unzulänglichkeit unserer Erfahrungen in Hinsicht aller veranlaßenden speziellen Umstände. Wir können also nach der höchsten Wahrscheinlichkeit folgendes als allgemein festsetzen: 1. Daß überhaupt Einsamkeit und insbesondere müßige Einsamkeit, wo Geist und Körper keine angelegentliche Arbeit haben, der Jugend in oftbenannter Hinsicht gefährlich sey. Eines Theils, weil jede zufällige Berührung der Geschlechtstheile bei dem Mangel anderer stärkerer Eindrücke sehr empfindbar ist; andern Theils, weil die Einbildungskraft hier vorzüglich würksam ist. Hieher gehört das Liegen im Bette, ohne zu schlafen, es sey nun des Abends vor dem Einschlafen, oder des Morgens nach dem Aufwachen. Man hat von jeher wenig Rücksicht hierauf genommen und oft gar geglaubt, Kinder wären nirgends so gut verwahrt, als im Bette. A. B. E. und F. trieben die Selbstschändung vorzüglich im Bette. Hieher gehört das Stundenlange Sitzen in der Schule bei langweiligen Büchern oder beim schwerfälligen ermüdenden Unterricht, wobei Geist und Körper träge und müßig sind. Auch hier bei der Unzulänglichkeit unserer Erfahrungen in Hinsicht aller veranlaßenden speziellen Umstände. Wir können also nach der höchsten Wahrscheinlichkeit folgendes als allgemein festsetzen: 1. Daß überhaupt Einsamkeit und insbesondere müßige Einsamkeit, wo Geist und Körper keine angelegentliche Arbeit haben, der Jugend in oftbenannter Hinsicht gefährlich sey. Eines Theils, weil jede zufällige Berührung der Geschlechtstheile bei dem Mangel anderer stärkerer Eindrücke sehr empfindbar ist; andern Theils, weil die Einbildungskraft hier vorzüglich würksam ist. Hieher gehört das Liegen im Bette, ohne zu schlafen, es sey nun des Abends vor dem Einschlafen, oder des Morgens nach dem Aufwachen. Man hat von jeher wenig Rücksicht hierauf genommen und oft gar geglaubt, Kinder wären nirgends so gut verwahrt, als im Bette. A. B. E. und F. trieben die Selbstschändung vorzüglich im Bette. Hieher gehört das Stundenlange Sitzen in der Schule bei langweiligen Büchern oder beim schwerfälligen ermüdenden Unterricht, wobei Geist und Körper träge und müßig sind. Auch hier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="101"/> bei der Unzulänglichkeit unserer Erfahrungen in Hinsicht aller veranlaßenden speziellen Umstände. Wir können also nach der höchsten Wahrscheinlichkeit folgendes als allgemein festsetzen:</p> <p>1. Daß überhaupt Einsamkeit und insbesondere müßige Einsamkeit, wo Geist und Körper keine angelegentliche Arbeit haben, der Jugend in oftbenannter Hinsicht gefährlich sey.</p> <p>Eines Theils, weil jede zufällige Berührung der Geschlechtstheile bei dem Mangel anderer stärkerer Eindrücke sehr empfindbar ist; andern Theils, weil die Einbildungskraft hier vorzüglich würksam ist.</p> <p>Hieher gehört das Liegen im Bette, ohne zu schlafen, es sey nun des Abends vor dem Einschlafen, oder des Morgens nach dem Aufwachen. Man hat von jeher wenig Rücksicht hierauf genommen und oft gar geglaubt, Kinder wären nirgends so gut verwahrt, als im Bette. <hi rendition="#aq">A. B. E.</hi> und <hi rendition="#aq">F.</hi> trieben die Selbstschändung vorzüglich im Bette.</p> <p>Hieher gehört das Stundenlange Sitzen in der Schule bei langweiligen Büchern oder beim schwerfälligen ermüdenden Unterricht, wobei Geist und Körper träge und müßig sind. Auch hier </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0100]
bei der Unzulänglichkeit unserer Erfahrungen in Hinsicht aller veranlaßenden speziellen Umstände. Wir können also nach der höchsten Wahrscheinlichkeit folgendes als allgemein festsetzen:
1. Daß überhaupt Einsamkeit und insbesondere müßige Einsamkeit, wo Geist und Körper keine angelegentliche Arbeit haben, der Jugend in oftbenannter Hinsicht gefährlich sey.
Eines Theils, weil jede zufällige Berührung der Geschlechtstheile bei dem Mangel anderer stärkerer Eindrücke sehr empfindbar ist; andern Theils, weil die Einbildungskraft hier vorzüglich würksam ist.
Hieher gehört das Liegen im Bette, ohne zu schlafen, es sey nun des Abends vor dem Einschlafen, oder des Morgens nach dem Aufwachen. Man hat von jeher wenig Rücksicht hierauf genommen und oft gar geglaubt, Kinder wären nirgends so gut verwahrt, als im Bette. A. B. E. und F. trieben die Selbstschändung vorzüglich im Bette.
Hieher gehört das Stundenlange Sitzen in der Schule bei langweiligen Büchern oder beim schwerfälligen ermüdenden Unterricht, wobei Geist und Körper träge und müßig sind. Auch hier
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/100>, abgerufen am 16.07.2024. |