Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

ten. S** war in dem Hause eines Hauptmanns wohlgelitten und stand als Knabe von 12 bis 14 Jahren bei den Töchtern des Hauptmannes in Gunst. Vor der Zeit hatten ihn diese oft im Scherz auf den Schooß gelegt und ihm mit der flachen Hand Schläge auf den Hintern gegeben. Völlig, wie Roußeau, hatte er sich diese scherzhafte Strafe oft gewünscht, und daher war folgendes, wenn er im Bette war, das Spiel seiner Einbildungskraft und Hände. Er hatte sich nemlich oft mit Strumpfbändern im Bette gebunden, sich als einen Gefangenen gedacht, und dann die Strafe sich imaginirt, daß die jüngste von den Töchtern des Hauptmannes an ihm das verrichtete, was er so gern duldete und im Bette an sich vollzog. So gebunden, krumm, das Hemd ausgezogen, hat er oft, da man ihn früh in der Kinderstube liegen laßen, zu halben Stunden gelegen."

"Man denke sich nun den Zusammenhang der dunklen Jdeen und thierischen Empfindungen, welche diesen S** zu diesen anscheinend sonderbaren Handlungen verleiteten, und durch die er bei dem erfolgten Reiz in den Zeugungstheilen so weit war gebracht worden, daß er

ten. S** war in dem Hause eines Hauptmanns wohlgelitten und stand als Knabe von 12 bis 14 Jahren bei den Töchtern des Hauptmannes in Gunst. Vor der Zeit hatten ihn diese oft im Scherz auf den Schooß gelegt und ihm mit der flachen Hand Schläge auf den Hintern gegeben. Völlig, wie Roußeau, hatte er sich diese scherzhafte Strafe oft gewünscht, und daher war folgendes, wenn er im Bette war, das Spiel seiner Einbildungskraft und Hände. Er hatte sich nemlich oft mit Strumpfbändern im Bette gebunden, sich als einen Gefangenen gedacht, und dann die Strafe sich imaginirt, daß die jüngste von den Töchtern des Hauptmannes an ihm das verrichtete, was er so gern duldete und im Bette an sich vollzog. So gebunden, krumm, das Hemd ausgezogen, hat er oft, da man ihn früh in der Kinderstube liegen laßen, zu halben Stunden gelegen.“

„Man denke sich nun den Zusammenhang der dunklen Jdeen und thierischen Empfindungen, welche diesen S** zu diesen anscheinend sonderbaren Handlungen verleiteten, und durch die er bei dem erfolgten Reiz in den Zeugungstheilen so weit war gebracht worden, daß er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0117" n="118"/>
ten. S** war in dem Hause eines Hauptmanns wohlgelitten und stand als Knabe von 12 bis 14 Jahren bei den Töchtern des Hauptmannes in Gunst. Vor der Zeit hatten ihn diese oft im Scherz auf den Schooß gelegt und ihm mit der flachen Hand Schläge auf den Hintern gegeben. Völlig, wie Roußeau, hatte er sich diese scherzhafte Strafe oft gewünscht, und daher war folgendes, wenn er im Bette war, das Spiel seiner Einbildungskraft und Hände. Er hatte sich nemlich oft mit Strumpfbändern im Bette gebunden, sich als einen Gefangenen gedacht, und dann die Strafe sich imaginirt, daß die jüngste von den Töchtern des Hauptmannes an ihm das verrichtete, was er so gern duldete und im Bette an sich vollzog. So gebunden, krumm, das Hemd ausgezogen, hat er oft, da man ihn früh in der Kinderstube liegen laßen, zu halben Stunden gelegen.&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Man denke sich nun den Zusammenhang der dunklen Jdeen und thierischen Empfindungen, welche diesen S** zu diesen anscheinend sonderbaren Handlungen verleiteten, und durch die er bei dem erfolgten Reiz in den Zeugungstheilen so weit war gebracht worden, daß er
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0117] ten. S** war in dem Hause eines Hauptmanns wohlgelitten und stand als Knabe von 12 bis 14 Jahren bei den Töchtern des Hauptmannes in Gunst. Vor der Zeit hatten ihn diese oft im Scherz auf den Schooß gelegt und ihm mit der flachen Hand Schläge auf den Hintern gegeben. Völlig, wie Roußeau, hatte er sich diese scherzhafte Strafe oft gewünscht, und daher war folgendes, wenn er im Bette war, das Spiel seiner Einbildungskraft und Hände. Er hatte sich nemlich oft mit Strumpfbändern im Bette gebunden, sich als einen Gefangenen gedacht, und dann die Strafe sich imaginirt, daß die jüngste von den Töchtern des Hauptmannes an ihm das verrichtete, was er so gern duldete und im Bette an sich vollzog. So gebunden, krumm, das Hemd ausgezogen, hat er oft, da man ihn früh in der Kinderstube liegen laßen, zu halben Stunden gelegen.“ „Man denke sich nun den Zusammenhang der dunklen Jdeen und thierischen Empfindungen, welche diesen S** zu diesen anscheinend sonderbaren Handlungen verleiteten, und durch die er bei dem erfolgten Reiz in den Zeugungstheilen so weit war gebracht worden, daß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/117
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/117>, abgerufen am 21.11.2024.