Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.nig R** in L** vom Latein begreifen konnte, so las er dennoch auf eines andern Empfehlung das schändliche Stück des Ovid: Aestus erat etc. Man entschuldigte sich nicht und sage: "wir lassen das weg." Desto begieriger wird der Jüngling, besonders, wenn hinzugesetzt wird, darum laße man es weg, weil es Obscönitäten enthalte. Eben das heißt den Jüngling reizen, daß er es für sich lese, und dann ohne gehörige Jnterpretation, mehr darin zu finden glaubt, als die Stelle enthält." "Jch weiß einen Mann, dessen Schüler sich auf die Lesung des Horaz freuten, weil gemeiniglich alsdann etwas zu lernen war, wenn er so anhub: "Na, es ist wieder eine Ode an sein Mädchen."" "Ja sogar diejenigen Bücher, welche das Laster bestreiten, können für gewiße Gemüther schädlich werden. Die Erfahrung des Mannes, welcher an Salzmann über sein Vorhaben schrieb, beweisen das. Auch weiß ich, daß Sch** in *l* nach Lesung des Tissot, die Handlung vollbracht hat.*)" *) Man muß aber auch gestehn, daß Tissots Buch manche unvorsichtige Stelle enthält, die auf die Phantasie wirken kann. Campe.
nig R** in L** vom Latein begreifen konnte, so las er dennoch auf eines andern Empfehlung das schändliche Stück des Ovid: Aestus erat etc. Man entschuldigte sich nicht und sage: „wir lassen das weg.“ Desto begieriger wird der Jüngling, besonders, wenn hinzugesetzt wird, darum laße man es weg, weil es Obscönitäten enthalte. Eben das heißt den Jüngling reizen, daß er es für sich lese, und dann ohne gehörige Jnterpretation, mehr darin zu finden glaubt, als die Stelle enthält.“ „Jch weiß einen Mann, dessen Schüler sich auf die Lesung des Horaz freuten, weil gemeiniglich alsdann etwas zu lernen war, wenn er so anhub: „Na, es ist wieder eine Ode an sein Mädchen.““ „Ja sogar diejenigen Bücher, welche das Laster bestreiten, können für gewiße Gemüther schädlich werden. Die Erfahrung des Mannes, welcher an Salzmann über sein Vorhaben schrieb, beweisen das. Auch weiß ich, daß Sch** in *l* nach Lesung des Tissot, die Handlung vollbracht hat.*)“ *) Man muß aber auch gestehn, daß Tissots Buch manche unvorsichtige Stelle enthält, die auf die Phantasie wirken kann. Campe.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="122"/> nig R** in L** vom Latein begreifen konnte, so las er dennoch auf eines andern Empfehlung das schändliche Stück des Ovid: <hi rendition="#aq">Aestus erat etc.</hi> Man entschuldigte sich nicht und sage: „wir lassen das weg.“ Desto begieriger wird der Jüngling, besonders, wenn hinzugesetzt wird, darum laße man es weg, weil es Obscönitäten enthalte. Eben das heißt den Jüngling reizen, daß er es für sich lese, und dann ohne gehörige Jnterpretation, mehr darin zu finden glaubt, als die Stelle enthält.“</p> <p>„Jch weiß einen Mann, dessen Schüler sich auf die Lesung des Horaz freuten, weil gemeiniglich alsdann etwas zu lernen war, wenn er so anhub: „Na, es ist wieder eine Ode an sein Mädchen.““</p> <p>„Ja sogar diejenigen Bücher, welche das Laster bestreiten, können für gewiße Gemüther schädlich werden. Die Erfahrung des Mannes, welcher an Salzmann über sein Vorhaben schrieb, beweisen das. Auch weiß ich, daß Sch** in *l* nach Lesung des Tissot, die Handlung vollbracht hat.<note place="foot" n="*)">Man muß aber auch gestehn, daß Tissots Buch manche unvorsichtige Stelle enthält, die auf die Phantasie wirken kann. <p rendition="#right">Campe.</p></note>“</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0121]
nig R** in L** vom Latein begreifen konnte, so las er dennoch auf eines andern Empfehlung das schändliche Stück des Ovid: Aestus erat etc. Man entschuldigte sich nicht und sage: „wir lassen das weg.“ Desto begieriger wird der Jüngling, besonders, wenn hinzugesetzt wird, darum laße man es weg, weil es Obscönitäten enthalte. Eben das heißt den Jüngling reizen, daß er es für sich lese, und dann ohne gehörige Jnterpretation, mehr darin zu finden glaubt, als die Stelle enthält.“
„Jch weiß einen Mann, dessen Schüler sich auf die Lesung des Horaz freuten, weil gemeiniglich alsdann etwas zu lernen war, wenn er so anhub: „Na, es ist wieder eine Ode an sein Mädchen.““
„Ja sogar diejenigen Bücher, welche das Laster bestreiten, können für gewiße Gemüther schädlich werden. Die Erfahrung des Mannes, welcher an Salzmann über sein Vorhaben schrieb, beweisen das. Auch weiß ich, daß Sch** in *l* nach Lesung des Tissot, die Handlung vollbracht hat. *)“
*) Man muß aber auch gestehn, daß Tissots Buch manche unvorsichtige Stelle enthält, die auf die Phantasie wirken kann. Campe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |