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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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Musik ist ein herrliches Mittel, eine verwilderte Einbildungskraft zurecht zu bringen, und das Herz edlen Empfindungen zu öfnen. Alle Jugend sollte mit ihr bekannt seyn. Sie würde sie in einsamen Stunden vor Versuchungen schützen und ihr Herz manchen niedrigen Begierden verschließen.

Zeichnen bietet der Einbildungskraft Gelegenheit an, auf eine nützliche Art wirksam zu seyn und macht aufmerksam auf Schönheit der Natur. Es schärft das Gefühl für alles, was um und bei uns ist und mindert das Nachläßige und Ueberhinjahrende und die Stumpfheit gegen herrliche Freuden, die aus dem Anblick der sichtbaren Schöpfungen entstehen. Je mehr wir dieser Freuden, die so rein und edel sind, kennen, je leichter wird es uns, grobe sinnliche Befriedigungen zu entbehren.

Alle Beschäftigungen, denen man leicht einen Geschmack angewinnt und die sich durch natürliche Reize unserm Geist empfehlen, dabei auch in mancher Rücksicht nützlich sind, schicken sich ganz eigentlich für solche, deren Sinn für alles Schöne durch niedrige Wollust kalt und erstorben ist, und die nur noch für einen unseligen Trieb leben. Hingegen muß alles Tiefsinnige, alle

Musik ist ein herrliches Mittel, eine verwilderte Einbildungskraft zurecht zu bringen, und das Herz edlen Empfindungen zu öfnen. Alle Jugend sollte mit ihr bekannt seyn. Sie würde sie in einsamen Stunden vor Versuchungen schützen und ihr Herz manchen niedrigen Begierden verschließen.

Zeichnen bietet der Einbildungskraft Gelegenheit an, auf eine nützliche Art wirksam zu seyn und macht aufmerksam auf Schönheit der Natur. Es schärft das Gefühl für alles, was um und bei uns ist und mindert das Nachläßige und Ueberhinjahrende und die Stumpfheit gegen herrliche Freuden, die aus dem Anblick der sichtbaren Schöpfungen entstehen. Je mehr wir dieser Freuden, die so rein und edel sind, kennen, je leichter wird es uns, grobe sinnliche Befriedigungen zu entbehren.

Alle Beschäftigungen, denen man leicht einen Geschmack angewinnt und die sich durch natürliche Reize unserm Geist empfehlen, dabei auch in mancher Rücksicht nützlich sind, schicken sich ganz eigentlich für solche, deren Sinn für alles Schöne durch niedrige Wollust kalt und erstorben ist, und die nur noch für einen unseligen Trieb leben. Hingegen muß alles Tiefsinnige, alle

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[191/0190] Musik ist ein herrliches Mittel, eine verwilderte Einbildungskraft zurecht zu bringen, und das Herz edlen Empfindungen zu öfnen. Alle Jugend sollte mit ihr bekannt seyn. Sie würde sie in einsamen Stunden vor Versuchungen schützen und ihr Herz manchen niedrigen Begierden verschließen. Zeichnen bietet der Einbildungskraft Gelegenheit an, auf eine nützliche Art wirksam zu seyn und macht aufmerksam auf Schönheit der Natur. Es schärft das Gefühl für alles, was um und bei uns ist und mindert das Nachläßige und Ueberhinjahrende und die Stumpfheit gegen herrliche Freuden, die aus dem Anblick der sichtbaren Schöpfungen entstehen. Je mehr wir dieser Freuden, die so rein und edel sind, kennen, je leichter wird es uns, grobe sinnliche Befriedigungen zu entbehren. Alle Beschäftigungen, denen man leicht einen Geschmack angewinnt und die sich durch natürliche Reize unserm Geist empfehlen, dabei auch in mancher Rücksicht nützlich sind, schicken sich ganz eigentlich für solche, deren Sinn für alles Schöne durch niedrige Wollust kalt und erstorben ist, und die nur noch für einen unseligen Trieb leben. Hingegen muß alles Tiefsinnige, alle

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/190>, abgerufen am 21.11.2024.