Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

worauf man beinahe alles einschränkt, reichen nicht hin, sie vor den vielen Versuchungen zu schützen, die hier ihrer Unschuld drohen. Etwas von dem vorhergenannten müßen sie nothwendig wißen, um sich eine einsame Stunde damit auszufüllen. Jeder Mensch sehnt sich nach aufheiternden Vergnügungen, und wie wenige Jünglinge werden mit den Quellen bekannt gemacht, woraus sie unschuldige Vergnügungen schöpfen können? Jst es ein Wunder, wenn sie aus der allerunlautersten Quelle schöpfen? Jn und um sich herum so viele Lockungen zur Unkeuschheit und nirgends ein sicherer Zufluchtsort. Wer kann ohne Schaudern an unsere Akademien denken, wo so mancher geschändete Jüngling umherschleicht? Jn so vielen Hörsälen wird Selbstschwächung unbemerkt getrieben. So mancher schändet sich auf seinem einsamen Zimmer. So mancher verschwendet seine Kräfte und Gesundheit in den Armen einer feilen Dirne.*)

*) Ein Ungenannter warf im deutschen Museo, Julius 1777, die Frage auf, ob es nicht möglich sey, die Sittlichkeit auf Akademien zu verbessern, und erzählt dabei einen sehr traurigen Fall. Er richtet seine Frage an die Großen und Angesehenen - an die Aufseher der Akademien. Vieles könnten die nun wol

worauf man beinahe alles einschränkt, reichen nicht hin, sie vor den vielen Versuchungen zu schützen, die hier ihrer Unschuld drohen. Etwas von dem vorhergenannten müßen sie nothwendig wißen, um sich eine einsame Stunde damit auszufüllen. Jeder Mensch sehnt sich nach aufheiternden Vergnügungen, und wie wenige Jünglinge werden mit den Quellen bekannt gemacht, woraus sie unschuldige Vergnügungen schöpfen können? Jst es ein Wunder, wenn sie aus der allerunlautersten Quelle schöpfen? Jn und um sich herum so viele Lockungen zur Unkeuschheit und nirgends ein sicherer Zufluchtsort. Wer kann ohne Schaudern an unsere Akademien denken, wo so mancher geschändete Jüngling umherschleicht? Jn so vielen Hörsälen wird Selbstschwächung unbemerkt getrieben. So mancher schändet sich auf seinem einsamen Zimmer. So mancher verschwendet seine Kräfte und Gesundheit in den Armen einer feilen Dirne.*)

*) Ein Ungenannter warf im deutschen Museo, Julius 1777, die Frage auf, ob es nicht möglich sey, die Sittlichkeit auf Akademien zu verbessern, und erzählt dabei einen sehr traurigen Fall. Er richtet seine Frage an die Großen und Angesehenen – an die Aufseher der Akademien. Vieles könnten die nun wol
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0196" n="197"/>
worauf man beinahe alles einschränkt, reichen nicht hin, sie vor den vielen Versuchungen zu schützen, die hier ihrer Unschuld drohen. Etwas von dem vorhergenannten müßen sie nothwendig wißen, um sich eine einsame Stunde damit auszufüllen. Jeder Mensch sehnt sich nach aufheiternden Vergnügungen, und wie wenige Jünglinge werden mit den Quellen bekannt gemacht, woraus sie unschuldige Vergnügungen schöpfen können? Jst es ein Wunder, wenn sie aus der allerunlautersten Quelle schöpfen? Jn und um sich herum so viele Lockungen zur Unkeuschheit und nirgends ein sicherer Zufluchtsort. Wer kann ohne Schaudern an unsere Akademien denken, wo so mancher geschändete Jüngling umherschleicht? Jn so vielen Hörsälen wird Selbstschwächung unbemerkt getrieben. So mancher schändet sich auf seinem einsamen Zimmer. So mancher verschwendet seine Kräfte und Gesundheit in den Armen einer feilen Dirne.<note xml:id="ID_21" next="ID_22" place="foot" n="*)">Ein Ungenannter warf im deutschen Museo, Julius 1777, die Frage auf, ob es nicht möglich sey, die Sittlichkeit auf Akademien zu verbessern, und erzählt dabei einen sehr traurigen Fall. Er richtet seine Frage an die Großen und Angesehenen &#x2013; an die Aufseher der Akademien. Vieles könnten die nun wol</note></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0196] worauf man beinahe alles einschränkt, reichen nicht hin, sie vor den vielen Versuchungen zu schützen, die hier ihrer Unschuld drohen. Etwas von dem vorhergenannten müßen sie nothwendig wißen, um sich eine einsame Stunde damit auszufüllen. Jeder Mensch sehnt sich nach aufheiternden Vergnügungen, und wie wenige Jünglinge werden mit den Quellen bekannt gemacht, woraus sie unschuldige Vergnügungen schöpfen können? Jst es ein Wunder, wenn sie aus der allerunlautersten Quelle schöpfen? Jn und um sich herum so viele Lockungen zur Unkeuschheit und nirgends ein sicherer Zufluchtsort. Wer kann ohne Schaudern an unsere Akademien denken, wo so mancher geschändete Jüngling umherschleicht? Jn so vielen Hörsälen wird Selbstschwächung unbemerkt getrieben. So mancher schändet sich auf seinem einsamen Zimmer. So mancher verschwendet seine Kräfte und Gesundheit in den Armen einer feilen Dirne. *) *) Ein Ungenannter warf im deutschen Museo, Julius 1777, die Frage auf, ob es nicht möglich sey, die Sittlichkeit auf Akademien zu verbessern, und erzählt dabei einen sehr traurigen Fall. Er richtet seine Frage an die Großen und Angesehenen – an die Aufseher der Akademien. Vieles könnten die nun wol

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/196
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/196>, abgerufen am 21.11.2024.