Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.starke Kinder zeugen, so geschieht dies doch, entweder auf Kosten einer unschuldigen Person, und da entsteht Schande, Armuth, Verzweifelung, Betrübniß in den Familien, Kindermord und alles Elend. Erhält die Welt auch hie und da einen Bewohner, so wird es kein Bürger für den Staat, sondern ein Mitglied der Findel- Zucht- und Werkhäuser. Gute Erziehung findet hier nicht Statt. Oder der Unkeusche stört das Glück der Ehe und untergräbt die Ruhe eines ehrwürdigen Standes. Hier entstehen Eifersucht, Ausbrüche fürchterlicher Rache, Ehescheidungen, Vernachläßigung der Kindererziehung, deren Grundlage Liebe und Harmonie im Ehestande ist. Oder er sucht Nahrung für seine Begierden in der Gesellschaft verworfener feiler Dirnen. Hier schadet er zunächst sich; trägt aber doch dazu bei, daß ein schändliches Gewerbe unterhalten wird, und raubt sich Kräfte und Gesundheit, auf die die Welt mit Recht Anspruch machen kann. Trit er selbst in eine eheliche Verbindung, wozu ihn nicht Liebe, nicht Hochachtung für die Gesetze der Natur, nicht Verlangen nach keuscher Umarmung, sondern irgend eine andre unedle Absicht veranlaßt: so verbreitet er auch hier menschliches Elend. Unfähig seine Begierden starke Kinder zeugen, so geschieht dies doch, entweder auf Kosten einer unschuldigen Person, und da entsteht Schande, Armuth, Verzweifelung, Betrübniß in den Familien, Kindermord und alles Elend. Erhält die Welt auch hie und da einen Bewohner, so wird es kein Bürger für den Staat, sondern ein Mitglied der Findel- Zucht- und Werkhäuser. Gute Erziehung findet hier nicht Statt. Oder der Unkeusche stört das Glück der Ehe und untergräbt die Ruhe eines ehrwürdigen Standes. Hier entstehen Eifersucht, Ausbrüche fürchterlicher Rache, Ehescheidungen, Vernachläßigung der Kindererziehung, deren Grundlage Liebe und Harmonie im Ehestande ist. Oder er sucht Nahrung für seine Begierden in der Gesellschaft verworfener feiler Dirnen. Hier schadet er zunächst sich; trägt aber doch dazu bei, daß ein schändliches Gewerbe unterhalten wird, und raubt sich Kräfte und Gesundheit, auf die die Welt mit Recht Anspruch machen kann. Trit er selbst in eine eheliche Verbindung, wozu ihn nicht Liebe, nicht Hochachtung für die Gesetze der Natur, nicht Verlangen nach keuscher Umarmung, sondern irgend eine andre unedle Absicht veranlaßt: so verbreitet er auch hier menschliches Elend. Unfähig seine Begierden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="22"/> starke Kinder zeugen, so geschieht dies doch, entweder auf Kosten einer unschuldigen Person, und da entsteht Schande, Armuth, Verzweifelung, Betrübniß in den Familien, Kindermord und alles Elend. Erhält die Welt auch hie und da einen Bewohner, so wird es kein Bürger für den Staat, sondern ein Mitglied der Findel- Zucht- und Werkhäuser. Gute Erziehung findet hier nicht Statt. Oder der Unkeusche stört das Glück der Ehe und untergräbt die Ruhe eines ehrwürdigen Standes. Hier entstehen Eifersucht, Ausbrüche fürchterlicher Rache, Ehescheidungen, Vernachläßigung der Kindererziehung, deren Grundlage Liebe und Harmonie im Ehestande ist. Oder er sucht Nahrung für seine Begierden in der Gesellschaft verworfener feiler Dirnen. Hier schadet er zunächst sich; trägt aber doch dazu bei, daß ein schändliches Gewerbe unterhalten wird, und raubt sich Kräfte und Gesundheit, auf die die Welt mit Recht Anspruch machen kann. Trit er selbst in eine eheliche Verbindung, wozu ihn nicht Liebe, nicht Hochachtung für die Gesetze der Natur, nicht Verlangen nach keuscher Umarmung, sondern irgend eine andre unedle Absicht veranlaßt: so verbreitet er auch hier menschliches Elend. Unfähig seine Begierden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0021]
starke Kinder zeugen, so geschieht dies doch, entweder auf Kosten einer unschuldigen Person, und da entsteht Schande, Armuth, Verzweifelung, Betrübniß in den Familien, Kindermord und alles Elend. Erhält die Welt auch hie und da einen Bewohner, so wird es kein Bürger für den Staat, sondern ein Mitglied der Findel- Zucht- und Werkhäuser. Gute Erziehung findet hier nicht Statt. Oder der Unkeusche stört das Glück der Ehe und untergräbt die Ruhe eines ehrwürdigen Standes. Hier entstehen Eifersucht, Ausbrüche fürchterlicher Rache, Ehescheidungen, Vernachläßigung der Kindererziehung, deren Grundlage Liebe und Harmonie im Ehestande ist. Oder er sucht Nahrung für seine Begierden in der Gesellschaft verworfener feiler Dirnen. Hier schadet er zunächst sich; trägt aber doch dazu bei, daß ein schändliches Gewerbe unterhalten wird, und raubt sich Kräfte und Gesundheit, auf die die Welt mit Recht Anspruch machen kann. Trit er selbst in eine eheliche Verbindung, wozu ihn nicht Liebe, nicht Hochachtung für die Gesetze der Natur, nicht Verlangen nach keuscher Umarmung, sondern irgend eine andre unedle Absicht veranlaßt: so verbreitet er auch hier menschliches Elend. Unfähig seine Begierden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |