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Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

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Mittel hegte, so hatte ich es verabsäumt, meine Begriffe davon zu berichtigen."

"Allein vor ohngefähr drei Jahren wurde ich auf einmal aufmerksamer darauf gemacht. Ein gewisser Erzieher von starker Leibesbeschaffenheit und blühender Gesundheit (ich characterisire ihn von dieser Seiten nicht umsonst) meldete mir folgende Anecdote aus seiner eigenen Lebensgeschichte: er sahe als ein zehnjähriger Knabe einige seiner Mitschüler das schändlicher Laster Selbstschwächung treiben. Nicht lange nachher fiel ihm Tissots eben damals herausgekommenes Buch in die Hände, und erfüllte ihn mit Entsetzen vor den Folgen dieses Lasters. Er traute sich gleichwol nicht so viel Seelenstärke zu, der Versuchung jedesmal zu widerstehn, und aus Verzweifelung darüber war er mehr als einmal im Begriff, sich das Zeugungsglied ganz und gar abzuschneiden, um sich dadurch in die Unmöglichkeit zu versetzen, ein so verderbliches Laster jemals auszuüben. Jndem er aber hiermit umging, fiel ihm ein anderes, weniger grausames und gleichwol eben so sicheres Mittel zu diesem Zwecke ein. Er nahm einen Nagel, legte die Vorhaut etwas hervorgezogen auf den Tisch, setzte den Nagel darauf und - man bewundere

Mittel hegte, so hatte ich es verabsäumt, meine Begriffe davon zu berichtigen.“

„Allein vor ohngefähr drei Jahren wurde ich auf einmal aufmerksamer darauf gemacht. Ein gewisser Erzieher von starker Leibesbeschaffenheit und blühender Gesundheit (ich characterisire ihn von dieser Seiten nicht umsonst) meldete mir folgende Anecdote aus seiner eigenen Lebensgeschichte: er sahe als ein zehnjähriger Knabe einige seiner Mitschüler das schändlicher Laster Selbstschwächung treiben. Nicht lange nachher fiel ihm Tissots eben damals herausgekommenes Buch in die Hände, und erfüllte ihn mit Entsetzen vor den Folgen dieses Lasters. Er traute sich gleichwol nicht so viel Seelenstärke zu, der Versuchung jedesmal zu widerstehn, und aus Verzweifelung darüber war er mehr als einmal im Begriff, sich das Zeugungsglied ganz und gar abzuschneiden, um sich dadurch in die Unmöglichkeit zu versetzen, ein so verderbliches Laster jemals auszuüben. Jndem er aber hiermit umging, fiel ihm ein anderes, weniger grausames und gleichwol eben so sicheres Mittel zu diesem Zwecke ein. Er nahm einen Nagel, legte die Vorhaut etwas hervorgezogen auf den Tisch, setzte den Nagel darauf und – man bewundere

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[219/0218] Mittel hegte, so hatte ich es verabsäumt, meine Begriffe davon zu berichtigen.“ „Allein vor ohngefähr drei Jahren wurde ich auf einmal aufmerksamer darauf gemacht. Ein gewisser Erzieher von starker Leibesbeschaffenheit und blühender Gesundheit (ich characterisire ihn von dieser Seiten nicht umsonst) meldete mir folgende Anecdote aus seiner eigenen Lebensgeschichte: er sahe als ein zehnjähriger Knabe einige seiner Mitschüler das schändlicher Laster Selbstschwächung treiben. Nicht lange nachher fiel ihm Tissots eben damals herausgekommenes Buch in die Hände, und erfüllte ihn mit Entsetzen vor den Folgen dieses Lasters. Er traute sich gleichwol nicht so viel Seelenstärke zu, der Versuchung jedesmal zu widerstehn, und aus Verzweifelung darüber war er mehr als einmal im Begriff, sich das Zeugungsglied ganz und gar abzuschneiden, um sich dadurch in die Unmöglichkeit zu versetzen, ein so verderbliches Laster jemals auszuüben. Jndem er aber hiermit umging, fiel ihm ein anderes, weniger grausames und gleichwol eben so sicheres Mittel zu diesem Zwecke ein. Er nahm einen Nagel, legte die Vorhaut etwas hervorgezogen auf den Tisch, setzte den Nagel darauf und – man bewundere

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Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/218>, abgerufen am 21.11.2024.