Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.gen, wo ich fast einzig und allein bei denen, die aus Unwissenheit in diese Sünden verfallen waren, durch den Volkslehrer Besserung bewirkt habe. F** in L** saß unter einer Heerde solcher Schandbuben und sahe in der Schule täglich solche Greuel. Nach der Vertraulichkeit, zu der alle meine Schüler gewöhnt sind, sagte er es mir, der ich nicht Lehrer dieser Klasse war. Auf einem Spaziergange belehrte ich den jungen Menschen; ich verschwieg ihm nichts. Er äußerte seine Neugierde in Erforschung der Zeugungslehre. Jch stillte sie, und habe noch nach fünf Jahren die Freude zu sehn, daß ich ihn vor Greueln bewahrt habe, und daß Sittsamkeit, Schaamhaftigkeit und Reinigkeit des Herzens ihn auszeichnen. Jch hatte zu der Zeit zwei junge Edelleute bei mir. Auch sie sahen wie es um sie herum zuging. Mit der Miene des feierlichen Ernstes nahm ich sie vor, belehrte sie, erfuhr was ich wissen wollte und richtete darnach meinen Vortrag ein. Beide sind starke und blühende Jünglinge von 16 und 18 Jahren, und danken mir, daß ich, fern von einer unrichtigen Schaam, da redete, wo mein Stillschweigen ihnen zum Verderben geworden wäre." gen, wo ich fast einzig und allein bei denen, die aus Unwissenheit in diese Sünden verfallen waren, durch den Volkslehrer Besserung bewirkt habe. F** in L** saß unter einer Heerde solcher Schandbuben und sahe in der Schule täglich solche Greuel. Nach der Vertraulichkeit, zu der alle meine Schüler gewöhnt sind, sagte er es mir, der ich nicht Lehrer dieser Klasse war. Auf einem Spaziergange belehrte ich den jungen Menschen; ich verschwieg ihm nichts. Er äußerte seine Neugierde in Erforschung der Zeugungslehre. Jch stillte sie, und habe noch nach fünf Jahren die Freude zu sehn, daß ich ihn vor Greueln bewahrt habe, und daß Sittsamkeit, Schaamhaftigkeit und Reinigkeit des Herzens ihn auszeichnen. Jch hatte zu der Zeit zwei junge Edelleute bei mir. Auch sie sahen wie es um sie herum zuging. Mit der Miene des feierlichen Ernstes nahm ich sie vor, belehrte sie, erfuhr was ich wissen wollte und richtete darnach meinen Vortrag ein. Beide sind starke und blühende Jünglinge von 16 und 18 Jahren, und danken mir, daß ich, fern von einer unrichtigen Schaam, da redete, wo mein Stillschweigen ihnen zum Verderben geworden wäre.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="235"/> gen, wo ich fast einzig und allein bei denen, die aus Unwissenheit in diese Sünden verfallen waren, durch den Volkslehrer Besserung bewirkt habe.</p> <p>F** in L** saß unter einer Heerde solcher Schandbuben und sahe in der Schule täglich solche Greuel. Nach der Vertraulichkeit, zu der alle meine Schüler gewöhnt sind, sagte er es mir, der ich nicht Lehrer dieser Klasse war. Auf einem Spaziergange belehrte ich den jungen Menschen; ich verschwieg ihm nichts. Er äußerte seine Neugierde in Erforschung der Zeugungslehre. Jch stillte sie, und habe noch nach fünf Jahren die Freude zu sehn, daß ich ihn vor Greueln bewahrt habe, und daß Sittsamkeit, Schaamhaftigkeit und Reinigkeit des Herzens ihn auszeichnen.</p> <p>Jch hatte zu der Zeit zwei junge Edelleute bei mir. Auch sie sahen wie es um sie herum zuging. Mit der Miene des feierlichen Ernstes nahm ich sie vor, belehrte sie, erfuhr was ich wissen wollte und richtete darnach meinen Vortrag ein. Beide sind starke und blühende Jünglinge von 16 und 18 Jahren, und danken mir, daß ich, fern von einer unrichtigen Schaam, da redete, wo mein Stillschweigen ihnen zum Verderben geworden wäre.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0234]
gen, wo ich fast einzig und allein bei denen, die aus Unwissenheit in diese Sünden verfallen waren, durch den Volkslehrer Besserung bewirkt habe.
F** in L** saß unter einer Heerde solcher Schandbuben und sahe in der Schule täglich solche Greuel. Nach der Vertraulichkeit, zu der alle meine Schüler gewöhnt sind, sagte er es mir, der ich nicht Lehrer dieser Klasse war. Auf einem Spaziergange belehrte ich den jungen Menschen; ich verschwieg ihm nichts. Er äußerte seine Neugierde in Erforschung der Zeugungslehre. Jch stillte sie, und habe noch nach fünf Jahren die Freude zu sehn, daß ich ihn vor Greueln bewahrt habe, und daß Sittsamkeit, Schaamhaftigkeit und Reinigkeit des Herzens ihn auszeichnen.
Jch hatte zu der Zeit zwei junge Edelleute bei mir. Auch sie sahen wie es um sie herum zuging. Mit der Miene des feierlichen Ernstes nahm ich sie vor, belehrte sie, erfuhr was ich wissen wollte und richtete darnach meinen Vortrag ein. Beide sind starke und blühende Jünglinge von 16 und 18 Jahren, und danken mir, daß ich, fern von einer unrichtigen Schaam, da redete, wo mein Stillschweigen ihnen zum Verderben geworden wäre.“
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