Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

2. Man lasse sie selbst in späteren Jahren nichts ohne Vorbereitung lesen. Den Unterschied vom männlichen und weiblichen Geschlecht in der Natur überhaupt und am Menschen besonders müssen sie vorher durch den Augenschein kennen gelernt haben. Eben so müßen sie Beispiele der genauesten Vereinigung beider Geschlechter an verschiedenen Thieren gesehen haben, weil es beinahe unmöglich ist, daß, wenn sie diese zuerst aus Beschreibungen kennen lernen sollten, die Einbildungskraft nicht eine nachtheilige Wendung bekäme. Ein sinnliches Bild befriedigt hier weit mehr und in weit kürzerer Zeit. Man hat alsdann auch etwas, worauf man sich in der schriftlichen Belehrung beziehen kann; und sonach fiele denn in der schriftlichen Belehrung selbst

3. alles weg, was umständliche Beschreibung von dem Bau der Zeugungstheile und der Vereinigungsart der Geschlechter betrift, wodurch sie, wenn sie einem unvorbereiteten Kinde in die Hände geriethe, leicht gefährlich werden könnte. Man sieht leicht, wie viel in einer so delikaten Sache von dem

2. Man lasse sie selbst in späteren Jahren nichts ohne Vorbereitung lesen. Den Unterschied vom männlichen und weiblichen Geschlecht in der Natur überhaupt und am Menschen besonders müssen sie vorher durch den Augenschein kennen gelernt haben. Eben so müßen sie Beispiele der genauesten Vereinigung beider Geschlechter an verschiedenen Thieren gesehen haben, weil es beinahe unmöglich ist, daß, wenn sie diese zuerst aus Beschreibungen kennen lernen sollten, die Einbildungskraft nicht eine nachtheilige Wendung bekäme. Ein sinnliches Bild befriedigt hier weit mehr und in weit kürzerer Zeit. Man hat alsdann auch etwas, worauf man sich in der schriftlichen Belehrung beziehen kann; und sonach fiele denn in der schriftlichen Belehrung selbst

3. alles weg, was umständliche Beschreibung von dem Bau der Zeugungstheile und der Vereinigungsart der Geschlechter betrift, wodurch sie, wenn sie einem unvorbereiteten Kinde in die Hände geriethe, leicht gefährlich werden könnte. Man sieht leicht, wie viel in einer so delikaten Sache von dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0251" n="252"/>
        </p>
        <p> <hi rendition="#et">2. Man lasse sie selbst in späteren Jahren nichts ohne Vorbereitung lesen. Den Unterschied vom männlichen und weiblichen Geschlecht in der Natur überhaupt und am Menschen besonders müssen sie vorher durch den Augenschein kennen gelernt haben. Eben so müßen sie Beispiele der genauesten Vereinigung beider Geschlechter an verschiedenen Thieren gesehen haben, weil es beinahe unmöglich ist, daß, wenn sie diese zuerst aus Beschreibungen kennen lernen sollten, die Einbildungskraft nicht eine nachtheilige Wendung bekäme. Ein sinnliches Bild befriedigt hier weit mehr und in weit kürzerer Zeit. Man hat alsdann auch etwas, worauf man sich in der schriftlichen Belehrung beziehen kann; und sonach fiele denn in der schriftlichen Belehrung selbst</hi> </p>
        <p> <hi rendition="#et">3. alles weg, was umständliche Beschreibung von dem Bau der Zeugungstheile und der Vereinigungsart der Geschlechter betrift, wodurch sie, wenn sie einem unvorbereiteten Kinde in die Hände geriethe, leicht gefährlich werden könnte. Man sieht leicht, wie viel in einer so delikaten Sache von dem
</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0251] 2. Man lasse sie selbst in späteren Jahren nichts ohne Vorbereitung lesen. Den Unterschied vom männlichen und weiblichen Geschlecht in der Natur überhaupt und am Menschen besonders müssen sie vorher durch den Augenschein kennen gelernt haben. Eben so müßen sie Beispiele der genauesten Vereinigung beider Geschlechter an verschiedenen Thieren gesehen haben, weil es beinahe unmöglich ist, daß, wenn sie diese zuerst aus Beschreibungen kennen lernen sollten, die Einbildungskraft nicht eine nachtheilige Wendung bekäme. Ein sinnliches Bild befriedigt hier weit mehr und in weit kürzerer Zeit. Man hat alsdann auch etwas, worauf man sich in der schriftlichen Belehrung beziehen kann; und sonach fiele denn in der schriftlichen Belehrung selbst 3. alles weg, was umständliche Beschreibung von dem Bau der Zeugungstheile und der Vereinigungsart der Geschlechter betrift, wodurch sie, wenn sie einem unvorbereiteten Kinde in die Hände geriethe, leicht gefährlich werden könnte. Man sieht leicht, wie viel in einer so delikaten Sache von dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/251
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/251>, abgerufen am 04.12.2024.