Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Um ihnen von Fortpflanzung, Zeugung, Geschlechtstheilen, Saamen etc. überhaupt Begriffe auf eine unschuldige Art beizubringen, wähle man zuerst das Pflanzenreich. Es thut nichts, daß nicht alles hier genau auf den Menschen paßt, denn man kann nachher die nöthigen Bestimmungen leicht hinzufügen. Kinder lernen doch gleich die Sache von der Seite, da sie auf Bewundrung Gottes leitet, anschaulich erkennen. Man zeige ihnen, wie eine Blume im Stande sey, andere Blumen ihrer Art hervorzubringen, durch den Weg, den man die Befruchtung nennt. Diese Befruchtung beruhe auf gewiße verschiedene Theile, die Geschlechtstheile heißen, und deren es männliche und weibliche gebe. Männliche und weibliche Geschlechtstheile wären zur Hervorbringung einer Blume beide nothwendig. Hier lehrt man sie, daß die Staubfäden die männlichen und die Staubwege die weiblichen Theile sind;*) das jene zu

*) Die Blumen der XXII Klasse mit ganz getrennten Geschlechtern wären hiezu geschickter, als Zwitterblumen. Weil sie aber nicht überall zu haben sind, auch die Structur der Blumen zu sein ist, so kann

Um ihnen von Fortpflanzung, Zeugung, Geschlechtstheilen, Saamen etc. überhaupt Begriffe auf eine unschuldige Art beizubringen, wähle man zuerst das Pflanzenreich. Es thut nichts, daß nicht alles hier genau auf den Menschen paßt, denn man kann nachher die nöthigen Bestimmungen leicht hinzufügen. Kinder lernen doch gleich die Sache von der Seite, da sie auf Bewundrung Gottes leitet, anschaulich erkennen. Man zeige ihnen, wie eine Blume im Stande sey, andere Blumen ihrer Art hervorzubringen, durch den Weg, den man die Befruchtung nennt. Diese Befruchtung beruhe auf gewiße verschiedene Theile, die Geschlechtstheile heißen, und deren es männliche und weibliche gebe. Männliche und weibliche Geschlechtstheile wären zur Hervorbringung einer Blume beide nothwendig. Hier lehrt man sie, daß die Staubfäden die männlichen und die Staubwege die weiblichen Theile sind;*) das jene zu

*) Die Blumen der XXII Klasse mit ganz getrennten Geschlechtern wären hiezu geschickter, als Zwitterblumen. Weil sie aber nicht überall zu haben sind, auch die Structur der Blumen zu sein ist, so kann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0267" n="268"/>
        <p>Um ihnen von Fortpflanzung, Zeugung, Geschlechtstheilen, Saamen etc. überhaupt Begriffe auf eine unschuldige Art beizubringen, wähle man zuerst das Pflanzenreich. Es thut nichts, daß nicht alles hier genau auf den Menschen paßt, denn man kann nachher die nöthigen Bestimmungen leicht hinzufügen. Kinder lernen doch gleich die Sache von der Seite, da sie auf Bewundrung Gottes leitet, anschaulich erkennen. Man zeige ihnen, wie eine Blume im Stande sey, andere Blumen ihrer Art hervorzubringen, durch den Weg, den man die Befruchtung nennt. Diese Befruchtung beruhe auf gewiße verschiedene Theile, die Geschlechtstheile heißen, und deren es männliche und weibliche gebe. Männliche und weibliche Geschlechtstheile wären zur Hervorbringung einer Blume beide nothwendig. Hier lehrt man sie, daß die Staubfäden die männlichen und die Staubwege die weiblichen Theile sind;<note xml:id="ID_25" next="ID_26" place="foot" n="*)">Die Blumen der XXII Klasse mit ganz getrennten Geschlechtern wären hiezu geschickter, als Zwitterblumen. Weil sie aber nicht überall zu haben sind, auch die Structur der Blumen zu sein ist, so kann</note> das jene zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0267] Um ihnen von Fortpflanzung, Zeugung, Geschlechtstheilen, Saamen etc. überhaupt Begriffe auf eine unschuldige Art beizubringen, wähle man zuerst das Pflanzenreich. Es thut nichts, daß nicht alles hier genau auf den Menschen paßt, denn man kann nachher die nöthigen Bestimmungen leicht hinzufügen. Kinder lernen doch gleich die Sache von der Seite, da sie auf Bewundrung Gottes leitet, anschaulich erkennen. Man zeige ihnen, wie eine Blume im Stande sey, andere Blumen ihrer Art hervorzubringen, durch den Weg, den man die Befruchtung nennt. Diese Befruchtung beruhe auf gewiße verschiedene Theile, die Geschlechtstheile heißen, und deren es männliche und weibliche gebe. Männliche und weibliche Geschlechtstheile wären zur Hervorbringung einer Blume beide nothwendig. Hier lehrt man sie, daß die Staubfäden die männlichen und die Staubwege die weiblichen Theile sind; *) das jene zu *) Die Blumen der XXII Klasse mit ganz getrennten Geschlechtern wären hiezu geschickter, als Zwitterblumen. Weil sie aber nicht überall zu haben sind, auch die Structur der Blumen zu sein ist, so kann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-05T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-05T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bindestriche werden nicht als =, sondern als - transkribiert.
  • Das Anführungszeichen „ wird am Ende eines Zitats als “ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/267
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/267>, abgerufen am 05.05.2024.