Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.und die Lust zum Würken gemindert. Auf Mangel der Thätigkeit kommt es endlich doch hinaus. So geht es einzelnen Menschen in allen Gegenden. Unthätigkeit giebt ihnen Veranlassung zu allen Lastern und zum Laster der Unkeuschheit am allerersten. Alcibiades, Antonin triumvir, Mutian*)und so viele andere waren herrliche Menschen, so lange sie thätig waren. Sobald dies aufhörte, wälzten sie sich in allen Lastern herum. Bei aller Roheit, die die spartanische Gesetzgebung in den ersten Zeiten verrieth, hatte sie doch das Gute, daß sie rasche und nervigte Jünglinge erzielte. Sie machte Müßiggang zum Verbrechen. Die Jdee war herrlich, nur nicht ganz gut ausgeführt. Jndeßen sahe man doch auch in den Proben der spartanischen Enthaltsamkeit, daß das herauskam, was herauskommen sollte. Sie waren stark, jeder Reizung zur unmäßigen Wollust zu widerstehen. Wahr sagte daher der Spartaner Geradas, wiewol in einen hyperbolischen Ausdruck, zu einem Fremden: es sey in Sparta so schwer einen Ehebrecher zu finden, *) Plutarch in dem Leben dieser Männer.
und die Lust zum Würken gemindert. Auf Mangel der Thätigkeit kommt es endlich doch hinaus. So geht es einzelnen Menschen in allen Gegenden. Unthätigkeit giebt ihnen Veranlassung zu allen Lastern und zum Laster der Unkeuschheit am allerersten. Alcibiades, Antonin triumvir, Mutian*)und so viele andere waren herrliche Menschen, so lange sie thätig waren. Sobald dies aufhörte, wälzten sie sich in allen Lastern herum. Bei aller Roheit, die die spartanische Gesetzgebung in den ersten Zeiten verrieth, hatte sie doch das Gute, daß sie rasche und nervigte Jünglinge erzielte. Sie machte Müßiggang zum Verbrechen. Die Jdee war herrlich, nur nicht ganz gut ausgeführt. Jndeßen sahe man doch auch in den Proben der spartanischen Enthaltsamkeit, daß das herauskam, was herauskommen sollte. Sie waren stark, jeder Reizung zur unmäßigen Wollust zu widerstehen. Wahr sagte daher der Spartaner Geradas, wiewol in einen hyperbolischen Ausdruck, zu einem Fremden: es sey in Sparta so schwer einen Ehebrecher zu finden, *) Plutarch in dem Leben dieser Männer.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0052" n="53"/> und die Lust zum Würken gemindert. Auf Mangel der Thätigkeit kommt es endlich doch hinaus.</p> <p>So geht es einzelnen Menschen in allen Gegenden. Unthätigkeit giebt ihnen Veranlassung zu allen Lastern und zum Laster der Unkeuschheit am allerersten. Alcibiades, Antonin triumvir, Mutian<note place="foot" n="*)">Plutarch in dem Leben dieser Männer.</note>und so viele andere waren herrliche Menschen, so lange sie thätig waren. Sobald dies aufhörte, wälzten sie sich in allen Lastern herum.</p> <p>Bei aller Roheit, die die spartanische Gesetzgebung in den ersten Zeiten verrieth, hatte sie doch das Gute, daß sie rasche und nervigte Jünglinge erzielte. Sie machte Müßiggang zum Verbrechen. Die Jdee war herrlich, nur nicht ganz gut ausgeführt. Jndeßen sahe man doch auch in den Proben der spartanischen Enthaltsamkeit, daß das herauskam, was herauskommen sollte. Sie waren stark, jeder Reizung zur unmäßigen Wollust zu widerstehen. Wahr sagte daher der Spartaner Geradas, wiewol in einen hyperbolischen Ausdruck, zu einem Fremden: es sey in Sparta so schwer einen Ehebrecher zu finden, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0052]
und die Lust zum Würken gemindert. Auf Mangel der Thätigkeit kommt es endlich doch hinaus.
So geht es einzelnen Menschen in allen Gegenden. Unthätigkeit giebt ihnen Veranlassung zu allen Lastern und zum Laster der Unkeuschheit am allerersten. Alcibiades, Antonin triumvir, Mutian *)und so viele andere waren herrliche Menschen, so lange sie thätig waren. Sobald dies aufhörte, wälzten sie sich in allen Lastern herum.
Bei aller Roheit, die die spartanische Gesetzgebung in den ersten Zeiten verrieth, hatte sie doch das Gute, daß sie rasche und nervigte Jünglinge erzielte. Sie machte Müßiggang zum Verbrechen. Die Jdee war herrlich, nur nicht ganz gut ausgeführt. Jndeßen sahe man doch auch in den Proben der spartanischen Enthaltsamkeit, daß das herauskam, was herauskommen sollte. Sie waren stark, jeder Reizung zur unmäßigen Wollust zu widerstehen. Wahr sagte daher der Spartaner Geradas, wiewol in einen hyperbolischen Ausdruck, zu einem Fremden: es sey in Sparta so schwer einen Ehebrecher zu finden,
*) Plutarch in dem Leben dieser Männer.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T10:30:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |