Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.hatte die Gewohnheit, in müßigen Stunden auf diesem Geländer zu reiten und reitend darauf herunterzurutschen. Einst, da er bei Tische ein Glas Wein bekommen hatte und halb darauf wieder auf dem Geländer ritt, fühlte er einen gewisse Veränderung an einem geheimen Orte. Neugier und dunkles Vorgefühl bewogen ihn nach dem Abtritte zu laufen, um eine Besichtigung anzustellen. Vom Besehen kam es zu Handgriffen: der Reiz nahm zu - das Unglück war geschehn! Ein junges Mädchen schlief in der Kammer ihrer Eltern. Letztere, welche glaubten, daß das Kind schliefe, überließen sich dem Ausbruche ihrer ehelichen Zärtlichkeit mit einer Unvorsichtigkeit, daß das Kind aufmerksam darauf wurde. Ohne bestimmt zu wissen, was geschahe, fühlte es einen geheimen Reiz, der es nöthigte, mit der Hand dahin zu greifen. Der Reiz vermehrte sich, jemehr es denselben zu stillen suchte, und es fand endlich Mittel, ihn auf eine Weise zu stillen, wodurch es zu einer unglücklichen Selbstschwächerin ward. Ein fünfjähriger Knabe von fürstlichem Stande wälzte sich des Morgens, da er nicht mehr schlafen konnte, im weichen und warmen hatte die Gewohnheit, in müßigen Stunden auf diesem Geländer zu reiten und reitend darauf herunterzurutschen. Einst, da er bei Tische ein Glas Wein bekommen hatte und halb darauf wieder auf dem Geländer ritt, fühlte er einen gewisse Veränderung an einem geheimen Orte. Neugier und dunkles Vorgefühl bewogen ihn nach dem Abtritte zu laufen, um eine Besichtigung anzustellen. Vom Besehen kam es zu Handgriffen: der Reiz nahm zu – das Unglück war geschehn! Ein junges Mädchen schlief in der Kammer ihrer Eltern. Letztere, welche glaubten, daß das Kind schliefe, überließen sich dem Ausbruche ihrer ehelichen Zärtlichkeit mit einer Unvorsichtigkeit, daß das Kind aufmerksam darauf wurde. Ohne bestimmt zu wissen, was geschahe, fühlte es einen geheimen Reiz, der es nöthigte, mit der Hand dahin zu greifen. Der Reiz vermehrte sich, jemehr es denselben zu stillen suchte, und es fand endlich Mittel, ihn auf eine Weise zu stillen, wodurch es zu einer unglücklichen Selbstschwächerin ward. Ein fünfjähriger Knabe von fürstlichem Stande wälzte sich des Morgens, da er nicht mehr schlafen konnte, im weichen und warmen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0092" n="93"/> hatte die Gewohnheit, in müßigen Stunden auf diesem Geländer zu reiten und reitend darauf herunterzurutschen. Einst, da er bei Tische ein Glas Wein bekommen hatte und halb darauf wieder auf dem Geländer ritt, fühlte er einen gewisse Veränderung an einem geheimen Orte. Neugier und dunkles Vorgefühl bewogen ihn nach dem Abtritte zu laufen, um eine Besichtigung anzustellen. Vom Besehen kam es zu Handgriffen: der Reiz nahm zu – das Unglück war geschehn!</p> <p>Ein junges Mädchen schlief in der Kammer ihrer Eltern. Letztere, welche glaubten, daß das Kind schliefe, überließen sich dem Ausbruche ihrer ehelichen Zärtlichkeit mit einer Unvorsichtigkeit, daß das Kind aufmerksam darauf wurde. Ohne bestimmt zu wissen, was geschahe, fühlte es einen geheimen Reiz, der es nöthigte, mit der Hand dahin zu greifen. Der Reiz vermehrte sich, jemehr es denselben zu stillen suchte, und es fand endlich Mittel, ihn auf eine Weise zu stillen, wodurch es zu einer unglücklichen Selbstschwächerin ward.</p> <p>Ein fünfjähriger Knabe von fürstlichem Stande wälzte sich des Morgens, da er nicht mehr schlafen konnte, im weichen und warmen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0092]
hatte die Gewohnheit, in müßigen Stunden auf diesem Geländer zu reiten und reitend darauf herunterzurutschen. Einst, da er bei Tische ein Glas Wein bekommen hatte und halb darauf wieder auf dem Geländer ritt, fühlte er einen gewisse Veränderung an einem geheimen Orte. Neugier und dunkles Vorgefühl bewogen ihn nach dem Abtritte zu laufen, um eine Besichtigung anzustellen. Vom Besehen kam es zu Handgriffen: der Reiz nahm zu – das Unglück war geschehn!
Ein junges Mädchen schlief in der Kammer ihrer Eltern. Letztere, welche glaubten, daß das Kind schliefe, überließen sich dem Ausbruche ihrer ehelichen Zärtlichkeit mit einer Unvorsichtigkeit, daß das Kind aufmerksam darauf wurde. Ohne bestimmt zu wissen, was geschahe, fühlte es einen geheimen Reiz, der es nöthigte, mit der Hand dahin zu greifen. Der Reiz vermehrte sich, jemehr es denselben zu stillen suchte, und es fand endlich Mittel, ihn auf eine Weise zu stillen, wodurch es zu einer unglücklichen Selbstschwächerin ward.
Ein fünfjähriger Knabe von fürstlichem Stande wälzte sich des Morgens, da er nicht mehr schlafen konnte, im weichen und warmen
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/92>, abgerufen am 17.07.2024. |