Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434einziger Sohn sey. Daher beschlossen sie endlich, ihn, da er nun in seinem 13ten Jahre war, von Hause zu schicken. Sie hatten von einem Prediger gehört, der auf dem Lande wohnte und sich mit der Erziehung fremder Kinder beschäftigte. Zu diesem schickten sie ihn, theils weil sie glaubten, er würde da mehrere Pflege haben, theils, wenn die Landluft seine Gesundheit befördert hätte, einen für ihn zweckmäßigen Unterricht genießen können. Er reiste also, und zwar mit vieler Gleichgültigkeit, dahin. Beim Abschiede war er ungerührt. Er konnte nichts denken, nichts empfinden. Liebe gegen seine Eltern fühlte er nicht mehr, denn kein Ding in der Welt hatte Reize für ihn. Bisher werdet ihr ihn, meine jungen Freunde, bedauert haben; aber hier müßt ihr unwillig über ihn werden, daß ihm seine Eltern gleichgültig waren. Doch ihr werdet nachher noch mehr Ursache dazu finden. Der gute Prediger gab sich alle Mühe, ihn nur erst aufzumuntern. Er zeigte ihm seinen Garten, seine Viehzucht und Wirthschaft. Seine Kinder thaten auch alles, ihm Freude über seine Ankunft bei ihnen einzuflößen Sie zeigten ihm ihre Pflanzensammlungen, ihre Naturseltenheiten, einziger Sohn sey. Daher beschlossen sie endlich, ihn, da er nun in seinem 13ten Jahre war, von Hause zu schicken. Sie hatten von einem Prediger gehört, der auf dem Lande wohnte und sich mit der Erziehung fremder Kinder beschäftigte. Zu diesem schickten sie ihn, theils weil sie glaubten, er würde da mehrere Pflege haben, theils, wenn die Landluft seine Gesundheit befördert hätte, einen für ihn zweckmäßigen Unterricht genießen können. Er reiste also, und zwar mit vieler Gleichgültigkeit, dahin. Beim Abschiede war er ungerührt. Er konnte nichts denken, nichts empfinden. Liebe gegen seine Eltern fühlte er nicht mehr, denn kein Ding in der Welt hatte Reize für ihn. Bisher werdet ihr ihn, meine jungen Freunde, bedauert haben; aber hier müßt ihr unwillig über ihn werden, daß ihm seine Eltern gleichgültig waren. Doch ihr werdet nachher noch mehr Ursache dazu finden. Der gute Prediger gab sich alle Mühe, ihn nur erst aufzumuntern. Er zeigte ihm seinen Garten, seine Viehzucht und Wirthschaft. Seine Kinder thaten auch alles, ihm Freude über seine Ankunft bei ihnen einzuflößen Sie zeigten ihm ihre Pflanzensammlungen, ihre Naturseltenheiten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="303"/> einziger Sohn sey. Daher beschlossen sie endlich, ihn, da er nun in seinem 13ten Jahre war, von Hause zu schicken.</p> <p>Sie hatten von einem Prediger gehört, der auf dem Lande wohnte und sich mit der Erziehung fremder Kinder beschäftigte. Zu diesem schickten sie ihn, theils weil sie glaubten, er würde da mehrere Pflege haben, theils, wenn die Landluft seine Gesundheit befördert hätte, einen für ihn zweckmäßigen Unterricht genießen können. Er reiste also, und zwar mit vieler Gleichgültigkeit, dahin. Beim Abschiede war er ungerührt. Er konnte nichts denken, nichts empfinden. Liebe gegen seine Eltern fühlte er nicht mehr, denn kein Ding in der Welt hatte Reize für ihn. Bisher werdet ihr ihn, meine jungen Freunde, bedauert haben; aber hier müßt ihr unwillig über ihn werden, daß ihm seine Eltern gleichgültig waren. Doch ihr werdet nachher noch mehr Ursache dazu finden.</p> <p>Der gute Prediger gab sich alle Mühe, ihn nur erst aufzumuntern. Er zeigte ihm seinen Garten, seine Viehzucht und Wirthschaft. Seine Kinder thaten auch alles, ihm Freude über seine Ankunft bei ihnen einzuflößen Sie zeigten ihm ihre Pflanzensammlungen, ihre Naturseltenheiten, </p> </div> </body> </text> </TEI> [303/0011]
einziger Sohn sey. Daher beschlossen sie endlich, ihn, da er nun in seinem 13ten Jahre war, von Hause zu schicken.
Sie hatten von einem Prediger gehört, der auf dem Lande wohnte und sich mit der Erziehung fremder Kinder beschäftigte. Zu diesem schickten sie ihn, theils weil sie glaubten, er würde da mehrere Pflege haben, theils, wenn die Landluft seine Gesundheit befördert hätte, einen für ihn zweckmäßigen Unterricht genießen können. Er reiste also, und zwar mit vieler Gleichgültigkeit, dahin. Beim Abschiede war er ungerührt. Er konnte nichts denken, nichts empfinden. Liebe gegen seine Eltern fühlte er nicht mehr, denn kein Ding in der Welt hatte Reize für ihn. Bisher werdet ihr ihn, meine jungen Freunde, bedauert haben; aber hier müßt ihr unwillig über ihn werden, daß ihm seine Eltern gleichgültig waren. Doch ihr werdet nachher noch mehr Ursache dazu finden.
Der gute Prediger gab sich alle Mühe, ihn nur erst aufzumuntern. Er zeigte ihm seinen Garten, seine Viehzucht und Wirthschaft. Seine Kinder thaten auch alles, ihm Freude über seine Ankunft bei ihnen einzuflößen Sie zeigten ihm ihre Pflanzensammlungen, ihre Naturseltenheiten,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T07:52:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-18T07:52:44Z)
Weitere Informationen:Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |