Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434deine eigenen Kräfte, die immer in einem gewissen Grade geschwächt sind, nicht ankommen zu lassen. Auch wird er dir rathen oder durch erfahrne Aerzte rathen lassen, was du zu thun und zu gebrauchen habest, um die schrecklichen Folgen des verübten Lasters, wo nicht ganz zu hemmen, doch zu mildern. O wie glücklich wollte ich dich schätzen, wenn du einen solchen täglichen Führer und Rathgeber fändest! Mit aller Offenherzigkeit müßtest du dich aber ihm ganz entdecken und ihm nichts verschweigen! Du müßtest ihm sagen, wann und wie du zu dieser Gewohnheit gekommen und wie lange du ihr ergeben gewesen wärest. Mit seiner vereinigten Hülfe würdest du sie gewiß überwinden. Solltest du einen solchen Freund nicht finden, so verdopple dein eigenes Bestreben. Sey selbst dir Freund und Rathgeber und untersuche 2) Welche Handgriffe und Gebehrden dir bei Begehung dieses Lasters vorzüglich geläufig geworden sind, und wende nur so viele Aufmerksamkeit auf dich selbst, daß du diese Handgriffe, Gebehrden, Lage und Stellung nicht wider Wissen annehmest. Präge dir dies nur recht fest ein: diese und jene Gebehrde will ich durchaus nicht annehmen. Uebertritst du ohne Wissen deine eigenen Kräfte, die immer in einem gewissen Grade geschwächt sind, nicht ankommen zu lassen. Auch wird er dir rathen oder durch erfahrne Aerzte rathen lassen, was du zu thun und zu gebrauchen habest, um die schrecklichen Folgen des verübten Lasters, wo nicht ganz zu hemmen, doch zu mildern. O wie glücklich wollte ich dich schätzen, wenn du einen solchen täglichen Führer und Rathgeber fändest! Mit aller Offenherzigkeit müßtest du dich aber ihm ganz entdecken und ihm nichts verschweigen! Du müßtest ihm sagen, wann und wie du zu dieser Gewohnheit gekommen und wie lange du ihr ergeben gewesen wärest. Mit seiner vereinigten Hülfe würdest du sie gewiß überwinden. Solltest du einen solchen Freund nicht finden, so verdopple dein eigenes Bestreben. Sey selbst dir Freund und Rathgeber und untersuche 2) Welche Handgriffe und Gebehrden dir bei Begehung dieses Lasters vorzüglich geläufig geworden sind, und wende nur so viele Aufmerksamkeit auf dich selbst, daß du diese Handgriffe, Gebehrden, Lage und Stellung nicht wider Wissen annehmest. Präge dir dies nur recht fest ein: diese und jene Gebehrde will ich durchaus nicht annehmen. Uebertritst du ohne Wissen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="402"/> deine eigenen Kräfte, die immer in einem gewissen Grade geschwächt sind, nicht ankommen zu lassen. Auch wird er dir rathen oder durch erfahrne Aerzte rathen lassen, was du zu thun und zu gebrauchen habest, um die schrecklichen Folgen des verübten Lasters, wo nicht ganz zu hemmen, doch zu mildern. O wie glücklich wollte ich dich schätzen, wenn du einen solchen täglichen Führer und Rathgeber fändest! Mit aller Offenherzigkeit müßtest du dich aber ihm ganz entdecken und ihm nichts verschweigen! Du müßtest ihm sagen, wann und wie du zu dieser Gewohnheit gekommen und wie lange du ihr ergeben gewesen wärest. Mit seiner vereinigten Hülfe würdest du sie gewiß überwinden. Solltest du einen solchen Freund nicht finden, so verdopple dein eigenes Bestreben. Sey selbst dir Freund und Rathgeber und untersuche</p> <p>2) Welche Handgriffe und Gebehrden dir bei Begehung dieses Lasters vorzüglich geläufig geworden sind, und wende nur so viele Aufmerksamkeit auf dich selbst, daß du diese Handgriffe, Gebehrden, Lage und Stellung nicht wider Wissen annehmest. Präge dir dies nur recht fest ein: diese und jene Gebehrde will ich durchaus nicht annehmen. Uebertritst du ohne Wissen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0110]
deine eigenen Kräfte, die immer in einem gewissen Grade geschwächt sind, nicht ankommen zu lassen. Auch wird er dir rathen oder durch erfahrne Aerzte rathen lassen, was du zu thun und zu gebrauchen habest, um die schrecklichen Folgen des verübten Lasters, wo nicht ganz zu hemmen, doch zu mildern. O wie glücklich wollte ich dich schätzen, wenn du einen solchen täglichen Führer und Rathgeber fändest! Mit aller Offenherzigkeit müßtest du dich aber ihm ganz entdecken und ihm nichts verschweigen! Du müßtest ihm sagen, wann und wie du zu dieser Gewohnheit gekommen und wie lange du ihr ergeben gewesen wärest. Mit seiner vereinigten Hülfe würdest du sie gewiß überwinden. Solltest du einen solchen Freund nicht finden, so verdopple dein eigenes Bestreben. Sey selbst dir Freund und Rathgeber und untersuche
2) Welche Handgriffe und Gebehrden dir bei Begehung dieses Lasters vorzüglich geläufig geworden sind, und wende nur so viele Aufmerksamkeit auf dich selbst, daß du diese Handgriffe, Gebehrden, Lage und Stellung nicht wider Wissen annehmest. Präge dir dies nur recht fest ein: diese und jene Gebehrde will ich durchaus nicht annehmen. Uebertritst du ohne Wissen
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/110>, abgerufen am 15.08.2024. |