Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-43410) Daß du dich einem erfahrnen Arzte entweder selbst entdeckest oder durch einen Freund entdecken lassest. Säume damit nicht, denn wie leicht kann das Uebel so gefährlich werden, daß kein Arzt dir mehr helfen kann. Laß dich durch Schaamhaftigkeit nicht abhalten. Hier würde sie dir nur schaden, denn du brauchst Hülfe. Gesteh alles offenherzig und reuevoll, so findest du Mitleiden, Hülfe und Verschwiegenheit. Würdest du aber dich niemand entdecken, so würde doch endlich dein Vergehen zu deiner Schande bekannt werden, denn auch ohne dein Geständniß würde es dir der Arzt sagen können, daß du dich mit dem schändlichsten Laster befleckt habest. Was dir zur Abwendung oder Erleichterung deines Elends verordnet wird, gebrauche mit der grösten Pünktlichkeit. Ohne deine ernstliche Mithülfe wird alle Arzenei vergebens seyn. Sey aber auch nicht muthlos, wenn die Arzenei nicht gleich anschlägt. Eine solche Zerrüttung der Gesundheit, eine solche Schwächung des Körper-- und Seelenzustandes, als jenes schreckliche Laster zur Folge hat, kann nicht so geschwind gehoben werden. Thue nur das Deinige und erwarte in Geduld so viel Hülfe, als nach Beschaffenheit deines Zustandes möglich ist. 10) Daß du dich einem erfahrnen Arzte entweder selbst entdeckest oder durch einen Freund entdecken lassest. Säume damit nicht, denn wie leicht kann das Uebel so gefährlich werden, daß kein Arzt dir mehr helfen kann. Laß dich durch Schaamhaftigkeit nicht abhalten. Hier würde sie dir nur schaden, denn du brauchst Hülfe. Gesteh alles offenherzig und reuevoll, so findest du Mitleiden, Hülfe und Verschwiegenheit. Würdest du aber dich niemand entdecken, so würde doch endlich dein Vergehen zu deiner Schande bekannt werden, denn auch ohne dein Geständniß würde es dir der Arzt sagen können, daß du dich mit dem schändlichsten Laster befleckt habest. Was dir zur Abwendung oder Erleichterung deines Elends verordnet wird, gebrauche mit der grösten Pünktlichkeit. Ohne deine ernstliche Mithülfe wird alle Arzenei vergebens seyn. Sey aber auch nicht muthlos, wenn die Arzenei nicht gleich anschlägt. Eine solche Zerrüttung der Gesundheit, eine solche Schwächung des Körper— und Seelenzustandes, als jenes schreckliche Laster zur Folge hat, kann nicht so geschwind gehoben werden. Thue nur das Deinige und erwarte in Geduld so viel Hülfe, als nach Beschaffenheit deines Zustandes möglich ist. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0122" n="414"/> <p> 10) Daß du dich einem erfahrnen Arzte entweder selbst entdeckest oder durch einen Freund entdecken lassest. Säume damit nicht, denn wie leicht kann das Uebel so gefährlich werden, daß kein Arzt dir mehr helfen kann. Laß dich durch Schaamhaftigkeit nicht abhalten. Hier würde sie dir nur schaden, denn du brauchst Hülfe. Gesteh alles offenherzig und reuevoll, so findest du Mitleiden, Hülfe und Verschwiegenheit. Würdest du aber dich niemand entdecken, so würde doch endlich dein Vergehen zu deiner Schande bekannt werden, denn auch ohne dein Geständniß würde es dir der Arzt sagen können, daß du dich mit dem schändlichsten Laster befleckt habest. Was dir zur Abwendung oder Erleichterung deines Elends verordnet wird, gebrauche mit der grösten Pünktlichkeit. Ohne deine ernstliche Mithülfe wird alle Arzenei vergebens seyn. Sey aber auch nicht muthlos, wenn die Arzenei nicht gleich anschlägt. Eine solche Zerrüttung der Gesundheit, eine solche Schwächung des Körper— und Seelenzustandes, als jenes schreckliche Laster zur Folge hat, kann nicht so geschwind gehoben werden. Thue nur das Deinige und erwarte in Geduld so viel Hülfe, als nach Beschaffenheit deines Zustandes möglich ist.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [414/0122]
10) Daß du dich einem erfahrnen Arzte entweder selbst entdeckest oder durch einen Freund entdecken lassest. Säume damit nicht, denn wie leicht kann das Uebel so gefährlich werden, daß kein Arzt dir mehr helfen kann. Laß dich durch Schaamhaftigkeit nicht abhalten. Hier würde sie dir nur schaden, denn du brauchst Hülfe. Gesteh alles offenherzig und reuevoll, so findest du Mitleiden, Hülfe und Verschwiegenheit. Würdest du aber dich niemand entdecken, so würde doch endlich dein Vergehen zu deiner Schande bekannt werden, denn auch ohne dein Geständniß würde es dir der Arzt sagen können, daß du dich mit dem schändlichsten Laster befleckt habest. Was dir zur Abwendung oder Erleichterung deines Elends verordnet wird, gebrauche mit der grösten Pünktlichkeit. Ohne deine ernstliche Mithülfe wird alle Arzenei vergebens seyn. Sey aber auch nicht muthlos, wenn die Arzenei nicht gleich anschlägt. Eine solche Zerrüttung der Gesundheit, eine solche Schwächung des Körper— und Seelenzustandes, als jenes schreckliche Laster zur Folge hat, kann nicht so geschwind gehoben werden. Thue nur das Deinige und erwarte in Geduld so viel Hülfe, als nach Beschaffenheit deines Zustandes möglich ist.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-18T07:52:44Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-18T07:52:44Z)
Weitere Informationen:Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |