Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

Bild:
<< vorherige Seite

Mann an einen Freund,*) nicht läugnen, daß ich bei meinen ersten Besuchen der Krankenzimmer heftig gerührt wurde, und mir viele Tränen aus den Augen rannen. Dies wird wol einem jeden begegnen, der menschliches Gefühl hat, wenn er in ein solches Zimmer tritt, wo er eine zwiefache Reihe unglücklicher, blasser, mit den schmerzhaftesten Krankheiten kämpfender und mit dem Tode ringender Menschen erblickt; wenn hier dem einen der innerliche Schmerz die Brust hoch in die Höhe treibt, dort ein anderer die fürchterlichsten Zuckungen bekömmt; wenn hier ein entseelter Leichnam in die Todtenkammer oder nach dem Anatomiehause getragen wird, und dort ein bis auf sein Knochengerippe abgezehrter Kranke, zum Erbarmen der Anwesenden, stöhnt und seinen Tod mit jedem Seufzer, den der Schmerz ihm auspreßt, herbeiruft."

"Jn zehn Zimmern sind die sogenannten venerischen Kranken vertheilt, die durch vertraulichen Umgang mit hurischen Personen, durch Unkeuschheit und Wollust ihren Körper dergestalt verderbten, daß ihnen ganze Theile des Leibes abfaulen oder abgeschnitten werden müssen. Als ich meine

*) Jn den pädagogischen Unterhandlungen. S. Zweites Jahr, erstes Quartal S. 409.

Mann an einen Freund,*) nicht läugnen, daß ich bei meinen ersten Besuchen der Krankenzimmer heftig gerührt wurde, und mir viele Tränen aus den Augen rannen. Dies wird wol einem jeden begegnen, der menschliches Gefühl hat, wenn er in ein solches Zimmer tritt, wo er eine zwiefache Reihe unglücklicher, blasser, mit den schmerzhaftesten Krankheiten kämpfender und mit dem Tode ringender Menschen erblickt; wenn hier dem einen der innerliche Schmerz die Brust hoch in die Höhe treibt, dort ein anderer die fürchterlichsten Zuckungen bekömmt; wenn hier ein entseelter Leichnam in die Todtenkammer oder nach dem Anatomiehause getragen wird, und dort ein bis auf sein Knochengerippe abgezehrter Kranke, zum Erbarmen der Anwesenden, stöhnt und seinen Tod mit jedem Seufzer, den der Schmerz ihm auspreßt, herbeiruft.“

„Jn zehn Zimmern sind die sogenannten venerischen Kranken vertheilt, die durch vertraulichen Umgang mit hurischen Personen, durch Unkeuschheit und Wollust ihren Körper dergestalt verderbten, daß ihnen ganze Theile des Leibes abfaulen oder abgeschnitten werden müssen. Als ich meine

*) Jn den pädagogischen Unterhandlungen. S. Zweites Jahr, erstes Quartal S. 409.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div>
          <div n="1">
            <p><pb facs="#f0130" n="422"/>
Mann an einen Freund,<note place="foot" n="*)"> Jn den pädagogischen Unterhandlungen. S. Zweites Jahr, erstes Quartal S. 409.</note> nicht läugnen, daß ich bei meinen ersten Besuchen der Krankenzimmer heftig gerührt wurde, und mir viele Tränen aus den Augen rannen. Dies wird wol einem jeden begegnen, der menschliches Gefühl hat, wenn er in ein solches Zimmer tritt, wo er eine zwiefache Reihe unglücklicher, blasser, mit den schmerzhaftesten Krankheiten kämpfender und mit dem Tode ringender Menschen erblickt; wenn hier dem einen der innerliche Schmerz die Brust hoch in die Höhe treibt, dort ein anderer die fürchterlichsten Zuckungen bekömmt; wenn hier ein entseelter Leichnam in die Todtenkammer oder nach dem Anatomiehause getragen wird, und dort ein bis auf sein Knochengerippe abgezehrter Kranke, zum Erbarmen der Anwesenden, stöhnt und seinen Tod mit jedem Seufzer, den der Schmerz ihm auspreßt, herbeiruft.&#x201C;</p>
            <p>&#x201E;Jn zehn Zimmern sind die sogenannten venerischen Kranken vertheilt, die durch vertraulichen Umgang mit hurischen Personen, durch Unkeuschheit und Wollust ihren Körper dergestalt verderbten, daß ihnen ganze Theile des Leibes abfaulen oder abgeschnitten werden müssen. Als ich meine
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[422/0130] Mann an einen Freund, *) nicht läugnen, daß ich bei meinen ersten Besuchen der Krankenzimmer heftig gerührt wurde, und mir viele Tränen aus den Augen rannen. Dies wird wol einem jeden begegnen, der menschliches Gefühl hat, wenn er in ein solches Zimmer tritt, wo er eine zwiefache Reihe unglücklicher, blasser, mit den schmerzhaftesten Krankheiten kämpfender und mit dem Tode ringender Menschen erblickt; wenn hier dem einen der innerliche Schmerz die Brust hoch in die Höhe treibt, dort ein anderer die fürchterlichsten Zuckungen bekömmt; wenn hier ein entseelter Leichnam in die Todtenkammer oder nach dem Anatomiehause getragen wird, und dort ein bis auf sein Knochengerippe abgezehrter Kranke, zum Erbarmen der Anwesenden, stöhnt und seinen Tod mit jedem Seufzer, den der Schmerz ihm auspreßt, herbeiruft.“ „Jn zehn Zimmern sind die sogenannten venerischen Kranken vertheilt, die durch vertraulichen Umgang mit hurischen Personen, durch Unkeuschheit und Wollust ihren Körper dergestalt verderbten, daß ihnen ganze Theile des Leibes abfaulen oder abgeschnitten werden müssen. Als ich meine *) Jn den pädagogischen Unterhandlungen. S. Zweites Jahr, erstes Quartal S. 409.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T07:52:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T07:52:44Z)

Weitere Informationen:

Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/130
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/130>, abgerufen am 21.11.2024.