Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

Bild:
<< vorherige Seite

und ihr seht hieraus, warum jene Theile auch Zeugungstheile genennt werden. Diese vertrauliche Handlung, die Zeugung, sollte nun nach der Absicht Gottes die Folge haben, daß der erste Grund zur Bildung eines Kindes in dem Leibe einer Person weiblichen Geschlechts gelegt würde. Und die Folge hat sie auch würklich, ohne daß wir es genau erklären können, wie es eigentlich zugeht.

An einer jeden Blume, meine Lieben, bemerken wir eine solche Zeugung, die wir eben so wenig zu erklären wissen, und wobei wir sehr überzeugt werden, daß der göttliche Verstand unendlich weit über den unsrigen erhaben ist. Wenn die Blume ihre schönste Ausbildung erhalten hat, welchen Zeitpunkt wir als ihr reifes Alter ansehen können, so bemerkt man in der Blume zweierlei Theile von verschiedener Bauart, die man männliche und weibliche nennt. Die männlichen tragen einen sehr feinen Staub, den das Vergrößerungsglas als kleine Kügelchen entdecken läßt, die in sich eine zarte Feuchtigkeit verschließen. Wenn diese Kügelchen auf die weiblichen Theile fallen, so platzen sie, und die vorher eingeschlossene Feuchtigkeit dringt heraus und senkt sich in ein Behältniß, das der Fruchtknoten

und ihr seht hieraus, warum jene Theile auch Zeugungstheile genennt werden. Diese vertrauliche Handlung, die Zeugung, sollte nun nach der Absicht Gottes die Folge haben, daß der erste Grund zur Bildung eines Kindes in dem Leibe einer Person weiblichen Geschlechts gelegt würde. Und die Folge hat sie auch würklich, ohne daß wir es genau erklären können, wie es eigentlich zugeht.

An einer jeden Blume, meine Lieben, bemerken wir eine solche Zeugung, die wir eben so wenig zu erklären wissen, und wobei wir sehr überzeugt werden, daß der göttliche Verstand unendlich weit über den unsrigen erhaben ist. Wenn die Blume ihre schönste Ausbildung erhalten hat, welchen Zeitpunkt wir als ihr reifes Alter ansehen können, so bemerkt man in der Blume zweierlei Theile von verschiedener Bauart, die man männliche und weibliche nennt. Die männlichen tragen einen sehr feinen Staub, den das Vergrößerungsglas als kleine Kügelchen entdecken läßt, die in sich eine zarte Feuchtigkeit verschließen. Wenn diese Kügelchen auf die weiblichen Theile fallen, so platzen sie, und die vorher eingeschlossene Feuchtigkeit dringt heraus und senkt sich in ein Behältniß, das der Fruchtknoten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0029" n="321"/>
und ihr seht hieraus, warum jene Theile auch Zeugungstheile genennt werden. Diese vertrauliche Handlung, die Zeugung, sollte nun nach der Absicht Gottes die Folge haben, daß der erste Grund zur Bildung eines Kindes in dem Leibe einer Person weiblichen Geschlechts gelegt würde. Und die Folge hat sie auch würklich, ohne daß wir es genau erklären können, wie es eigentlich zugeht.</p>
        <p>An einer jeden Blume, meine Lieben, bemerken wir eine solche Zeugung, die wir eben so wenig zu erklären wissen, und wobei wir sehr überzeugt werden, daß der göttliche Verstand unendlich weit über den unsrigen erhaben ist. Wenn die Blume ihre schönste Ausbildung erhalten hat, welchen Zeitpunkt wir als ihr reifes Alter ansehen können, so bemerkt man in der Blume zweierlei Theile von verschiedener Bauart, die man männliche und weibliche nennt. Die männlichen tragen einen sehr feinen Staub, den das Vergrößerungsglas als kleine Kügelchen entdecken läßt, die in sich eine zarte Feuchtigkeit verschließen. Wenn diese Kügelchen auf die weiblichen Theile fallen, so platzen sie, und die vorher eingeschlossene Feuchtigkeit dringt heraus und senkt sich in ein Behältniß, das der Fruchtknoten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0029] und ihr seht hieraus, warum jene Theile auch Zeugungstheile genennt werden. Diese vertrauliche Handlung, die Zeugung, sollte nun nach der Absicht Gottes die Folge haben, daß der erste Grund zur Bildung eines Kindes in dem Leibe einer Person weiblichen Geschlechts gelegt würde. Und die Folge hat sie auch würklich, ohne daß wir es genau erklären können, wie es eigentlich zugeht. An einer jeden Blume, meine Lieben, bemerken wir eine solche Zeugung, die wir eben so wenig zu erklären wissen, und wobei wir sehr überzeugt werden, daß der göttliche Verstand unendlich weit über den unsrigen erhaben ist. Wenn die Blume ihre schönste Ausbildung erhalten hat, welchen Zeitpunkt wir als ihr reifes Alter ansehen können, so bemerkt man in der Blume zweierlei Theile von verschiedener Bauart, die man männliche und weibliche nennt. Die männlichen tragen einen sehr feinen Staub, den das Vergrößerungsglas als kleine Kügelchen entdecken läßt, die in sich eine zarte Feuchtigkeit verschließen. Wenn diese Kügelchen auf die weiblichen Theile fallen, so platzen sie, und die vorher eingeschlossene Feuchtigkeit dringt heraus und senkt sich in ein Behältniß, das der Fruchtknoten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T07:52:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T07:52:44Z)

Weitere Informationen:

Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/29
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/29>, abgerufen am 03.12.2024.