Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-4343. Schreckliche Folgen des Lasters der Unkeuschheit überhaupt. Das Laster, welches der Keuschheit gerade entgegengesetzt ist, heißt die Unkeuschheit, die so viele Menschen in der Welt um alle ihre Glückseeligkeit bringt. Ein unkeuscher Mensch ist nicht schaamhaft in seinen Gedanken, Reden und Gebehrden. Er findet ein Vergnügen daran, in seiner Einbildungskraft sich allerlei unschaamhafte Vorstellungen zu machen. Er spricht leichtsinnig von Zeugungstheilen und dem, was bei der Zeugung vorgeht. Er findet und sieht nirgends darin eine Spur der göttlichen Weisheit, sondern überall Lächerlichkeiten, und je leichtsinniger er andere darüber sprechen hört, desto mehr freut er sich. Dadurch macht er, daß der Geschlechtstrieb bei ihm so unmäßig wird, daß er ihn nicht beherrschen kann. Und nun ist dieser Trieb nicht mehr Geschlechtstrieb, sondern es ist der unglückliche Wollusttrieb, der nicht vom weisen gütigen Schöpfer, sondern von ihm selbst herrührt. Daher leitet ihn auch dieser Trieb nicht zu dem Endzweck, der, wie wir gesehen haben, für das menschliche Geschlecht so wichtig 3. Schreckliche Folgen des Lasters der Unkeuschheit überhaupt. Das Laster, welches der Keuschheit gerade entgegengesetzt ist, heißt die Unkeuschheit, die so viele Menschen in der Welt um alle ihre Glückseeligkeit bringt. Ein unkeuscher Mensch ist nicht schaamhaft in seinen Gedanken, Reden und Gebehrden. Er findet ein Vergnügen daran, in seiner Einbildungskraft sich allerlei unschaamhafte Vorstellungen zu machen. Er spricht leichtsinnig von Zeugungstheilen und dem, was bei der Zeugung vorgeht. Er findet und sieht nirgends darin eine Spur der göttlichen Weisheit, sondern überall Lächerlichkeiten, und je leichtsinniger er andere darüber sprechen hört, desto mehr freut er sich. Dadurch macht er, daß der Geschlechtstrieb bei ihm so unmäßig wird, daß er ihn nicht beherrschen kann. Und nun ist dieser Trieb nicht mehr Geschlechtstrieb, sondern es ist der unglückliche Wollusttrieb, der nicht vom weisen gütigen Schöpfer, sondern von ihm selbst herrührt. Daher leitet ihn auch dieser Trieb nicht zu dem Endzweck, der, wie wir gesehen haben, für das menschliche Geschlecht so wichtig <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0044" n="336"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">3. Schreckliche Folgen des Lasters der Unkeuschheit überhaupt.</hi> </head><lb/> <p>Das Laster, welches der Keuschheit gerade entgegengesetzt ist, heißt die Unkeuschheit, die so viele Menschen in der Welt um alle ihre Glückseeligkeit bringt. Ein unkeuscher Mensch ist nicht schaamhaft in seinen Gedanken, Reden und Gebehrden. Er findet ein Vergnügen daran, in seiner Einbildungskraft sich allerlei unschaamhafte Vorstellungen zu machen. Er spricht leichtsinnig von Zeugungstheilen und dem, was bei der Zeugung vorgeht. Er findet und sieht nirgends darin eine Spur der göttlichen Weisheit, sondern überall Lächerlichkeiten, und je leichtsinniger er andere darüber sprechen hört, desto mehr freut er sich. Dadurch macht er, daß der Geschlechtstrieb bei ihm so unmäßig wird, daß er ihn nicht beherrschen kann. Und nun ist dieser Trieb nicht mehr Geschlechtstrieb, sondern es ist der unglückliche Wollusttrieb, der nicht vom weisen gütigen Schöpfer, sondern von ihm selbst herrührt. Daher leitet ihn auch dieser Trieb nicht zu dem Endzweck, der, wie wir gesehen haben, für das menschliche Geschlecht so wichtig </p> </div> </body> </text> </TEI> [336/0044]
3. Schreckliche Folgen des Lasters der Unkeuschheit überhaupt.
Das Laster, welches der Keuschheit gerade entgegengesetzt ist, heißt die Unkeuschheit, die so viele Menschen in der Welt um alle ihre Glückseeligkeit bringt. Ein unkeuscher Mensch ist nicht schaamhaft in seinen Gedanken, Reden und Gebehrden. Er findet ein Vergnügen daran, in seiner Einbildungskraft sich allerlei unschaamhafte Vorstellungen zu machen. Er spricht leichtsinnig von Zeugungstheilen und dem, was bei der Zeugung vorgeht. Er findet und sieht nirgends darin eine Spur der göttlichen Weisheit, sondern überall Lächerlichkeiten, und je leichtsinniger er andere darüber sprechen hört, desto mehr freut er sich. Dadurch macht er, daß der Geschlechtstrieb bei ihm so unmäßig wird, daß er ihn nicht beherrschen kann. Und nun ist dieser Trieb nicht mehr Geschlechtstrieb, sondern es ist der unglückliche Wollusttrieb, der nicht vom weisen gütigen Schöpfer, sondern von ihm selbst herrührt. Daher leitet ihn auch dieser Trieb nicht zu dem Endzweck, der, wie wir gesehen haben, für das menschliche Geschlecht so wichtig
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