Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434Böses verübt hat, so scheut man sich immer, Menschen unter die Augen zu gehen. So sanken diese Unglücklichen denn immer tiefer, weil ihre eigene Gesellschaft die allergefährlichste für sie war. Denkt euch, meine Lieben, dies alles recht lebhaft und sagt aufrichtig, ob gegen einen solchen an Leib und Seele geschändeten Menschen nicht das geringste und armseeligste Thier ein ehrwürdiges Geschöpf ist? Dies erfüllt doch den Zweck seines Daseyns, ist in mancher Hinsicht der Welt nützlich und freut sich seines Lebens. Jch habe euch, ihr jungen Freunde, bis jetzt von den entsetzlichen Folgen dieses schändlichen Lasters nur das erzählt, was ich selbst davon an Leuten, die ich kannte, erlebt und mit eignen Augen beobachtet habe. Wollte ich euch noch alles dasjenige vorlegen, was andere, besonders Aerzte und Erzieher, darüber beobachtet und der Welt zum Theil durch Schriften bekannt gemacht haben: so würdet ihr euch vollends entsetzen vor den schrecklichen Verwüstungen, welche dieses verabscheuungswürdige Laster unter den Menschen angerichtet hat und noch täglich anrichtet. Aber diese schauderhaften Beobachtungen würden, wenn ich sie alle erzählen wollte, einen ganzen Folianten anfüllen. Böses verübt hat, so scheut man sich immer, Menschen unter die Augen zu gehen. So sanken diese Unglücklichen denn immer tiefer, weil ihre eigene Gesellschaft die allergefährlichste für sie war. Denkt euch, meine Lieben, dies alles recht lebhaft und sagt aufrichtig, ob gegen einen solchen an Leib und Seele geschändeten Menschen nicht das geringste und armseeligste Thier ein ehrwürdiges Geschöpf ist? Dies erfüllt doch den Zweck seines Daseyns, ist in mancher Hinsicht der Welt nützlich und freut sich seines Lebens. Jch habe euch, ihr jungen Freunde, bis jetzt von den entsetzlichen Folgen dieses schändlichen Lasters nur das erzählt, was ich selbst davon an Leuten, die ich kannte, erlebt und mit eignen Augen beobachtet habe. Wollte ich euch noch alles dasjenige vorlegen, was andere, besonders Aerzte und Erzieher, darüber beobachtet und der Welt zum Theil durch Schriften bekannt gemacht haben: so würdet ihr euch vollends entsetzen vor den schrecklichen Verwüstungen, welche dieses verabscheuungswürdige Laster unter den Menschen angerichtet hat und noch täglich anrichtet. Aber diese schauderhaften Beobachtungen würden, wenn ich sie alle erzählen wollte, einen ganzen Folianten anfüllen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="348"/> Böses verübt hat, so scheut man sich immer, Menschen unter die Augen zu gehen. So sanken diese Unglücklichen denn immer tiefer, weil ihre eigene Gesellschaft die allergefährlichste für sie war.</p> <p>Denkt euch, meine Lieben, dies alles recht lebhaft und sagt aufrichtig, ob gegen einen solchen an Leib und Seele geschändeten Menschen nicht das geringste und armseeligste Thier ein ehrwürdiges Geschöpf ist? Dies erfüllt doch den Zweck seines Daseyns, ist in mancher Hinsicht der Welt nützlich und freut sich seines Lebens.</p> <p>Jch habe euch, ihr jungen Freunde, bis jetzt von den entsetzlichen Folgen dieses schändlichen Lasters nur das erzählt, was ich selbst davon an Leuten, die ich kannte, erlebt und mit eignen Augen beobachtet habe. Wollte ich euch noch alles dasjenige vorlegen, was andere, besonders Aerzte und Erzieher, darüber beobachtet und der Welt zum Theil durch Schriften bekannt gemacht haben: so würdet ihr euch vollends entsetzen vor den schrecklichen Verwüstungen, welche dieses verabscheuungswürdige Laster unter den Menschen angerichtet hat und noch täglich anrichtet. Aber diese schauderhaften Beobachtungen würden, wenn ich sie alle erzählen wollte, einen ganzen Folianten anfüllen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [348/0056]
Böses verübt hat, so scheut man sich immer, Menschen unter die Augen zu gehen. So sanken diese Unglücklichen denn immer tiefer, weil ihre eigene Gesellschaft die allergefährlichste für sie war.
Denkt euch, meine Lieben, dies alles recht lebhaft und sagt aufrichtig, ob gegen einen solchen an Leib und Seele geschändeten Menschen nicht das geringste und armseeligste Thier ein ehrwürdiges Geschöpf ist? Dies erfüllt doch den Zweck seines Daseyns, ist in mancher Hinsicht der Welt nützlich und freut sich seines Lebens.
Jch habe euch, ihr jungen Freunde, bis jetzt von den entsetzlichen Folgen dieses schändlichen Lasters nur das erzählt, was ich selbst davon an Leuten, die ich kannte, erlebt und mit eignen Augen beobachtet habe. Wollte ich euch noch alles dasjenige vorlegen, was andere, besonders Aerzte und Erzieher, darüber beobachtet und der Welt zum Theil durch Schriften bekannt gemacht haben: so würdet ihr euch vollends entsetzen vor den schrecklichen Verwüstungen, welche dieses verabscheuungswürdige Laster unter den Menschen angerichtet hat und noch täglich anrichtet. Aber diese schauderhaften Beobachtungen würden, wenn ich sie alle erzählen wollte, einen ganzen Folianten anfüllen.
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