Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434L**, ein Knabe von zehn Jahren, ist gewohnt, des Morgens im Sommer um fünf Uhr aufzustehen. Mit allem, was zum ordentlichen und reinlichen Anzuge gehört, ist er in einer Viertelstunde fertig, und nun eilt er in den Garten, um sich da der ersten dankbaren Empfindung von von einem gütigen Schöpfer in der freien Natur zu überlassen. Hier sieht er nach seinen Blumen und Saamenbetten, und findet da manches, wobei seine Hand beschäftigt seyn kann; bald etwas anzubinden, bald ein Unkraut auszuraufen, bald einen Maulwurfshaufen auszuebnen und dergleichen mehr. Wäre da nichts zu thun, so geht er in den allgemeinen Küchengarten und mustert die Gewächse durch, und selten kehrt er zurück, ohne seiner Muter einige frohe Nachrichten mitzubringen. Um sechs Uhr gehen seine ordentlichen Taggeschäfte an, wo sein Lehrer ihn unterrichtet. Hier werden zwei Stunden vergnügt zugebracht. Nun wird bis Mittag ernstlich gearbeitet, gegraben, geschaufelt, Betten abgestochen, so lange etwas im Garten zu thun ist und es das Wetter erlaubt; sonst wird im Hause etwas beschaft, wozu die Mutter leicht Rath weiß, oder in der Holzkammer geschnizelt, Besen gebunden, Körbe geflochten, Erbsenreißer zu recht gemacht; L**, ein Knabe von zehn Jahren, ist gewohnt, des Morgens im Sommer um fünf Uhr aufzustehen. Mit allem, was zum ordentlichen und reinlichen Anzuge gehört, ist er in einer Viertelstunde fertig, und nun eilt er in den Garten, um sich da der ersten dankbaren Empfindung von von einem gütigen Schöpfer in der freien Natur zu überlassen. Hier sieht er nach seinen Blumen und Saamenbetten, und findet da manches, wobei seine Hand beschäftigt seyn kann; bald etwas anzubinden, bald ein Unkraut auszuraufen, bald einen Maulwurfshaufen auszuebnen und dergleichen mehr. Wäre da nichts zu thun, so geht er in den allgemeinen Küchengarten und mustert die Gewächse durch, und selten kehrt er zurück, ohne seiner Muter einige frohe Nachrichten mitzubringen. Um sechs Uhr gehen seine ordentlichen Taggeschäfte an, wo sein Lehrer ihn unterrichtet. Hier werden zwei Stunden vergnügt zugebracht. Nun wird bis Mittag ernstlich gearbeitet, gegraben, geschaufelt, Betten abgestochen, so lange etwas im Garten zu thun ist und es das Wetter erlaubt; sonst wird im Hause etwas beschaft, wozu die Mutter leicht Rath weiß, oder in der Holzkammer geschnizelt, Besen gebunden, Körbe geflochten, Erbsenreißer zu recht gemacht; <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div> <pb facs="#f0084" n="376"/> <p> L**, ein Knabe von zehn Jahren, ist gewohnt, des Morgens im Sommer um fünf Uhr aufzustehen. Mit allem, was zum ordentlichen und reinlichen Anzuge gehört, ist er in einer Viertelstunde fertig, und nun eilt er in den Garten, um sich da der ersten dankbaren Empfindung von von einem gütigen Schöpfer in der freien Natur zu überlassen. Hier sieht er nach seinen Blumen und Saamenbetten, und findet da manches, wobei seine Hand beschäftigt seyn kann; bald etwas anzubinden, bald ein Unkraut auszuraufen, bald einen Maulwurfshaufen auszuebnen und dergleichen mehr. Wäre da nichts zu thun, so geht er in den allgemeinen Küchengarten und mustert die Gewächse durch, und selten kehrt er zurück, ohne seiner Muter einige frohe Nachrichten mitzubringen. Um sechs Uhr gehen seine ordentlichen Taggeschäfte an, wo sein Lehrer ihn unterrichtet. Hier werden zwei Stunden vergnügt zugebracht. Nun wird bis Mittag ernstlich gearbeitet, gegraben, geschaufelt, Betten abgestochen, so lange etwas im Garten zu thun ist und es das Wetter erlaubt; sonst wird im Hause etwas beschaft, wozu die Mutter leicht Rath weiß, oder in der Holzkammer geschnizelt, Besen gebunden, Körbe geflochten, Erbsenreißer zu recht gemacht; </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0084]
L**, ein Knabe von zehn Jahren, ist gewohnt, des Morgens im Sommer um fünf Uhr aufzustehen. Mit allem, was zum ordentlichen und reinlichen Anzuge gehört, ist er in einer Viertelstunde fertig, und nun eilt er in den Garten, um sich da der ersten dankbaren Empfindung von von einem gütigen Schöpfer in der freien Natur zu überlassen. Hier sieht er nach seinen Blumen und Saamenbetten, und findet da manches, wobei seine Hand beschäftigt seyn kann; bald etwas anzubinden, bald ein Unkraut auszuraufen, bald einen Maulwurfshaufen auszuebnen und dergleichen mehr. Wäre da nichts zu thun, so geht er in den allgemeinen Küchengarten und mustert die Gewächse durch, und selten kehrt er zurück, ohne seiner Muter einige frohe Nachrichten mitzubringen. Um sechs Uhr gehen seine ordentlichen Taggeschäfte an, wo sein Lehrer ihn unterrichtet. Hier werden zwei Stunden vergnügt zugebracht. Nun wird bis Mittag ernstlich gearbeitet, gegraben, geschaufelt, Betten abgestochen, so lange etwas im Garten zu thun ist und es das Wetter erlaubt; sonst wird im Hause etwas beschaft, wozu die Mutter leicht Rath weiß, oder in der Holzkammer geschnizelt, Besen gebunden, Körbe geflochten, Erbsenreißer zu recht gemacht;
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/84>, abgerufen am 16.02.2025. |