Erregung aus den Metallen übergeht in das metallische Ohr. Gleich dem Farbenbilde, welches die Lichtaction auf die Retina wirft, wird ein magnetisches Farbenbild auf den Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re- flectirt sich die Schwere in der Hand, und alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen. Das Hörorgan ist selbst aus starren Thei- len, sogar bei den niedersten Thieren zu- sammengesezt, und entspricht so als der einzige verknöcherte Sinn den Metallen, seinem Vorbilde aufs vollkommenste. Die eigentliche Welt des Tons ist in den Me- tallen lebendig, und so sind diese und das Ohr aufs genaueste für einander geschaffen.
Dieser Sinn wirkt am stärksten beim Schlafe der übrigen Natur, besonders des Lichts; nur von unbestimmten Vorgängen der Welt, von ihrem rastlosen Bemühen, die Starrheit zu zerstören, und den hefti- gen Schlägen dieser in diesem Kampfe, dem Thiere Nachricht gebend, macht er Furcht zum Charakter des Hörsinns, und lässt sie da am stärksten wirken, wo er am meisten herrschend ist, wie in der Klasse der Vögel. Auch Geschwäzigkeit und alle
Sym-
H 2
Erregung aus den Metallen übergeht in das metalliſche Ohr. Gleich dem Farbenbilde, welches die Lichtaction auf die Retina wirft, wird ein magnetiſches Farbenbild auf den Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re- flectirt sich die Schwere in der Hand, und alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen. Das Hörorgan iſt selbſt aus starren Thei- len, sogar bei den niederſten Thieren zu- sammengeſezt, und entſpricht so als der einzige verknöcherte Sinn den Metallen, seinem Vorbilde aufs vollkommenſte. Die eigentliche Welt des Tons iſt in den Me- tallen lebendig, und so sind dieſe und das Ohr aufs genaueſte für einander geſchaffen.
Dieſer Sinn wirkt am stärkſten beim Schlafe der übrigen Natur, beſonders des Lichts; nur von unbeſtimmten Vorgängen der Welt, von ihrem raſtloſen Bemühen, die Starrheit zu zerſtören, und den hefti- gen Schlägen dieſer in dieſem Kampfe, dem Thiere Nachricht gebend, macht er Furcht zum Charakter des Hörſinns, und läſst sie da am ſtärkſten wirken, wo er am meiſten herrſchend iſt, wie in der Klaſſe der Vögel. Auch Geſchwäzigkeit und alle
Sym-
H 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0133"n="115"/>
Erregung aus den Metallen übergeht in das<lb/>
metalliſche Ohr. Gleich dem Farbenbilde,<lb/>
welches die <choice><sic>Lichtactiou</sic><corr>Lichtaction</corr></choice> auf die Retina wirft,<lb/>
wird ein magnetiſches Farbenbild auf den<lb/>
Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re-<lb/>
flectirt sich die Schwere in der Hand, und<lb/>
alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen.<lb/>
Das Hörorgan iſt selbſt aus starren Thei-<lb/>
len, sogar bei den niederſten Thieren zu-<lb/>
sammengeſezt, und entſpricht so als der<lb/>
einzige verknöcherte Sinn den Metallen,<lb/>
seinem Vorbilde aufs vollkommenſte. Die<lb/>
eigentliche Welt des Tons iſt in den Me-<lb/>
tallen lebendig, und so sind dieſe und das<lb/>
Ohr aufs genaueſte für einander geſchaffen.</p><lb/><p>Dieſer Sinn wirkt am stärkſten beim<lb/>
Schlafe der übrigen Natur, beſonders des<lb/>
Lichts; nur von unbeſtimmten Vorgängen<lb/>
der Welt, von ihrem raſtloſen Bemühen,<lb/>
die Starrheit zu zerſtören, und den hefti-<lb/>
gen Schlägen dieſer in dieſem Kampfe,<lb/>
dem Thiere Nachricht gebend, macht er<lb/>
Furcht zum Charakter des Hörſinns, und<lb/>
läſst sie da am ſtärkſten wirken, wo er am<lb/>
meiſten herrſchend iſt, wie in der Klaſſe<lb/>
der Vögel. Auch Geſchwäzigkeit und alle<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sym-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[115/0133]
Erregung aus den Metallen übergeht in das
metalliſche Ohr. Gleich dem Farbenbilde,
welches die Lichtaction auf die Retina wirft,
wird ein magnetiſches Farbenbild auf den
Nervenbrei im Ohr geworfen, eben so re-
flectirt sich die Schwere in der Hand, und
alle Naturactionen auf ihren Sinnorganen.
Das Hörorgan iſt selbſt aus starren Thei-
len, sogar bei den niederſten Thieren zu-
sammengeſezt, und entſpricht so als der
einzige verknöcherte Sinn den Metallen,
seinem Vorbilde aufs vollkommenſte. Die
eigentliche Welt des Tons iſt in den Me-
tallen lebendig, und so sind dieſe und das
Ohr aufs genaueſte für einander geſchaffen.
Dieſer Sinn wirkt am stärkſten beim
Schlafe der übrigen Natur, beſonders des
Lichts; nur von unbeſtimmten Vorgängen
der Welt, von ihrem raſtloſen Bemühen,
die Starrheit zu zerſtören, und den hefti-
gen Schlägen dieſer in dieſem Kampfe,
dem Thiere Nachricht gebend, macht er
Furcht zum Charakter des Hörſinns, und
läſst sie da am ſtärkſten wirken, wo er am
meiſten herrſchend iſt, wie in der Klaſſe
der Vögel. Auch Geſchwäzigkeit und alle
Sym-
H 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/133>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.