Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

mit allen ihren Ausdrüken demon-
strirst, so demonstrirst du die Na-
turphilosophie an den empirisch ge-
fundenen Stoffen der Erde und des
Himmels. Die Einsicht in das noth-
wendige
Dasein und Sosein die-
ser Stoffe ist die philosophische Ein-
sicht, welche ohne die empirische
Kenntniss derselben schlechthin un-
möglich ist; nicht als wenn diese
Einsicht entstände aus der empiri-
schen Kenntniss, sondern weil das
philosophische Wissen an den em-
pirischen Formen allein construirt
werden kann, so wie der Kreis am
Zirkel. Diesen erblikst du mit ma-
terialem Auge, aber nicht durch ihn,
sondern vielmehr durch ihn verges-
sen, nur an ihm gelangst du zum An-
schauen des philosophischen Kreises.

Ich habe es deswegen versucht,
die Erfahrung mit der Wissenschaft

so

mit allen ihren Ausdrüken demon-
strirst, so demonstrirst du die Na-
turphilosophie an den empirisch ge-
fundenen Stoffen der Erde und des
Himmels. Die Einsicht in das noth-
wendige
Dasein und Sosein die-
ser Stoffe ist die philosophische Ein-
sicht, welche ohne die empirische
Kenntniſs derselben schlechthin un-
möglich ist; nicht als wenn diese
Einsicht entstände aus der empiri-
schen Kenntniſs, sondern weil das
philosophische Wissen an den em-
pirischen Formen allein construirt
werden kann, so wie der Kreis am
Zirkel. Diesen erblikst du mit ma-
terialem Auge, aber nicht durch ihn,
sondern vielmehr durch ihn verges-
sen, nur an ihm gelangſt du zum An-
schauen des philosophischen Kreises.

Ich habe es deswegen versucht,
die Erfahrung mit der Wissenschaft

so
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="VIII"/>
mit allen ihren Ausdrüken demon-<lb/>
strirst, so demonstrirst du die Na-<lb/>
turphilosophie an den empirisch ge-<lb/>
fundenen Stoffen der Erde und des<lb/>
Himmels. Die Einsicht in das <hi rendition="#g">noth-<lb/>
wendige</hi> Dasein und Sosein die-<lb/>
ser Stoffe ist die philosophische Ein-<lb/>
sicht, welche ohne die empirische<lb/>
Kenntni&#x017F;s derselben schlechthin un-<lb/>
möglich ist; nicht als wenn diese<lb/>
Einsicht entstände <hi rendition="#g">aus</hi> der empiri-<lb/>
schen Kenntni&#x017F;s, sondern weil das<lb/>
philosophische Wissen <hi rendition="#g">an</hi> den em-<lb/>
pirischen Formen allein construirt<lb/>
werden kann, so wie der Kreis am<lb/>
Zirkel. Diesen erblikst du mit ma-<lb/>
terialem Auge, aber nicht durch ihn,<lb/>
sondern vielmehr durch ihn verges-<lb/>
sen, nur <hi rendition="#g">an</hi> ihm gelang&#x017F;t du zum An-<lb/>
schauen des philosophischen Kreises.</p><lb/>
        <p>Ich habe es deswegen versucht,<lb/>
die Erfahrung mit der Wissenschaft<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">so</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VIII/0016] mit allen ihren Ausdrüken demon- strirst, so demonstrirst du die Na- turphilosophie an den empirisch ge- fundenen Stoffen der Erde und des Himmels. Die Einsicht in das noth- wendige Dasein und Sosein die- ser Stoffe ist die philosophische Ein- sicht, welche ohne die empirische Kenntniſs derselben schlechthin un- möglich ist; nicht als wenn diese Einsicht entstände aus der empiri- schen Kenntniſs, sondern weil das philosophische Wissen an den em- pirischen Formen allein construirt werden kann, so wie der Kreis am Zirkel. Diesen erblikst du mit ma- terialem Auge, aber nicht durch ihn, sondern vielmehr durch ihn verges- sen, nur an ihm gelangſt du zum An- schauen des philosophischen Kreises. Ich habe es deswegen versucht, die Erfahrung mit der Wissenschaft so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/16
Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/16>, abgerufen am 21.11.2024.