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Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805.

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Bei dem Thiere aber halt ich dafür,
dass der Mesmerismus (der unrecht und
ungerecht sogenannte thierische Magne-
tismus) dieser Geist sei, welcher als Ani-
malismus über dem Thierreiche schwebt
wie der Magnetismus über den Metallen,
und die bisher so geheimnissvollen Pheno-
mene bei Menschen und Thieren, wo-
hin ich vorzüglich den Trieb der Zugvö-
gel und der Zugfische, und den Trieb zum
Win terschlaf rechne, hervorbringt.

Es hebt sich aus der Stelle, die das
Thier in der Welt einnimmt, von selbst
heraus, dass es beide Geschlechter zugleich
in sich trage, da es die Synthese der männ-
lichen Korallen und der weiblichen Pflan-
zen ist; auch ist die Frage gelöst, warum
das Geschlecht an zwei Individuen geknüpft
sei, denn es ist ja nichts anders als die
durch die ganze Natur greifende Zweiheit,
ja der Anfang der Natur selbst ist schon
getrenntes Geschlecht, nur getrennter je
unorganischer sie ist. Der Act der Begat-
tung ist daher die höchste Synthese der
Natur als Geschlecht, und existirt nur im
thierischen Organismus, der allein beide

Ge-

Bei dem Thiere aber halt ich dafür,
daſs der Mesmerismus (der unrecht und
ungerecht sogenannte thierische Magne-
tismus) dieser Geiſt sei, welcher als Ani-
malismus über dem Thierreiche schwebt
wie der Magnetismus über den Metallen,
und die bisher so geheimniſsvollen Pheno-
mene bei Menschen und Thieren, wo-
hin ich vorzüglich den Trieb der Zugvö-
gel und der Zugfische, und den Trieb zum
Win terschlaf rechne, hervorbringt.

Es hebt ſich aus der Stelle, die das
Thier in der Welt einnimmt, von ſelbſt
heraus, daſs es beide Geschlechter zugleich
in ſich trage, da es die Synthese der männ-
lichen Korallen und der weiblichen Pflan-
zen iſt; auch iſt die Frage gelöst, warum
das Geschlecht an zwei Individuen geknüpft
sei, denn es iſt ja nichts anders als die
durch die ganze Natur greifende Zweiheit,
ja der Anfang der Natur ſelbſt iſt ſchon
getrenntes Geſchlecht, nur getrennter je
unorganiſcher ſie iſt. Der Act der Begat-
tung iſt daher die höchſte Synthese der
Natur als Geschlecht, und exiſtirt nur im
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Ge-
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[68/0086] Bei dem Thiere aber halt ich dafür, daſs der Mesmerismus (der unrecht und ungerecht sogenannte thierische Magne- tismus) dieser Geiſt sei, welcher als Ani- malismus über dem Thierreiche schwebt wie der Magnetismus über den Metallen, und die bisher so geheimniſsvollen Pheno- mene bei Menschen und Thieren, wo- hin ich vorzüglich den Trieb der Zugvö- gel und der Zugfische, und den Trieb zum Win terschlaf rechne, hervorbringt. Es hebt ſich aus der Stelle, die das Thier in der Welt einnimmt, von ſelbſt heraus, daſs es beide Geschlechter zugleich in ſich trage, da es die Synthese der männ- lichen Korallen und der weiblichen Pflan- zen iſt; auch iſt die Frage gelöst, warum das Geschlecht an zwei Individuen geknüpft sei, denn es iſt ja nichts anders als die durch die ganze Natur greifende Zweiheit, ja der Anfang der Natur ſelbſt iſt ſchon getrenntes Geſchlecht, nur getrennter je unorganiſcher ſie iſt. Der Act der Begat- tung iſt daher die höchſte Synthese der Natur als Geschlecht, und exiſtirt nur im thierischen Organismus, der allein beide Ge-

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Zitationshilfe: Oken, Lorenz: Abriß des Systems der Biologie. Göttingen, 1805, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oken_biologie_1805/86>, abgerufen am 21.11.2024.