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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
durch vnbillige Regierung allzulange beschwert/ oder durch allzu fami-
liare
Freundschafft vnd Vertrawligkeit zum Abfall möchte verlei-
tet werden.

Es lesset der Großfürst seine Müntze von lautern Silber vnd auch3. Lesset sil-
berne vnd gül-
dene Müntze
schlagen.

bißweilen von Golde/ vnd dieselbe alle klein vnd länglicht als Oval
schlagen. Auff der einen seiten stehet der Reuter mit einem Spieß/ vnd
vnter sich gelegtem Drachen/ welchen Er im Reichs Sigill führet/ vnd
vor diesem nur der Newgarter Wapen gewesen. Auff der andern sei-
ten aber ist der Name der Stadt/ in welcher es gepräget ist; Dann es
lesset der Großfürst die silberne Müntze nicht alleine selbst in der Muß-
cow/ sondern auch durch gewisse privile girte Kauffleute in Newgart/
Twere vnd Pleßkow schlagen/ vnd werden die Sorten Denning vnd
Copecke genandt. Die silberne Copecke haben bißher einer so viel als
ein Groschen oder doppelt Schilling gegolten/ jtzo rechen sie 100. auff
einen Rubel. Ein Rubel aber ist 2. Rthl. Es gelten auch vnsere
Reichsthaler bey jhnen/ welche Sie Jafimke (von Jochims Thalern)
nennen vnd gerne nehmen/ bringen sie aber bald in die Müntze vnd ge-
winnen daran. Dann ein Rubel oder 100. Copeck wiegen ein halb
Loth geringer als 2. Rthl. Jhr kauffen vnd verkauffen in geringen
Sachen geschiehet nach Altin/ so 3. oder Grieffen so 10. Copecken be-
deuten. Sie haben auch noch kleinere Sorten/ in gleicher Form/ welche
sie Poluske vnd Muskofske nennen/ da jeglicher nur halb so viel als
das ander gilt. Es ist übel darmit zuhandeln/ weil es einem leicht durch
die Finger fallen kan/ Daher seynd die Russen gewohnt/ daß/ wenn sieRussen halten
das Geld im
Munde.

in besichtigung oder abmessung der Wahren stehen/ Sie die Cope-
cken/ offt bey 50. Stück/ ins Maul nehmen/ reden vnd handeln jm-
merfort/ daß mans jhnen nicht anmercken kan. Machen also/ nach
dem Buchstaben zu reden/ die Russen jhr Maul zur Taschen.

Die güldene Müntze sihet man nicht viel/ es lesset sie auch der
Großfürst nur schlagen/ wenn etwa eine Victoria wieder den Feind er-
halten ist/ daß sie den Soldaten oder auch sonsten als Gnadenpfennige
verehret werden.

Es pfleget der Großfürst auch digniteten vnd Hoheiten außzu-4. Begabet
die seinen mit
Digniteten
vnd Würden.

theilen/ Jn dem Er die/ so sich wol vmb jhm vnd das Land verdienet/
oder sonst seine Gnade erlanget/ zu Knesen oder Fürsten machet.

Es haben auch etliche Großfürsten/ weil sie gehöret daß es in
Deutschland ein Regale; Doctores creiren, etliche vnter jhren Deut-
schen medicis, ja auch wol Chyrurgos mit dem gradu Doctoratus
durch Diplomata zubegaben jhnen belieben lassen.

Es schicket der Großfürst zum offtern kostbare Gesandschafften5. Gebrau-
chet sich der
Legationen.

vnd Posten an frembde Potentaten/ wird auch von denselben gleichfals
wieder begrüsset/ vnd besuchet. Es geschiehet offt das 2. 3. vnd mehr
Parteyen Gesandten zugleich in Mußcow liegen/ vnd auff expedi-
tiones,
welche langsam zugeschehen pflegen/ warten. Es halten da-

selbst

Reiſe Beſchreibung.
durch vnbillige Regierung allzulange beſchwert/ oder durch allzu fami-
liare
Freundſchafft vnd Vertrawligkeit zum Abfall moͤchte verlei-
tet werden.

Es leſſet der Großfuͤrſt ſeine Muͤntze von lautern Silber vnd auch3. Leſſet ſil-
berne vnd guͤl-
dene Muͤntze
ſchlagen.

bißweilen von Golde/ vnd dieſelbe alle klein vnd laͤnglicht als Oval
ſchlagen. Auff der einen ſeiten ſtehet der Reuter mit einem Spieß/ vnd
vnter ſich gelegtem Drachen/ welchen Er im Reichs Sigill fuͤhret/ vnd
vor dieſem nur der Newgarter Wapen geweſen. Auff der andern ſei-
ten aber iſt der Name der Stadt/ in welcher es gepraͤget iſt; Dann es
leſſet der Großfuͤrſt die ſilberne Muͤntze nicht alleine ſelbſt in der Muß-
cow/ ſondern auch durch gewiſſe privile girte Kauffleute in Newgart/
Twere vnd Pleßkow ſchlagen/ vnd werden die Sorten Denning vnd
Copecke genandt. Die ſilberne Copecke haben bißher einer ſo viel als
ein Groſchen oder doppelt Schilling gegolten/ jtzo rechen ſie 100. auff
einen Rubel. Ein Rubel aber iſt 2. Rthl. Es gelten auch vnſere
Reichsthaler bey jhnen/ welche Sie Jafimke (von Jochims Thalern)
nennen vnd gerne nehmen/ bringen ſie aber bald in die Muͤntze vnd ge-
winnen daran. Dann ein Rubel oder 100. Copeck wiegen ein halb
Loth geringer als 2. Rthl. Jhr kauffen vnd verkauffen in geringen
Sachen geſchiehet nach Altin/ ſo 3. oder Grieffen ſo 10. Copecken be-
deuten. Sie haben auch noch kleinere Sorten/ in gleicher Form/ welche
ſie Poluske vnd Muskofske nennen/ da jeglicher nur halb ſo viel als
das ander gilt. Es iſt uͤbel darmit zuhandeln/ weil es einem leicht durch
die Finger fallen kan/ Daher ſeynd die Ruſſen gewohnt/ daß/ wenn ſieRuſſen halten
das Geld im
Munde.

in beſichtigung oder abmeſſung der Wahren ſtehen/ Sie die Cope-
cken/ offt bey 50. Stuͤck/ ins Maul nehmen/ reden vnd handeln jm-
merfort/ daß mans jhnen nicht anmercken kan. Machen alſo/ nach
dem Buchſtaben zu reden/ die Ruſſen jhr Maul zur Taſchen.

Die guͤldene Muͤntze ſihet man nicht viel/ es leſſet ſie auch der
Großfuͤrſt nur ſchlagen/ wenn etwa eine Victoria wieder den Feind er-
halten iſt/ daß ſie den Soldaten oder auch ſonſten als Gnadenpfennige
verehret werden.

Es pfleget der Großfuͤrſt auch digniteten vnd Hoheiten außzu-4. Begabet
die ſeinen mit
Digniteten
vnd Wuͤꝛden.

theilen/ Jn dem Er die/ ſo ſich wol vmb jhm vnd das Land verdienet/
oder ſonſt ſeine Gnade erlanget/ zu Kneſen oder Fuͤrſten machet.

Es haben auch etliche Großfuͤrſten/ weil ſie gehoͤret daß es in
Deutſchland ein Regale; Doctores creiren, etliche vnter jhren Deut-
ſchen medicis, ja auch wol Chyrurgos mit dem gradu Doctoratus
durch Diplomata zubegaben jhnen belieben laſſen.

Es ſchicket der Großfuͤrſt zum offtern koſtbare Geſandſchafften5. Gebrau-
chet ſich der
Legationen.

vnd Poſten an frembde Potentaten/ wird auch von denſelben gleichfals
wieder begruͤſſet/ vnd beſuchet. Es geſchiehet offt das 2. 3. vnd mehr
Parteyen Geſandten zugleich in Mußcow liegen/ vnd auff expedi-
tiones,
welche langſam zugeſchehen pflegen/ warten. Es halten da-

ſelbſt
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[159/0205] Reiſe Beſchreibung. durch vnbillige Regierung allzulange beſchwert/ oder durch allzu fami- liare Freundſchafft vnd Vertrawligkeit zum Abfall moͤchte verlei- tet werden. Es leſſet der Großfuͤrſt ſeine Muͤntze von lautern Silber vnd auch bißweilen von Golde/ vnd dieſelbe alle klein vnd laͤnglicht als Oval ſchlagen. Auff der einen ſeiten ſtehet der Reuter mit einem Spieß/ vnd vnter ſich gelegtem Drachen/ welchen Er im Reichs Sigill fuͤhret/ vnd vor dieſem nur der Newgarter Wapen geweſen. Auff der andern ſei- ten aber iſt der Name der Stadt/ in welcher es gepraͤget iſt; Dann es leſſet der Großfuͤrſt die ſilberne Muͤntze nicht alleine ſelbſt in der Muß- cow/ ſondern auch durch gewiſſe privile girte Kauffleute in Newgart/ Twere vnd Pleßkow ſchlagen/ vnd werden die Sorten Denning vnd Copecke genandt. Die ſilberne Copecke haben bißher einer ſo viel als ein Groſchen oder doppelt Schilling gegolten/ jtzo rechen ſie 100. auff einen Rubel. Ein Rubel aber iſt 2. Rthl. Es gelten auch vnſere Reichsthaler bey jhnen/ welche Sie Jafimke (von Jochims Thalern) nennen vnd gerne nehmen/ bringen ſie aber bald in die Muͤntze vnd ge- winnen daran. Dann ein Rubel oder 100. Copeck wiegen ein halb Loth geringer als 2. Rthl. Jhr kauffen vnd verkauffen in geringen Sachen geſchiehet nach Altin/ ſo 3. oder Grieffen ſo 10. Copecken be- deuten. Sie haben auch noch kleinere Sorten/ in gleicher Form/ welche ſie Poluske vnd Muskofske nennen/ da jeglicher nur halb ſo viel als das ander gilt. Es iſt uͤbel darmit zuhandeln/ weil es einem leicht durch die Finger fallen kan/ Daher ſeynd die Ruſſen gewohnt/ daß/ wenn ſie in beſichtigung oder abmeſſung der Wahren ſtehen/ Sie die Cope- cken/ offt bey 50. Stuͤck/ ins Maul nehmen/ reden vnd handeln jm- merfort/ daß mans jhnen nicht anmercken kan. Machen alſo/ nach dem Buchſtaben zu reden/ die Ruſſen jhr Maul zur Taſchen. 3. Leſſet ſil- berne vnd guͤl- dene Muͤntze ſchlagen. Ruſſen halten das Geld im Munde. Die guͤldene Muͤntze ſihet man nicht viel/ es leſſet ſie auch der Großfuͤrſt nur ſchlagen/ wenn etwa eine Victoria wieder den Feind er- halten iſt/ daß ſie den Soldaten oder auch ſonſten als Gnadenpfennige verehret werden. Es pfleget der Großfuͤrſt auch digniteten vnd Hoheiten außzu- theilen/ Jn dem Er die/ ſo ſich wol vmb jhm vnd das Land verdienet/ oder ſonſt ſeine Gnade erlanget/ zu Kneſen oder Fuͤrſten machet. 4. Begabet die ſeinen mit Digniteten vnd Wuͤꝛden. Es haben auch etliche Großfuͤrſten/ weil ſie gehoͤret daß es in Deutſchland ein Regale; Doctores creiren, etliche vnter jhren Deut- ſchen medicis, ja auch wol Chyrurgos mit dem gradu Doctoratus durch Diplomata zubegaben jhnen belieben laſſen. Es ſchicket der Großfuͤrſt zum offtern koſtbare Geſandſchafften vnd Poſten an frembde Potentaten/ wird auch von denſelben gleichfals wieder begruͤſſet/ vnd beſuchet. Es geſchiehet offt das 2. 3. vnd mehr Parteyen Geſandten zugleich in Mußcow liegen/ vnd auff expedi- tiones, welche langſam zugeſchehen pflegen/ warten. Es halten da- ſelbſt 5. Gebrau- chet ſich der Legationen.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/205>, abgerufen am 23.11.2024.