Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Reise Beschreibung. Cosaken sich auffs Land mit jhren Pferden darvon gemachet. Hiersihet man ausserhalb des Strandes sonderlich zur rechten Hand keine Bäume mehr/ sondern nur dürre verbrandt Erdreich vnd Heyde. Als wir den 10. Sept. die Stadt kaum vorbey/ lieff der Wind vns Den 11. dieses/ weil wir vor Winde/ vnd vnsere Segel stets ge- Jn der Nacht/ da die Ordnung der Wache den Gesandten Jn dem der Wind diese gantze Nacht durch sehr gut war/ wolten lag G g iij
Reiſe Beſchreibung. Coſaken ſich auffs Land mit jhren Pferden darvon gemachet. Hierſihet man auſſerhalb des Strandes ſonderlich zur rechten Hand keine Baͤume mehr/ ſondern nur duͤrre verbrandt Erdreich vnd Heyde. Als wir den 10. Sept. die Stadt kaum vorbey/ lieff der Wind vns Den 11. dieſes/ weil wir vor Winde/ vnd vnſere Segel ſtets ge- Jn der Nacht/ da die Ordnung der Wache den Geſandten Jn dem der Wind dieſe gantze Nacht durch ſehr gut war/ wolten lag G g iij
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Reiſe Beſchreibung.
Coſaken ſich auffs Land mit jhren Pferden darvon gemachet. Hier
ſihet man auſſerhalb des Strandes ſonderlich zur rechten Hand keine
Baͤume mehr/ ſondern nur duͤrre verbrandt Erdreich vnd Heyde.
Als wir den 10. Sept. die Stadt kaum vorbey/ lieff der Wind vns
ſtarck entgegen/ daß wir den gantzen Tag/ wie ſehr wir vns auch be-
muͤheten/ nicht uͤber 10. W. fort kommen kunten. Gegen Abend brach-
ten vns etliche Fiſcher einen ſehr groſſen fetten Carpen uͤber 30. pfund
ſchwer/ vnd 8. groſſe Sandaten, dergleichen wir auff der gantzen Reiſe
noch nie geſehn hatten/ an Bort/ wolten kein Geld darvor nemen/
vorgebend/ daß ſie von gewiſſen Handelsleuten in Mußcow/ welche
diß theil der Wolge pachtweiſe inne hetten/ hieher zum Fiſchfang auß-
geſendet/ vnd wenns erfahren wurde/ daß ſie nur den geringſten Fiſch
verkaufft hetten/ wurden ſie allzuſchwer darvor buͤſſeu muͤſſen; Es war
jhnen vmb Brandwein zuthun/ bekamen auch eine halbe Kanne/ vnd
fuhren mit groſſen Danckſagen vnd Frewden darvon.
Den 11. dieſes/ weil wir vor Winde/ vnd vnſere Segel ſtets ge-
brauchen kunten/ brachten wir die Tagereiſe auff 120. W. Giengen
vmb den Mittag den Berg Polowon vorbey. Dieſer hat den Na-
men daher/ weil es der halbe Weg von Zariza biß Aſtrachan/ nemlich/
250. W. Vnſer heutiges Nachtlager war hinter den Jnſeln Kiſiàr.
Polowon
ein Berg vnd
Zeichen des
halben We-
ges zwiſchen
Aſtrachan
vnd Zariza.
Jn der Nacht/ da die Ordnung der Wache den Geſandten
Bruͤgman traff/ trieb mitten im Strome ein groß Bot ſtille vnſer
Schiff vorbey/ Als aber anfaͤnglich auff vnſer zuruffen/ niemand ant-
worten vnd an Bort kommen wolte/ muſten 15. Mußqueten auff daſ-
ſelbe geloͤſet werden/ dem Conſtapel wurde auch befohlen mit einem
Stuͤcke darauff zu ſpielen. Vnter deſſen kam einer von jhnen auff ei-
nem kleinen Loddichen oder Boͤtgen/ berichtete daß ſie keine Feinde/
ſondern Ruſſen jhrer 7. mit einem Saltzbote weren/ weil ſie von der
Caravana, ſo einen Buͤchſenſchus von vns zuruͤcke lag/ mit Brand-
wein beſchencket worden/ legen ſeine Bruͤder alle vnd ſchlieffen/ hetten
das Bot treiben laſſen; Vnd als Er von vnſerm Piloten erkandt
wurde/ dann Sie beyde von Niſen/ gab man jhm etliche Schalen
Brandwein/ vnd ließ jhn wieder abfahren; Auff den morgen brachte
Er etliche Storlinge zur Danckbarkeit des geſtrigen tractirens.
Jn dem der Wind dieſe gantze Nacht durch ſehr gut war/ wolten
wir denſelben nicht gerne vergebens vorbey ſtreichen laſſen/ machten
vns derwegen gegen den morgen vmb 3. Vhr wieder auff/ vnd beka-
men alsbald am Backbort einen andern Außgang der Wolga, Buch-
wostowa, ſo in den vorigen ſich einſchleichet. Dann kamen wir zu ei-
nem Eylande Copono, gegen welchem zur Rechten die hoͤhe des feſten
Landes Coponogar heiſſet/ iſt 150. W. von Aſtrachan. Nach 20. W.
zu dem vierdten außtretenden Fluſſe Daniloffsko Ustga, l. ſo ſeinen
Gang abſonderlich in die Caſpiſche See nimpt. 15. W. vnter dieſem/
lag
Buchwoſto-
wa 3. Auß-
tritt der Wol-
ge.
Daniloffsko
Ustga 4. Auß
tritt der Wol-
ge.
G g iij
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