Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen am Wege liegen/ vnd zu drey grosse hohe Steinhaffen geworden. Jndem jeglicher/ welcher vmb selbe Zeit durch diesen Weg nach Mecca auff den Arafat Walfarten gehet/ selbigen mit einem hinzu geworffe- nen Steine vermehren soll. Es bringet ein jeglicher 3. Steine mit sich/ vnd solte Er sie auch etliche viel Meilen tragen. Dann sie bilden sich ein/ das der Teuffel/ welcher sie auch an jhrer Walfarts Andacht zu verstören gedencket/ dadurch weg getrieben werde. Solche Steine müssen dem Teuffel sehr wehe thun. beweinen jhre Todten. Sonsten sahen wir auch heute in Ardebil vor der Sonnen Auff- auß Maser Schach Sofi gespetset. 2. Panquet des Chans. Die H. Gesandten wurden heute abermal auß des Schach Sofi Folgenden Tag stellete der Chan ein groß Panquet an/ lud die Den 27. dieses gegen den Abend ließ Kelbelechan den Gesand- Die H. Gesandten liessen den Persern in jhrer Freude zu applau- Den 1. Maij wurde des Gesandten L. Crusij Geburis vnd Na- flüssi-
Ander Theil der Perſianiſchen am Wege liegen/ vnd zu drey groſſe hohe Steinhaffen geworden. Jndem jeglicher/ welcher vmb ſelbe Zeit durch dieſen Weg nach Mecca auff den Arafat Walfarten gehet/ ſelbigen mit einem hinzu geworffe- nen Steine vermehren ſoll. Es bringet ein jeglicher 3. Steine mit ſich/ vnd ſolte Er ſie auch etliche viel Meilen tragen. Dann ſie bilden ſich ein/ das der Teuffel/ welcher ſie auch an jhrer Walfarts Andacht zu verſtoͤren gedencket/ dadurch weg getrieben werde. Solche Steine muͤſſen dem Teuffel ſehr wehe thun. beweinen jhre Todten. Sonſten ſahen wir auch heute in Ardebil vor der Sonnen Auff- auß Maſer Schach Sofi geſpetſet. 2. Panquet des Chans. Die H. Geſandten wurden heute abermal auß des Schach Sofi Folgenden Tag ſtellete der Chan ein groß Panquet an/ lud die Den 27. dieſes gegen den Abend ließ Kelbelechan den Geſand- Die H. Geſandten lieſſen den Perſern in jhrer Freude zu applau- Den 1. Maij wurde des Geſandten L. Cruſij Geburis vnd Na- fluͤſſi-
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Ander Theil der Perſianiſchen
am Wege liegen/ vnd zu drey groſſe hohe Steinhaffen geworden. Jn
dem jeglicher/ welcher vmb ſelbe Zeit durch dieſen Weg nach Mecca
auff den Arafat Walfarten gehet/ ſelbigen mit einem hinzu geworffe-
nen Steine vermehren ſoll. Es bringet ein jeglicher 3. Steine mit
ſich/ vnd ſolte Er ſie auch etliche viel Meilen tragen. Dann ſie bilden
ſich ein/ das der Teuffel/ welcher ſie auch an jhrer Walfarts Andacht
zu verſtoͤren gedencket/ dadurch weg getrieben werde. Solche Steine
muͤſſen dem Teuffel ſehr wehe thun.
Sonſten ſahen wir auch heute in Ardebil vor der Sonnen Auff-
gang der Perſer-Weiber/ uͤber 500. Stuͤck auff dem Todten-Acker
vmb die Graͤber herumb gehen vñ ſitzen ſehen jhre Todten zubeweinen/
etliche ſaſſen auff den Graͤbern vnd aſſen/ etliche hatten einen Knaben
fuͤr ſich ſtehen/ welcher vmbs Geld ein oder 2. Spruͤche auß dem Al-
coran leſen muſte. Etliche von den Fuͤrnembſten hatten Zelte vmb die
Graͤber geſchlagen/ damit ſie von niemand frembds geſehen wurden.
Solch beklagen der Todten geſchiehet auch zur Zeit jhres Orutz
oder Faſten. Darvon oben iſt gedacht worden.
Die H. Geſandten wurden heute abermal auß des Schach Sofi
Kuͤchen tractiret: mit Confect auß 9. groſſen Porcellanen/ vnd Spei-
ſen auß 6. Lenkeri oder verzihnten kupffern Gefaͤſſen.
Folgenden Tag ſtellete der Chan ein groß Panquet an/ lud die
Geſandten ſampt der gantzen Comitat darzu ein/ tractirte vns aber-
mal in einem andern ſchoͤnen Luſthauſe ſehr herꝛlich.
Den 27. dieſes gegen den Abend ließ Kelbelechan den Geſand-
ten zur guten newen Zeitung wiſſen/ daß der general Feldherꝛ Ruſtan
Chan jhm zugeſchrieben/ wie das der groß Tuͤrke zu Conſtantinopel
von den Rebellirenden Janitzaren wehre erſchlagen/ vnd viel andere
fuͤrnehme Haͤupter gefaͤnglich eingezogen worden/ woruͤber dann vnter
den Perſern ein groß Frolocken war. Der Chan ließ Freuden-Fewr
anzuͤnden/ Racketen werffen/ vnd darbey Trummel vnd Pfeiffen er-
ſchallen. Etliche hielten einen Fechtplatz/ lieffen mit hoͤltzern Sebeln/
Stecken vnd Rundartzen an einander/ in welchem exercitio wir auch
ſonſt zur andern Zeit an vnterſchiedlichen Orten die junge Mann-
ſchafft geſchefftig antraffen.
Froͤliche Zei-
tung das der
Tuͤrcke er-
ſchlagen.
Die H. Geſandten lieſſen den Perſern in jhrer Freude zu applau-
diren auß dreyen Stuͤcken zugleich 6. mahl Salve geben/ begaben ſich
auffs Dach jhres logimentes, von welchen Sie alle dieſe Luſt mit an-
ſehen kunten. Sie lieſſen daſelbſt die Trompeten blaſen vnd Trum-
mel ſchlagen/ welches dem Chan ſo wol gefiehl/ daß er zwo Fla-
ſchen Schyraſſerwein neben zwey groſſen Glaͤſern von Zucker Candi
angefuͤllet zu vns ſchickte.
Den 1. Maij wurde des Geſandten L. Cruſij Geburis vnd Na-
mens Tag mit Muſiciren/ Salve ſchieſſen vnd andern gratulationen
begangen/ auch gegen den Abend ein ſtatlich Convivium von den uͤber-
fluͤſſi-
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