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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
gehalten habe/ wie auch auß jtzterwehntem Orte beym Curtio etlicher
massen abzunemen. Theils weil der Könige Begräbnis darinnen/
theils auch wegen der starcken Handlung/ so von Einheimischen vnd
Frembden getrieben wird. Die Einwohner brauchen in gemein die
Türckische Sprache.

Die Polus höhe habe ich durch offt wiederholte observation all-Polus höhe
38. gr. 5. m.

hier 38. grad 5. min. befunden/ Longitudo aber ist 82. grad 30. m.

Die Stadt lieget in einer gar gleichen runden Ebene von 3. Mei-
len im diametro, welche rings vmbher mit hohen Gebirgen vmbschlos-
sen. Das höheste lieget nach Westen/ Sebelahn genant/ ist nimmer
ohne Schnee/ nach Südsüd Ost aber das Kilanische Gebirge Bakru.
Dieser Gebirge halber/ gibt es zu Ardebil eine vnbeständige/ bald
heisse bald sehr kalte/ vnd daher vngesunde Lufft/ daß offt/ sonderlich imVngesunde
Lufft.

Augusto vnd September/ welche Monat allbereit strenge Herbstlufft
mit sich führen/ viel Leute kranck werden/ viel gar hinsterben sollen.
Es wurden auch etliche der vnserigen/ ja der Gesandte BrüggemanLeg. Brügm.
vnd Medicus
werden kranck

vnd der medicus Hartm. Graman selbst mit harten Fiebern vnd ge-
fährlichen Kranckheiten befallen/ der Medicus zwar so hefftig/ daß
wir mit jhm an seinem Leben zweiffelten. Es war zuverwundern daßTäglicher
Sturm vnd
Staub.

täglich am Mittage/ wenn die Sonne am höhesten stehet/ ein Wir-
belwind entstunde/ welcher einen grossen Staub erweckete/ aber kaum
eine Stunde wehrete/ darauff es den gantzen Tag vnd Nacht wieder
stille war. Daher die Perser ein Sprichwort gemachet:

Saba Ardebil, Nimrus Kardebil.
Des Morgens Ardebil, Des Mittags Staubes viel.

Wegen so kalter Lufft wird in Ardebil weder Wein/ Melonen/
Granaten/ Citronen noch Pomerantzen gezeuget/ Apffel vnd Birn
aber hat es gnug. Die Bäume begunten erst im Außgange des Apri-
lis außzuschlagen/ sonsten aber wachsen vnter dem Gebirge/ da es
wärmer vnd die Lufft temperirter/ solche Fruchte: Vnter Bakru im
Dorffe Alaru schöne Melonen/ vnd in Baru die besten Agurcken/ in
gemein aber hat es fruchtbaren Ackerbaw/ vnd gute Vieheweyde.60. Dörffer
vmb Ardebil.

Daher rings vmb Ardebil in den grünen Awen 60. Dörffer gezehlet
werden. Die Vieheweyde selbiges Ortes bringet dem König jährlich
ein grosses ein. Dann die reiche Arabische wie auch Türckische Vie-
hehirten/ welche jhrer Nahrung halber theils sich zum Persischen
Glauben bekennen/ theils sich nur vnter des Schachs Schutz begeben/
vmb diese Gegend zuweyden/ vnd mit Viehe zuhandeln pflegen. DerSchöne Vie-
heweyde.

über das Viehe bestalter Schreiber erzehlte vns daß jnnerhalb 14. ta-
gen bey hundert tausend Schafe daselbst über die Brügke gangen wä-
ren. Es muß aber für jeglich Schaff zuweyden ein Kasbeki, oder
nach Holsteinischer Müntze 9. pfennig/ nach Meißnischer aber fünff-
tehalb Pfennig entweder an Viehe oder Gelde Zoll erleget werden/
im gleichen wens verkaufft wird/ wieder so viel/ solchen Zoll nennen sie

Tzau-
T t iij

Reiſe Beſchreibung.
gehalten habe/ wie auch auß jtzterwehntem Orte beym Curtio etlicher
maſſen abzunemen. Theils weil der Koͤnige Begraͤbnis darinnen/
theils auch wegen der ſtarcken Handlung/ ſo von Einheimiſchen vnd
Frembden getrieben wird. Die Einwohner brauchen in gemein die
Tuͤrckiſche Sprache.

Die Polus hoͤhe habe ich durch offt wiederholte obſervation all-Polus hoͤhe
38. gr. 5. m.

hier 38. grad 5. min. befunden/ Longitudo aber iſt 82. grad 30. m.

Die Stadt lieget in einer gar gleichen runden Ebene von 3. Mei-
len im diametro, welche rings vmbher mit hohen Gebirgen vmbſchloſ-
ſen. Das hoͤheſte lieget nach Weſten/ Sebelahn genant/ iſt nimmer
ohne Schnee/ nach Suͤdſuͤd Oſt aber das Kilaniſche Gebirge Bakru.
Dieſer Gebirge halber/ gibt es zu Ardebil eine vnbeſtaͤndige/ bald
heiſſe bald ſehr kalte/ vnd daher vngeſunde Lufft/ daß offt/ ſonderlich imVngeſunde
Lufft.

Auguſto vnd September/ welche Monat allbereit ſtrenge Herbſtlufft
mit ſich fuͤhren/ viel Leute kranck werden/ viel gar hinſterben ſollen.
Es wurden auch etliche der vnſerigen/ ja der Geſandte BruͤggemanLeg. Bruͤgm.
vnd Medicus
weꝛden kranck

vnd der medicus Hartm. Graman ſelbſt mit harten Fiebern vnd ge-
faͤhrlichen Kranckheiten befallen/ der Medicus zwar ſo hefftig/ daß
wir mit jhm an ſeinem Leben zweiffelten. Es war zuverwundern daßTaͤglicher
Sturm vnd
Staub.

taͤglich am Mittage/ wenn die Sonne am hoͤheſten ſtehet/ ein Wir-
belwind entſtunde/ welcher einen groſſen Staub erweckete/ aber kaum
eine Stunde wehrete/ darauff es den gantzen Tag vnd Nacht wieder
ſtille war. Daher die Perſer ein Sprichwort gemachet:

Saba Ardebil, Nimrus Kardebil.
Des Morgens Ardebil, Des Mittags Staubes viel.

Wegen ſo kalter Lufft wird in Ardebil weder Wein/ Melonen/
Granaten/ Citronen noch Pomerantzen gezeuget/ Apffel vnd Birn
aber hat es gnug. Die Baͤume begunten erſt im Außgange des Apri-
lis außzuſchlagen/ ſonſten aber wachſen vnter dem Gebirge/ da es
waͤrmer vnd die Lufft temperirter/ ſolche Fruchte: Vnter Bakru im
Dorffe Alaru ſchoͤne Melonen/ vnd in Baru die beſten Agurcken/ in
gemein aber hat es fruchtbaren Ackerbaw/ vnd gute Vieheweyde.60. Doͤrffer
vmb Ardebil.

Daher rings vmb Ardebil in den gruͤnen Awen 60. Doͤrffer gezehlet
werden. Die Vieheweyde ſelbiges Ortes bringet dem Koͤnig jaͤhrlich
ein groſſes ein. Dann die reiche Arabiſche wie auch Tuͤrckiſche Vie-
hehirten/ welche jhrer Nahrung halber theils ſich zum Perſiſchen
Glauben bekennen/ theils ſich nur vnter des Schachs Schutz begeben/
vmb dieſe Gegend zuweyden/ vnd mit Viehe zuhandeln pflegen. DerSchoͤne Vie-
heweyde.

uͤber das Viehe beſtalter Schreiber erzehlte vns daß jnnerhalb 14. ta-
gen bey hundert tauſend Schafe daſelbſt uͤber die Bruͤgke gangen waͤ-
ren. Es muß aber fuͤr jeglich Schaff zuweyden ein Kasbeki, oder
nach Holſteiniſcher Muͤntze 9. pfennig/ nach Meißniſcher aber fuͤnff-
tehalb Pfennig entweder an Viehe oder Gelde Zoll erleget werden/
im gleichen wens verkaufft wird/ wieder ſo viel/ ſolchen Zoll nennen ſie

Tzau-
T t iij
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[333/0379] Reiſe Beſchreibung. gehalten habe/ wie auch auß jtzterwehntem Orte beym Curtio etlicher maſſen abzunemen. Theils weil der Koͤnige Begraͤbnis darinnen/ theils auch wegen der ſtarcken Handlung/ ſo von Einheimiſchen vnd Frembden getrieben wird. Die Einwohner brauchen in gemein die Tuͤrckiſche Sprache. Die Polus hoͤhe habe ich durch offt wiederholte obſervation all- hier 38. grad 5. min. befunden/ Longitudo aber iſt 82. grad 30. m. Polus hoͤhe 38. gr. 5. m. Die Stadt lieget in einer gar gleichen runden Ebene von 3. Mei- len im diametro, welche rings vmbher mit hohen Gebirgen vmbſchloſ- ſen. Das hoͤheſte lieget nach Weſten/ Sebelahn genant/ iſt nimmer ohne Schnee/ nach Suͤdſuͤd Oſt aber das Kilaniſche Gebirge Bakru. Dieſer Gebirge halber/ gibt es zu Ardebil eine vnbeſtaͤndige/ bald heiſſe bald ſehr kalte/ vnd daher vngeſunde Lufft/ daß offt/ ſonderlich im Auguſto vnd September/ welche Monat allbereit ſtrenge Herbſtlufft mit ſich fuͤhren/ viel Leute kranck werden/ viel gar hinſterben ſollen. Es wurden auch etliche der vnſerigen/ ja der Geſandte Bruͤggeman vnd der medicus Hartm. Graman ſelbſt mit harten Fiebern vnd ge- faͤhrlichen Kranckheiten befallen/ der Medicus zwar ſo hefftig/ daß wir mit jhm an ſeinem Leben zweiffelten. Es war zuverwundern daß taͤglich am Mittage/ wenn die Sonne am hoͤheſten ſtehet/ ein Wir- belwind entſtunde/ welcher einen groſſen Staub erweckete/ aber kaum eine Stunde wehrete/ darauff es den gantzen Tag vnd Nacht wieder ſtille war. Daher die Perſer ein Sprichwort gemachet: Vngeſunde Lufft. Leg. Bruͤgm. vnd Medicus weꝛden kranck Taͤglicher Sturm vnd Staub. Saba Ardebil, Nimrus Kardebil. Des Morgens Ardebil, Des Mittags Staubes viel. Wegen ſo kalter Lufft wird in Ardebil weder Wein/ Melonen/ Granaten/ Citronen noch Pomerantzen gezeuget/ Apffel vnd Birn aber hat es gnug. Die Baͤume begunten erſt im Außgange des Apri- lis außzuſchlagen/ ſonſten aber wachſen vnter dem Gebirge/ da es waͤrmer vnd die Lufft temperirter/ ſolche Fruchte: Vnter Bakru im Dorffe Alaru ſchoͤne Melonen/ vnd in Baru die beſten Agurcken/ in gemein aber hat es fruchtbaren Ackerbaw/ vnd gute Vieheweyde. Daher rings vmb Ardebil in den gruͤnen Awen 60. Doͤrffer gezehlet werden. Die Vieheweyde ſelbiges Ortes bringet dem Koͤnig jaͤhrlich ein groſſes ein. Dann die reiche Arabiſche wie auch Tuͤrckiſche Vie- hehirten/ welche jhrer Nahrung halber theils ſich zum Perſiſchen Glauben bekennen/ theils ſich nur vnter des Schachs Schutz begeben/ vmb dieſe Gegend zuweyden/ vnd mit Viehe zuhandeln pflegen. Der uͤber das Viehe beſtalter Schreiber erzehlte vns daß jnnerhalb 14. ta- gen bey hundert tauſend Schafe daſelbſt uͤber die Bruͤgke gangen waͤ- ren. Es muß aber fuͤr jeglich Schaff zuweyden ein Kasbeki, oder nach Holſteiniſcher Muͤntze 9. pfennig/ nach Meißniſcher aber fuͤnff- tehalb Pfennig entweder an Viehe oder Gelde Zoll erleget werden/ im gleichen wens verkaufft wird/ wieder ſo viel/ ſolchen Zoll nennen ſie Tzau- 60. Doͤrffer vmb Ardebil. Schoͤne Vie- heweyde. T t iij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/379>, abgerufen am 22.11.2024.