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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
anzusehen waren. Hier begunte auch der Gesandte L. Crusius sich ü-
bel zubefinden/ wurde mit grosser Mattigkeit befallen/ daß Er nicht
mehr zu Pferde sitzen kunte/ sondern auff der Senffte muste getragen
werden. Jmgleichen befiehl auch vnser Pastor neben vielen andern/
welche theils in obgedachte Weiberkorbe gesteckt wurden/ theils
aber in manglung derer/ mit fort reiten musten. Der gute Pastor wur-
de so matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieses/ in welcher
wir 7. Meilen reiseten/ zum offtern von seinem Pferde absteigen vnd
sein Haupt zur Erden legen muste. War eine beschwerliche Reise.
Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der stärckeste/ klagte
niemals über Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beschrei-
bung der Reise/ zu welcher Er sonderliche Lust hatte/ desto emsiger sein
kunte. Wie Er dann von derselben ein dick Buch mit eigener Hand ge-
schrieben hinterlassen hat.

Den 15. dieses kamen wir gegen den Morgen in ein lustig Dorff
Araseng pa-
gus.
Araseng, in welchem wir einen Bach vnd schöne Garten so voller
Granaten vnd Mandel Bäume/ antraffen. Zu Abend machten wir
vns wieder auff/ giengen über flach Gebirge 6. Meilen/ vnd kerten den
Choskeru
Karwansera
16. dieses gegen Morgen in eine Carwansera, Choskeru genant/ ein.
Diese Carwansera ist groß vnd von Quadersteinen sehr wol vnd or-
dentlich gebawet/ hat viel gewölbete Gemächer vnd Ställe; Jn der
mitten einen grossen Hoff vnd beschlagenen Brunnen. Man sahe in
den Gemächern an den Wänden hin vnd wieder vielerley Schrifften/
von mancherley durchgereiseten Nationen in den Kalck geschnitten/
vnter andern waren auff dem forder Gebäwde folgende Namen vnd
Schrifften zulesen: Benedictus Oxenstirn. Jtem Johan Warder
1600. apr. 10. Worbey: Olim meminisse juvabit. Jtem: si nihil
abstuleris, ibis honore foras.
Hinten an einer andern Wand: Ja-
nus Docosius 1602. Aug.
12. Darbey dieser Vers:

Noli homines blandos nimium sermone probare,
Fistula dulce canit volucrem dum decipit auceps.
Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey:
Fata si miseros juvant, habes salutem,
Fata si vitam negant, habes sepulcrum.
Jtem:
Faemina dum plorat, Rusticus ebrius orat,
Mercator jurat, nemo credere curat.

Auß dieser Carwansera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der
Die Stadt
Saba.
Sonnen vntergang wieder fort/ vnd zwar selbige Nacht 9. Meilen
biß zur Stadt Saba. Weil wir aber noch vor Tage dieselbe erreiche-
ten/ blieben wir im Felde haltend/ biß Sie nach Auffgang der Sonnen
herauß kamen vnd vns einholeten. Selbige Stadt setzen die Perser

vn-

Ander Theil der Perſianiſchen
anzuſehen waren. Hier begunte auch der Geſandte L. Cruſius ſich uͤ-
bel zubefinden/ wurde mit groſſer Mattigkeit befallen/ daß Er nicht
mehr zu Pferde ſitzen kunte/ ſondern auff der Senffte muſte getragen
werden. Jmgleichen befiehl auch vnſer Paſtor neben vielen andern/
welche theils in obgedachte Weiberkorbe geſteckt wurden/ theils
aber in manglung derer/ mit fort reiten muſten. Der gute Paſtor wur-
de ſo matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieſes/ in welcher
wir 7. Meilen reiſeten/ zum offtern von ſeinem Pferde abſteigen vnd
ſein Haupt zur Erden legen muſte. War eine beſchwerliche Reiſe.
Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der ſtaͤrckeſte/ klagte
niemals uͤber Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beſchrei-
bung der Reiſe/ zu welcher Er ſonderliche Luſt hatte/ deſto emſiger ſein
kunte. Wie Er dann von derſelben ein dick Buch mit eigener Hand ge-
ſchrieben hinterlaſſen hat.

Den 15. dieſes kamen wir gegen den Morgen in ein luſtig Dorff
Araſeng pa-
gus.
Araſeng, in welchem wir einen Bach vnd ſchoͤne Garten ſo voller
Granaten vnd Mandel Baͤume/ antraffen. Zu Abend machten wir
vns wieder auff/ giengen uͤber flach Gebirge 6. Meilen/ vnd kerten den
Choskeru
Karwanſera
16. dieſes gegen Morgen in eine Carwanſera, Choskeru genant/ ein.
Dieſe Carwanſera iſt groß vnd von Quaderſteinen ſehr wol vnd or-
dentlich gebawet/ hat viel gewoͤlbete Gemaͤcher vnd Staͤlle; Jn der
mitten einen groſſen Hoff vnd beſchlagenen Brunnen. Man ſahe in
den Gemaͤchern an den Waͤnden hin vnd wieder vielerley Schrifften/
von mancherley durchgereiſeten Nationen in den Kalck geſchnitten/
vnter andern waren auff dem forder Gebaͤwde folgende Namen vnd
Schrifften zuleſen: Benedictus Oxenſtirn. Jtem Johan Warder
1600. apr. 10. Worbey: Olim meminiſſe juvabit. Jtem: ſi nihil
abſtuleris, ibis honore foraſ.
Hinten an einer andern Wand: Ja-
nus Docoſius 1602. Aug.
12. Darbey dieſer Vers:

Noli homines blandos nimiùm ſermone probare,
Fiſtula dulce canit volucrem dum decipit aucepſ.
Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey:
Fata ſi miſeros juvant, habes ſalutem,
Fata ſi vitam negant, habes ſepulcrum.
Jtem:
Fæmina dum plorat, Ruſticus ebrius orat,
Mercator jurat, nemo credere curat.

Auß dieſer Carwanſera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der
Die Stadt
Saba.
Sonnen vntergang wieder fort/ vnd zwar ſelbige Nacht 9. Meilen
biß zur Stadt Saba. Weil wir aber noch vor Tage dieſelbe erreiche-
ten/ blieben wir im Felde haltend/ biß Sie nach Auffgang der Sonnen
herauß kamen vnd vns einholeten. Selbige Stadt ſetzen die Perſer

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[366/0412] Ander Theil der Perſianiſchen anzuſehen waren. Hier begunte auch der Geſandte L. Cruſius ſich uͤ- bel zubefinden/ wurde mit groſſer Mattigkeit befallen/ daß Er nicht mehr zu Pferde ſitzen kunte/ ſondern auff der Senffte muſte getragen werden. Jmgleichen befiehl auch vnſer Paſtor neben vielen andern/ welche theils in obgedachte Weiberkorbe geſteckt wurden/ theils aber in manglung derer/ mit fort reiten muſten. Der gute Paſtor wur- de ſo matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieſes/ in welcher wir 7. Meilen reiſeten/ zum offtern von ſeinem Pferde abſteigen vnd ſein Haupt zur Erden legen muſte. War eine beſchwerliche Reiſe. Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der ſtaͤrckeſte/ klagte niemals uͤber Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beſchrei- bung der Reiſe/ zu welcher Er ſonderliche Luſt hatte/ deſto emſiger ſein kunte. Wie Er dann von derſelben ein dick Buch mit eigener Hand ge- ſchrieben hinterlaſſen hat. Den 15. dieſes kamen wir gegen den Morgen in ein luſtig Dorff Araſeng, in welchem wir einen Bach vnd ſchoͤne Garten ſo voller Granaten vnd Mandel Baͤume/ antraffen. Zu Abend machten wir vns wieder auff/ giengen uͤber flach Gebirge 6. Meilen/ vnd kerten den 16. dieſes gegen Morgen in eine Carwanſera, Choskeru genant/ ein. Dieſe Carwanſera iſt groß vnd von Quaderſteinen ſehr wol vnd or- dentlich gebawet/ hat viel gewoͤlbete Gemaͤcher vnd Staͤlle; Jn der mitten einen groſſen Hoff vnd beſchlagenen Brunnen. Man ſahe in den Gemaͤchern an den Waͤnden hin vnd wieder vielerley Schrifften/ von mancherley durchgereiſeten Nationen in den Kalck geſchnitten/ vnter andern waren auff dem forder Gebaͤwde folgende Namen vnd Schrifften zuleſen: Benedictus Oxenſtirn. Jtem Johan Warder 1600. apr. 10. Worbey: Olim meminiſſe juvabit. Jtem: ſi nihil abſtuleris, ibis honore foraſ. Hinten an einer andern Wand: Ja- nus Docoſius 1602. Aug. 12. Darbey dieſer Vers: Araſeng pa- gus. Choskeru Karwanſera Noli homines blandos nimiùm ſermone probare, Fiſtula dulce canit volucrem dum decipit aucepſ. Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey: Fata ſi miſeros juvant, habes ſalutem, Fata ſi vitam negant, habes ſepulcrum. Jtem: Fæmina dum plorat, Ruſticus ebrius orat, Mercator jurat, nemo credere curat. Auß dieſer Carwanſera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der Sonnen vntergang wieder fort/ vnd zwar ſelbige Nacht 9. Meilen biß zur Stadt Saba. Weil wir aber noch vor Tage dieſelbe erreiche- ten/ blieben wir im Felde haltend/ biß Sie nach Auffgang der Sonnen herauß kamen vnd vns einholeten. Selbige Stadt ſetzen die Perſer vn- Die Stadt Saba.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/412>, abgerufen am 22.11.2024.