Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.Ander Theil der Persianischen anzusehen waren. Hier begunte auch der Gesandte L. Crusius sich ü-bel zubefinden/ wurde mit grosser Mattigkeit befallen/ daß Er nicht mehr zu Pferde sitzen kunte/ sondern auff der Senffte muste getragen werden. Jmgleichen befiehl auch vnser Pastor neben vielen andern/ welche theils in obgedachte Weiberkorbe gesteckt wurden/ theils aber in manglung derer/ mit fort reiten musten. Der gute Pastor wur- de so matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieses/ in welcher wir 7. Meilen reiseten/ zum offtern von seinem Pferde absteigen vnd sein Haupt zur Erden legen muste. War eine beschwerliche Reise. Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der stärckeste/ klagte niemals über Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beschrei- bung der Reise/ zu welcher Er sonderliche Lust hatte/ desto emsiger sein kunte. Wie Er dann von derselben ein dick Buch mit eigener Hand ge- schrieben hinterlassen hat. Den 15. dieses kamen wir gegen den Morgen in ein lustig Dorff Noli homines blandos nimium sermone probare, Fistula dulce canit volucrem dum decipit auceps. Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey: Fata si miseros juvant, habes salutem, Fata si vitam negant, habes sepulcrum. Jtem: Faemina dum plorat, Rusticus ebrius orat, Mercator jurat, nemo credere curat. Auß dieser Carwansera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der vn-
Ander Theil der Perſianiſchen anzuſehen waren. Hier begunte auch der Geſandte L. Cruſius ſich uͤ-bel zubefinden/ wurde mit groſſer Mattigkeit befallen/ daß Er nicht mehr zu Pferde ſitzen kunte/ ſondern auff der Senffte muſte getragen werden. Jmgleichen befiehl auch vnſer Paſtor neben vielen andern/ welche theils in obgedachte Weiberkorbe geſteckt wurden/ theils aber in manglung derer/ mit fort reiten muſten. Der gute Paſtor wur- de ſo matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieſes/ in welcher wir 7. Meilen reiſeten/ zum offtern von ſeinem Pferde abſteigen vnd ſein Haupt zur Erden legen muſte. War eine beſchwerliche Reiſe. Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der ſtaͤrckeſte/ klagte niemals uͤber Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beſchrei- bung der Reiſe/ zu welcher Er ſonderliche Luſt hatte/ deſto emſiger ſein kunte. Wie Er dann von derſelben ein dick Buch mit eigener Hand ge- ſchrieben hinterlaſſen hat. Den 15. dieſes kamen wir gegen den Morgen in ein luſtig Dorff Noli homines blandos nimiùm ſermone probare, Fiſtula dulce canit volucrem dum decipit aucepſ. Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey: Fata ſi miſeros juvant, habes ſalutem, Fata ſi vitam negant, habes ſepulcrum. Jtem: Fæmina dum plorat, Ruſticus ebrius orat, Mercator jurat, nemo credere curat. Auß dieſer Carwanſera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der vn-
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Ander Theil der Perſianiſchen
anzuſehen waren. Hier begunte auch der Geſandte L. Cruſius ſich uͤ-
bel zubefinden/ wurde mit groſſer Mattigkeit befallen/ daß Er nicht
mehr zu Pferde ſitzen kunte/ ſondern auff der Senffte muſte getragen
werden. Jmgleichen befiehl auch vnſer Paſtor neben vielen andern/
welche theils in obgedachte Weiberkorbe geſteckt wurden/ theils
aber in manglung derer/ mit fort reiten muſten. Der gute Paſtor wur-
de ſo matt vnd krafftloß/ daß Er die Nacht des 14. dieſes/ in welcher
wir 7. Meilen reiſeten/ zum offtern von ſeinem Pferde abſteigen vnd
ſein Haupt zur Erden legen muſte. War eine beſchwerliche Reiſe.
Der von Mandelslo aber war allezeit vnter vns der ſtaͤrckeſte/ klagte
niemals uͤber Schwachheit; Daher Er in auffmerckung vnd beſchrei-
bung der Reiſe/ zu welcher Er ſonderliche Luſt hatte/ deſto emſiger ſein
kunte. Wie Er dann von derſelben ein dick Buch mit eigener Hand ge-
ſchrieben hinterlaſſen hat.
Den 15. dieſes kamen wir gegen den Morgen in ein luſtig Dorff
Araſeng, in welchem wir einen Bach vnd ſchoͤne Garten ſo voller
Granaten vnd Mandel Baͤume/ antraffen. Zu Abend machten wir
vns wieder auff/ giengen uͤber flach Gebirge 6. Meilen/ vnd kerten den
16. dieſes gegen Morgen in eine Carwanſera, Choskeru genant/ ein.
Dieſe Carwanſera iſt groß vnd von Quaderſteinen ſehr wol vnd or-
dentlich gebawet/ hat viel gewoͤlbete Gemaͤcher vnd Staͤlle; Jn der
mitten einen groſſen Hoff vnd beſchlagenen Brunnen. Man ſahe in
den Gemaͤchern an den Waͤnden hin vnd wieder vielerley Schrifften/
von mancherley durchgereiſeten Nationen in den Kalck geſchnitten/
vnter andern waren auff dem forder Gebaͤwde folgende Namen vnd
Schrifften zuleſen: Benedictus Oxenſtirn. Jtem Johan Warder
1600. apr. 10. Worbey: Olim meminiſſe juvabit. Jtem: ſi nihil
abſtuleris, ibis honore foraſ. Hinten an einer andern Wand: Ja-
nus Docoſius 1602. Aug. 12. Darbey dieſer Vers:
Araſeng pa-
gus.
Choskeru
Karwanſera
Noli homines blandos nimiùm ſermone probare,
Fiſtula dulce canit volucrem dum decipit aucepſ.
Jtem A.D. 1602. 19. Aug: Worbey:
Fata ſi miſeros juvant, habes ſalutem,
Fata ſi vitam negant, habes ſepulcrum.
Jtem:
Fæmina dum plorat, Ruſticus ebrius orat,
Mercator jurat, nemo credere curat.
Auß dieſer Carwanſera zogen wir gegen Abend 3. Stunden vor der
Sonnen vntergang wieder fort/ vnd zwar ſelbige Nacht 9. Meilen
biß zur Stadt Saba. Weil wir aber noch vor Tage dieſelbe erreiche-
ten/ blieben wir im Felde haltend/ biß Sie nach Auffgang der Sonnen
herauß kamen vnd vns einholeten. Selbige Stadt ſetzen die Perſer
vn-
Die Stadt
Saba.
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